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Schüler in MV: Endlich wieder Schule und Freunde

Schüler in MV: Endlich wieder Schule und Freunde
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Lara achtet wirklich auf Abstand. Die Siebenjährige steht in den Horträumen der Grundschule an der Carbäk in Broderstorf bei Rostock, lächelt und zeigt dabei ihre wunderschönen Zahnlücken. Dann sagt sie: „Ich will mich ja nicht anstecken.“ In der Hand hält sie ihren Mundschutz, darauf sind Einhorn-Köpfe zu sehen. „Ich mag, wenn jetzt wieder alle in die Schule kommen, am meisten habe ich Marie, Levke und Keno vermisst.“

Gestaffelter Unterricht, Abstand auch in den Pausen

So wie Lara freuen sich fast alle Kinder und Jugendliche in diesen Tagen, egal wie alt sie sind. Sie waren lange zu Hause wegen der Corona-Sperre der Schulen. Nun dürfen sie, allerdings mit vielen Einschränkungen und unter Beachtung diverser Umstrukturierungen der Abläufe, wieder alle zum Unterricht. Gestaffelt, nicht an jedem Tagen, separiert in kleinen Gruppen, mit Abstand und Mundschutz. Vor zwei Wochen durften schon die Abschlussklassen loslegen, auch ein paar andere Klassenstufen – aber das war erst gut ein Drittel der Schüler. Ab 14. Mai sind alle Klassen dabei. Zumindest in einem Mix aus Präsenz- und Hausunterricht.

Gut: Freunde treffen. Schlecht: früh aufstehen.

In Satow sitzt ein Teil der 7a zum ersten Mal seit dem 16. März wieder in der Schule am See. Gerade beschäftigen sie sich mit ihrer Lehrerin Hennrika Nehls mit Prozentrechnungen. Arne Bigge (13) sagt: „Es ist gut, sich wieder mit anderen zu unterhalten, aber die Pausen sind langweilig, weil mein Freund in einer anderen Gruppe ist.“

Auch die Pausen sind an den Schulen gestaffelt, damit die Kinder so wenig Kontakt wie möglich haben. Hedy Kuhr (13) meint lächelnd: „Na ja, ich hatte keine Lust heute, wieder so früh aufstehen.“ Allerdings sei es schön, mal nicht zu Hause gestresst zu werden. Joy-Elain Geist (13) findet es wichtig, richtigen Unterricht zu bekommen: „Das Erklären neuer Themen funktioniert in der Schule besser.“ Der Unterricht sei momentan entspannter, berichtet Liz Decker (13), weil die Klassen in Gruppen geteilt wurden. „Aber dass wir einen Sicherheitsabstand zueinander halten müssen, ist doof.“ Für Mikko Ingold (14) heißt Schule, „endlich wieder Klassenkameraden treffen“.

Nebenbei läuft die Englisch-Prüfung

Die Satower Schulleiterin Heike Walter schaut unterdessen zur Englisch-Prüfung der 10. Klasse. „Lehrer lieben den Unterricht mit Kindern – wir freuen uns riesig, dass sie wieder hier sind, auch wenn zurzeit die Strukturen und Abläufe verändert sind und das sehr aufwendig ist, zu organisieren“, sagt die Pädagogin. Draußen wird das alte Schulgebäude gerade abgerissen, Sekretariat und Lehrerzimmer mussten vorübergehend in Container umziehen. „Den Kinder fehlten die sozialen Kontakte, jetzt achten wir darauf, dass sie möglichst Unterricht mit ihren vertrauten Klassenlehrern haben“, so die Leiterin. Die Schüler wollen auch darüber sprechen, was in den vergangenen Wochen passiert ist.

Überall steht in der Schule Desinfektionsmittel bereit. „Die Schulen wurden mit Corona geöffnet, nicht nach Corona – deshalb achten wir stark auf die Gesundheit“, betont sie. Und: „Es war wichtig, jetzt die Schulen wieder zu öffnen.“ Gar nicht mal wegen des Unterrichts, sondern weil die soziale Komponente so sehr wichtig ist. Außerdem hätten so die in letzter Zeit noch mehr geforderten Eltern mal einen Tag kein Kind zu Hause.

Zu Hause wurde es langweilig

In Behrenhoff bei Greifswald steht eine kleine Truppe auf dem Hof der Schule am Park: Jungs und ein Mädel der 9. Klasse, die in den kommenden Wochen ihre Berufsreife erlangen wollen. Pascal Hildebrandt sagt: „Ich habe mich auf die Schule gefreut, weil es langweilig war, so lange zu Hause zu sitzen.“ Allerdings sind ihm nach wie vor die Pausen zu kurz. Sein Klassenkamerad Kevin Mike Jahnke meint, dass er froh ist, endlich wieder seine Leute zu sehen. „Aber wir haben zurzeit weniger Schule – manche haben drei Tage, andere nur zwei Tage Unterricht pro Woche.“

