Schüler aus MV in der Corona-Krise: Sehnsucht nach Unterricht von Lehrern
Seit dem 16. März sind die Schüler wegen der Corona-Krise nun nicht mehr in ihren Schulen. Noch mindestens bis Anfang Mai, voraussichtlich länger, müssen die meisten ihren Unterrichtsstoff zu Hause lernen. Wie es ihnen in dieser Lage geht und was sie über die Veränderungen in ihrem Alltag denken, schreiben junge Leute von der Freien Schule in Rerik und von der Bernsteinschule in Ribnitz-Damgarten. Alle Meinungen stehen auf ostsee-zeitung.de/coronaschule
Kontaktverbot ernst nehmen?
Laura Memmo (14), Rerik: Das Kontaktverbot betrifft alle. Auch mich.
Es ist leider wohl nicht anders möglich, als mit Bußgeldern zu drohen, damit man sich an diese Regeln hält. Traurig genug, dass solche Bußgeldkataloge erst eingeführt werden müssen, damit alle verstehen, wie ernst die Lage ist. Der Mensch lernt wohl erst, wenn er dafür bezahlen muss. Leider ist die Kehrseite, dass die Ordnungsämter und Polizei dieses kontrollieren müssen. Diese haben eh schon personell einen großen Engpass. Mein Fazit: zu Hause bleiben – es ist ja nicht für immer.
Lockerungen kommen zu früh
Adina Barkowski (14), Rerik: Natürlich möchte man seine Großeltern sehen, aber ich persönlich sehe die Situation gerade so, dass man es einfach akzeptieren soll, dass momentan ein sogenannter Ausnahmezustand herrscht. Dazu finde ich die Lockerung viel zu voreilig und es geht um unseren eigenen Schutz. Daher würde ich es erstmal so lassen, dass jeder da bleibt, wo er ist, und die Füße stillhält. Umso schneller können wir unsere Familie wiedersehen. Ich lehne eine Lockerung ab, da der Höhepunkt noch nicht erreicht ist.
Bin konzentrierter in der Schule
Justus Oliver Alms (15), Ribnitz-Damgarten: Die Schulschließung ist für die Gesundheit gut, aber für die Schüler nicht, weil sie sich schnell ablenken lassen und nicht so konzentriert arbeiten wie im Unterricht.
Ohne Lehrer macht man mal schnell andere Sachen. Zum Beispiel bin ich dann am Handy oder am Computer. Was ich auch schade finde ist, dass ich meine Freunde nicht mehr sehen oder treffen kann. Ich fand es schön, dass die Tage in der Schule geplanter waren. Ich hätte es am Anfang nie gedacht, aber ich freue mich wieder auf die Schule.
Lehrer vermitteln Stoff besser
Jonas Haase (14), Rerik: Schüler bekommen täglich neue Aufgaben, die meist sehr umfangreich sind. Mir fällt es schwer, den neuen Stoff selbstständig anzueignen. Denn dafür haben wir ja eigentlich die Lehrer, die uns die Themen am besten beibringen können. Ich wäre besser, wenn wir weniger Aufgaben bekommen würden, die dann aber umfangreicher wären, so dass man viel Zeit hat, das Thema möglichst gut zu verstehen. Meine Eltern, welche beide in Vollzeit arbeiten gehen, unterstützen mich so gut sie können. Sie sind aber keine Lehrer.
Schulunterricht ist besser als Homeschooling
Daniel Zajcev (14), Ribnitz-Damgarten: Das Coronavirus sollte man ernst nehmen, auch wenn es manchmal schlimmer dargestellt wird, als es wirklich ist. Trotzdem ist es gefährlich. Die verlängerte Schulschließung ist auf jeden Fall berechtigt. Es wäre nicht in Ordnung, viele Schüler so eng in einem Gebäude zu haben, wenn ein gefährliches Virus die Runde macht. Den Stoff, den man in der Schule lernen würde, lernen wir zu Hause. Mich persönlich stört diese Quarantäne nicht, da ich auch sonst selten hinausgehe. Jetzt mehr Zeit für Serien, die ich längst durchgucken wollte. Ich finde die Schulen sollten so lange wie nötig geschlossen bleiben. Aber sie sollten so schnell es geht wieder geöffnet werden, denn Unterricht mit Lehrern ist besser als Homeschooling.
Ohne Hansa ist es schwierig
Lukas Krohn (14), Ribnitz-Damgarten: Das Coronavirus ist sehr ernst zu nehmen. Er wird zwar meistens in den Medien überspitzt dargestellt, ist aber trotzdem ein Virus, das man nicht unterschätzen sollte. Viele diskutieren darüber, ob Schulen noch länger geschlossen bleiben sollen. Meiner Meinung nach geht es in Ordnung, weil es an den Schulen vielleicht Kinder mit Vorerkrankungen geben könnte, so wie mich. Was ich am Homeschooling gut finde ist, dass man sich aussuchen kann, welches Fach man zuerst macht. Ich finde aber Homeschooling eher schlecht, da man meiner Meinung nach schlechter lernt. Ich persönlich finde es einfacher, in der Schule zu lernen. Mir bereitet Corona keine großen Sorgen, da ich den ganzen Tag über zu Hause bin. Meine Zeit nutze ich jetzt dafür, die Aufgaben von der Schule zu machen oder mit Freunden zu zocken. Lehrer fehlen mir nicht besonders, nur Freunde. Wenn alles wieder geöffnet hat, werde ich als erstes ins Ostseestadion gehen, weil es ohne Hansa Rostock echt schwierig ist. Die Schulen sollten, so lange es nötig ist, geschlossen bleiben, aber auch schnell öffnen, da persönlicher Unterricht besser ist als Homeschooling.
