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„Roter Himmel“: Mehr als Strand und Romantik

„Roter Himmel“: Mehr als Strand und Romantik
Foto: Christian Schulz/Schramm Film

Eine Fahrt ans Meer, Tage am Strand, ein Ferienhaus mit Reetdach – Christian Petzold präsentiert in seinem neuen Film „Roter Himmel“ über 103 Minuten harmonische Bilder, hinter denen sich mehr verbirgt als eine Sommerromanze. Bei der Berlinale gewann der Film den Silbernen Bären, nun läuft er in den deutschen Kinos.


Es steht ein Sommerurlaub an der Ostsee an: Schriftsteller Leon und sein Kindheitsfreund Felix nehmen sich eine Auszeit. Leon will an seinem neuen Buch weiterarbeiten, Felix möchte sich an einer Kunstakademie bewerben. Gemeinsam nehmen sie sich vor, während des Urlaubs am Meer Fortschritte in ihrer Arbeit zu erzielen. Unerwarteterweise sind sie jedoch nicht die einzigen im Ferienhaus: Nadja leistet ihnen Gesellschaft. Gemeinsam mit ihr und Rettungsschwimmer Devid unterbricht Felix seine Arbeit gern, um Schwimmen zu gehen, im Garten zu essen und mehr. Leon dagegen ist betont genervt von Nadjas Anwesenheit und zeigt sich als verkopfter Intellektueller. Obwohl sich zwischen ihm und „der Russin“, wie er sie nennt, eine Romanze anbahnt, bleibt er außen vor: „Die Arbeit lässt es nicht zu.“

Mehr als eine typische Sommerromanze

Der Film bietet Zuschauenden mehr als zunächst vermutet. „Roter Himmel“ schafft es, weit über das Konzept „Romanze im Sommerhaus“ hinaus zu gehen. Ausgetauschte Blicke lassen die romantische Stimmung erahnen, ansonsten wäre sie gar nicht klar zu identifizieren. Genauer betrachtet lernen sich Leon und Nadja nie richtig kennen, sie bleibt ein Geheimnis und funktioniert als Sinnbild für all das, was sich Leon im eigenen Leistungswahn verbietet.

Auf subtile Art und Weise stellt der Film die Folgen der modernen Leistungsgesellschaft in einer Figur dar: Soziale Unsicherheit und Abstiegsängste der Mittelklasse verstecken sich hinter der Romanze im Ferienhaus. Darüber hinaus konfrontiert Petzold die Zuschauenden unterschwellig mit der Vergänglichkeit des Lebens. Um die Figuren des Films herum ist alles endlich – das Leben, der Erfolg, selbst der Wald. Fortwährend wird eine Bedrohung aufgebaut, die in Form von Waldbränden schleichend näher kommt. Fast schon behutsam, ohne großes Tamtam, entfaltet sich das Sinnbild im Verlauf des Films.

„Roter Himmel“: Show, don’t tell

Um die Parallelen zur Klimakatastrophe zu sehen, müssen Zuschauende schon mehr als nur zuschauen. Christian Petzold gelingt eine filmische Meisterleistung nach dem Motto: „show, don’t tell“. „Roter Himmel“ ist ein leichter Film, der jedoch tief berührt.

Von Alicia Homann


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