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Schulen in MV: Wer macht da eigentlich sauber?

Schulen in MV: Wer macht da eigentlich sauber?
Foto: Klaus Amberger

Wer sorgt dafür, dass die gut 600 Schulen im Land jeden Morgen wieder sauber sind? Zum Beispiel Simone Tessin und Peggy Sager, die in Rethwisch bei bad Doberan die Schule reinigen. Einblick in einen (fast) verborgenen Bereich der „guten Geister“.

Blaue Mikrofasertücher für Tische und Oberflächen, rosa für die Toiletten, gelbe für Waschbecken und die grünen für den Küchenbereich. Das ist die Farbenlehre für Simone Tessin und Peggy Sager. Beide Frauen gehören zu einem kleinen Team, das die Regionale Schule und die Grundschule in Rethwisch bei Bad Doberan sauber hält. Jeden Tag.

Papierkörbe leeren, Waschbecken schrubben, Seife auffüllen, Türgriffe und Schalter abwischen und desinfizieren, Flure und Räume fegen, Treppen und Handläufe nicht vergessen. „Wenn ich etwa um 20 Uhr alles geschafft habe, bin ich fix und fertig“, sagt Simone Tessin. Ihr Bereich ist die Grundschule und der Hort. Ab mittags wirbelt die 55-Jährige durch die Gebäude, ohne große Pausen, aber mit Obst und etwas zu trinken im Gepäck.

Gebäudereiniger reinigen alles

Jörg Kahl kommt gerade vorbei und bringt Nachschub: Papierhandtücher. Seit 25 Jahren arbeitet er in der Reinigungsfirma, die sein Vater gegründet hat. Vor 15 Jahren hat der Gebäudereiniger-Meister das Unternehmen übernommen. Für 35 Mitarbeiter ist er verantwortlich – etwa 60 Prozent sind Frauen. Neben Schulen reinigt die Firma Kahl aus dem Ostseebad Nienhagen Büros, Arztpraxen, Schiffe und Industrieanlagen. Auch Wellnessanlagen von Hotels.

„Gebäudereinigung ist systemrelevant“, sagt der 51-Jährige. Das merke man spätestens dann, wenn die Reinigungskräfte mal nicht ihre Arbeit erledigen würden. In Mecklenburg-Vorpommern existieren rund 500 Reinigungsbetriebe. Mehr als 7000 Frauen und Männer beschäftigt hierzulande die Branche.

Bei Frost ist es nicht so schmutzig

Peggy Sager (33) lacht über die Frage: Welches Wetter ist für Reinigungskräfte an Schulen am besten? „Ich mag Bodenfrost – dann bleibt nicht viel Schmutz an den Schuhen der Kinder hängen, den sie mit ins Haus tragen“, sagt die fröhliche Frau mit dem Drachen-Tattoo auf dem rechten Unterschenkel. Und scherzt weiter: „Starkregen ist auch super – dann gehen die Schüler nicht hinaus.“

Seit zehn Jahren gehört Peggy Sager zum Kahl-Ensemble. Die gelernte Bäckereifachverkäuferin steht auf freie Wochenenden. „Deshalb habe ich den Beruf gewechselt.“ Sie mag es, viel herumzukommen (sie reinigt nicht nur Schulen), mag die Bewegung und die Kinder, die ihr „Hallo, Peggy!“ zurufen. „In meinem Wohnort Nienhagen grüßen mich schon mehr Kinder als Erwachsene.“ Sagt sie, lächelt und fährt bei einer Schulbank – mit einem blauen Lappen – fort: „Kritzeleien besprühe ich mit einem Reinigungsmittel, das die Oberfläche nicht angreift, und wische die kleinen Schmierereien ab.“ Alles, was geritzt wird, könne sie nicht „säubern“. 

Vor allem Räume, die mit Papierschnipseln zugemölt sind und in denen die Reste vom Anspitzen der Bleistifte verteilt sind und nicht im Mülleimer liegen, stören sie. Auch was Schüler manchmal in den Toiletten anstellen, erstaune sie. „Manchmal entschuldigen sich die Kinder, wenn sie mit Toilettenpapier herumgeschmissen haben und wir alles wieder ordentlich machen müssen“, sagt Simone Tessin.

Lästiger Mundschutz

Die Erfahrenste im Team ist relativ gelassen. „Ich mag den Umgang mit den Lehrern und Schülern.“ Für sie sind die Tage am anstrengendsten, an denen viel Sand in den Fluren liegt, der vom Hof mit hereingeschleppt wird. „So ist das eben.“ Jetzt, mit Corona, muss viel desinfiziert und Mundschutz getragen werden. „Die Maske ist lästig.“ Wenn niemand mehr im Gebäude ist, stellt sie ihr Radio an. Denn manchmal, wenn sie nur noch allein im Haus ist, ist es etwas zu einsam.

Der Verdienst könnte besser sein, aber . . .

Ihr Chef Jörg Kahl sagt: „Ja, es ist nicht so einfach, Fachkräfte zu bekommen.“ Liegt es vielleicht am nicht gerade üppigen Verdienst? „Viele Unternehmen würden sicherlich mehr Gehalt zahlen, aber es gibt zum einen viele Mitbewerber und andererseits sparen viele Auftraggeber oft bei der Reinigung.“ Es sei schwer, unter diesen Umständen angemessener zu entlohnen.

Simone Tessin kennt ihre Schule schon sehr lange. Sie war hier Schülerin, ihre Kinder bekamen hier Unterricht, eine Enkelin wurde hier eingeschult. Sie holt den Wischwagen, legt Besen und Handfeger ab. Als Letztes sind die Toiletten dran. „Die müssen gründlich gereinigt werden – da bin ich pingelig.“ Urlaub verbringt Simone Tessin am liebsten in Hotels. „Weil ich dort nicht selbst sauber machen muss.“

Klaus Amberger

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