Wir fühlen uns nicht frei
Julie Paulin Thews (14), Ribnitz-Damgarten: Meiner Meinung nach sind alle Konsequenzen, die vereinbart wurden, gerechtfertigt. Allerdings fällt einigen alles nicht so leicht, wie zum Beispiel das Homeschooling. Man ist als Kind oder Jugendlicher zum Teil überfordert damit. Man fühlt sich nicht frei und vermisst seine Freunde sehr. Ich hoffe, dass das Ganze bald ein Ende hat, wir unsere Freunde wiedersehen, wieder in die Schule können, um wieder Spaß haben zu können.
Jugendliche halten in der Schule keinen Abstand
Angelie Krupinski (14), Ribnitz-Damgarten: Das Coronavirus ist echt schlimm. Die Schulen sind geschlossen und es gibt kein normales Leben mehr. Dass die Schulen geschlossen bleiben, finde ich gut, weil wir Jugendlichen in den Pausen keinen Abstand halten. Wenn es einer in der Schule hat, verbreitet es sich und es fängt von vorn an. Es treibt die Menschen in finanzielle Probleme. Das Homeschooling macht mir Spaß, weil ich zu Hause viel Zeit damit verbringe, meine Aufgaben so gut wie es geht zu schaffen. Es bereitet mir schon Sorgen wegen meinen Eltern und Großeltern. Ich nutze meine Zeit auch mit meiner Familie, das zu machen, was vorher nicht ging. Meine Freunde fehlen mir sehr. Wenn alles vorbei ist, werde ich mich mit ihnen treffen.
Fühle mich gestresst, überfordert und eingeengt
Josephine Kindermann (14), Ribnitz-Damgarten: Im Internet wird das Thema zu sehr dramatisiert. Trotzdem sind die Einschränkungen, die bisher bestehen, wichtig, um das Virus einzuschränken und zu stoppen. Das Problem ist nur, es müssen sich alle an die Regeln halten, was manche nicht tun. Ich habe Angst, dass Leute, die zur Risikogruppe zählen, oder ältere Menschen sich anstecken. Aber sonst habe ich keine Angst vor dem Virus. Trotzdem fühle ich mich gestresst, überfordert und eingeengt durch die Schulaufgaben. Da Schüler jetzt viel Disziplin zeigen müssen, habe ich das Gefühl, dass ich so gut wie nichts schaffe.
Noch zu viele Menschen draußen
Angelina Heck (14), Ribnitz-Damgarten: Reichen die aufgestellten Regeln aus? Aus meiner Sicht sind noch viel zu viele Menschen draußen, vor allem alte Menschen. Ich finde es gut, dass die Schule geschlossen hat, denn hätte sie auf, gäbe es mehr Infizierte. In einigen Fächern kriegen wir viele Aufgaben, die wir an einem Tag nicht schaffen. Cool ist, dass ich nicht so früh aufstehen muss. Ich darf kaum mehr hinaus, um Freunde zu treffen, wofür ich aber Verständnis zeige. Klar, sie fehlen mir. Ich hoffe, dass ich schnell wieder in die Schule gehen kann, denn das Homeschooling bringt mir nicht viel. Somit würde ich eine Ausgangssperre empfehlen, wo man nur noch zur Apotheke und zum Supermarkt allein gehen könnte, damit wir diese Pandemie schnell bekämpfen können.
Nach der Krise gehe ich ins Fußballstadion
Moritz Habeck (14), Ribnitz-Damgarten: Ich finde es richtig, dass die Schulen geschlossen sind, da sich in der Schule viele Kinder anstecken können. Am Homeschooling nervt mich, dass man sich neuen Stoff selbst beibringen muss und nicht weiß, ob es richtig ist. Das Coronavirus macht mir ein wenig Sorgen, da man nicht weiß, wann die Situation vorbei ist und man nicht wirklich etwas unternehmen kann. Ich nutze meine Zeit, um mich etwas zu entspannen, obwohl es nicht so einfach ist. Trotzdem sollten die Schulen wieder geöffnet werden, weil man in der Schule mehr lernt als zu Hause. Wenn alles wieder geöffnet hat, werde ich als erstes ins Fußballstadion gehen, da ich Fußballfan bin. Als Schlussfolgerung bin ich dafür, dass die Schulen wieder geöffnet werden und dass die Krise wieder ein Ende hat.
Schüler aus MV in der Corona-Krise: Viele vermissen Freunde und Schule
Schüler aus MV über die Corona-Krise: Zwischen Angst und Verständnis
Von Klaus Amberger