Auch Leon Rößler hat festgestellt, dass „kaum Schüler auf dem Hof oder in den Schulbussen“ sind. Ihn stört vor allem, dass er durch die Neuorganisation des Unterrichts und der Pausen seine Freundin kaum noch sieht. Felix Krohn hat beobachtet, dass es nun in der Schule ziemlich ruhig geworden ist. „In den Klassen sitzen wir weit auseinander und wir haben zurzeit nicht alle Fächer“, erzählt der junge Mann. Aber dafür sehe er seine Kumpels. Klassenkameradin Elli Kutschan findet die neuen Regeln an der Schule gut: „Eine Ansteckung mit Covid-19 ist immer möglich, aber die Schule organisiert es super, dieses Risiko so gering wie möglich zu halten.“ Sie glaube aber, dass der reduzierte Unterricht für alle Schüler schlecht sei. Pascal Krabbe mag seinen Mundschutz nicht. „Der stört.“ Aber dafür macht die Schule Spaß nach der Langeweile der vergangenen Wochen.

„Es ist herrlich, die Schüler wieder zu sehen!“

Detlef Banse ist Sport- und Deutschlehrer an der Beruflichen Schule Bautechnik in Rostock. „Die Zeit ohne Schüler in der Schule war ätzend“, sagt er deutlich. Die Stille und die Leere im Schulgebäude waren beängstigend. Jetzt sind die Azubis in kleinen Gruppen wieder da. „Es ist herrlich, sie wieder zu sehen!“ Und die Schüler würden sich auch freuen, selbst solche, bei denen er es nicht erwartet hätte. Aber Sportunterricht sei noch verboten. „Dabei haben viele junge Leute nur noch Bewegung durch uns“, berichtet der 66-Jährige. Er wünsche sich, dass er mit seinen Schülern bald auf den Sportplatz darf. „Die sind doch erwachsen und können Abstand halten.“

Tagsüber Praktikum, abends Hausaufgaben

Die angehende Metallbauerin Martina Fink (27) ist froh, wieder in der Berufschule zu sein, auch wenn „jetzt die geballte Ladung an Aufgaben“ vermittelt werden muss. Azubi Maik Bartels (21) meint, dass es zu Hause entspannter war, um den Schulstoff zu lernen. Aber er hätte ein paar Leute und Lehrer vermisst. Für Kevin Zander (26) waren die vergangenen Wochen hart: Tagsüber im Praktikum, abends Hausaufgaben erledigen und eine zweijährige Tochter bespaßen. „Abends war oft die Konzentration schon im Keller“, berichtet Maurerkollege Max Brinkert (19). Mit regulären Berufschultagen sei es wieder besser und effektiver – schließlich stehen Abschlussprüfungen fürs 3. Lehrjahr vor der Tür.

Eltern haben’s nicht leicht, Lehrer viel zu tun

Sabine Kurda, Leiterin der Schule in Dassow ist froh, dass ihr Haus wieder mehr Leben ausstrahlt. „Es war toll, heute die 6. Klasse zu begrüßen“, erzählt sie. Gleichzeitig bewundert sie die Eltern: „Die müssen ihren Beruf ausüben, ihre Kinder betreuen, Lehrer spielen und sich vielleicht mit existenziellen Nöten beschäftigen – das ist kein leichter Spagat.“ Sie berichtet, dass sie die Freude der Schüler spüre, aber auch dass sie verhaltener geworden sind, dass die Corona-Krise sie vielleicht verunsichert hat.

Zurzeit gibt es mehr Arbeit als üblich für die Lehrer: Präsenzunterricht, Homeschooling und Abschlussprüfungen laufen parallel. Dazu Hygienemaßnahmen, Mundschutz und Abstand. „Das ist zwar anstrengend, aber wenn die Kinder nicht im Haus sind, vermissen wir sie.“

Brettspiele im Hort mit Distanz

Im Hort in Broderstof ist es spät geworden. Kinder spielen Brettspiele und sitzen dabei ungewohnt weit auseinander. Maja Mader sitzt über ihren Mathe-Hausaufgaben. „Ich habe gern zu Hause meine Aufgaben gemacht“, sagt die Zehnjährige. „Aber der Werkunterricht an der Schule hat mir wieder gefallen – ich konnte mein Traumkinderzimmer in einem Schuhkarton gestalten.“

Ein paar Meter weiter wird gerade Finja aus der 1. Klasse abgeholt: „Ich finde es super, wenn es wieder richtig losgeht und ich mit Freunden auf dem Schulhof spielen kann.“ Ihre Mutter, Eileen Peters, freut sich mit der Tochter: „Sie kann sich jetzt mit mehr Kindern austauschen.“ Nun hofft sie, dass der Sportunterricht bald in den Stundenplan rutscht. Denn der sei wichtig.

Erzieherin Diana Mai verabschiedet das letzte Kind des Tages. Alles hat heute geklappt, auch die Sache mit den Abstandsregeln. „Darauf müssen wir bei den Jüngsten extrem drauf achten“, sagt sie. Feierabend.

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Von Klaus Amberger

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