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Pressekritik von Rezo: Weckruf oder Zerstörung?

Pressekritik von Rezo: Weckruf oder Zerstörung?
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Zurschaustellung von Opfern, falsche Informationen und missverständliche Titel: Rezo hat ein neues Video mit dem Titel „Zerstörung der Presse“ veröffentlicht. Doch um die Zerstörung geht es dem Youtuber eigentlich nicht. Ein Kommentar.


Die Presselandschaft steckt in einer Krise. Einer Krise, die sich bereits lange vor der Corona-Pandemie und neuen Verschwörungsdynamik entwickelte. Lügenpresse, Fake-News – Vorwürfe wie diese wachsen, das Vertrauen sinkt. Die Presse selbst trägt an dieser Entwicklung eine Mitschuld – das sagt zumindest Youtuber Rezo in seinem aktuellen einstündigen Kritik-Video „Zerstörung der Presse“. Die Argumente des Youtubers sind stark. Doch der Titel des Videos birgt die Gefahr, dass der 27-Jährige missverstanden wird.

Fakten checken, ausgiebig recherchieren und Informationen in einen Kontext setzen: Rezo hat bereits in der Vergangenheit sein Potential als Journalist unter Beweis gestellt. Statt blanker Hetze führte er in seinem Video „Die Zerstörung der CDU“ die Missstände der konservativen Partei argumentativ vor Augen und sorgte für eine bundesweite Diskussion über die deutsche Politik. Damit machte sich Rezo zu einem Sprachrohr der frustrierten Millenials, während die sogenannte „Boomer-Generation“ zum Teil eher skeptisch reagierte.

Rezos Video: Kontroverse Diskussion

Und auch das aktuelle Video „Zerstörung der Presse“ setzt erneut eine kontroverse Diskussion in Gang. Eine Diskussion, die wohl schon unabhängig von Rezos Video ins Rollen gekommen ist. Doch ähnlich wie im Kritik-Video über die CDU gelingt es dem für seine blauen Haare bekannten Youtuber, Fakten übersichtlich darzustellen und auf diese Weise selbst denjenigen einen guten Überblick zu verschaffen, die sich womöglich nicht mit der Thematik auseinandersetzen.

In einzelne Kapitel unterteilt zeigt Rezo, wie Boulevard-Medien Verschwörungsdynamiken fördern, selbst große Verlagshäuser falsche Informationen verbreiten und welche Lügen und Spekulationen über ihn selbst verbreitet wurden. Eins ist klar: Rezos Vorwürfe sind stichhaltig, gut belegt und für einige Zeitungen wohl ein Schlag ins Gesicht. Zerstört Rezo also die Presse, wie er die CDU bereits zerstörte?

Vermutlich schon. Denn auch wenn Rezo bereits in seinen Videos mehrfach betonte, er wolle niemanden zerstören, sondern die selbst initiierten Zerstörung der Institutionen faktenbelegt aufzeigen: Letztlich haben seine Videos doch eine zerstörerische Macht in sich – wenn auch eine metaphorische. 17 Millionen Menschen sahen das CDU-Video, 1,3 Millionen Menschen schauten innerhalb nur eines Tages das Presse-Video. Rezos Videos gehen viral – und mit ihnen die doch eher missverständlichen Titel.

Rezo will Glaubwürdigkeit nicht nehmen

„Zerstörung der Presse“ – als der Titel sich in meine Video-Vorschläge auf Youtube reihte, wurde ich erst einmal wütend. Klar, ich schreibe offenbar selbst Presseartikel und als freie Autorin, fühlte ich mich irgendwie angegriffen: Will Rezo mein zukünftiges Berufsfeld zerstören? Will er der Presse die Glaubwürdigkeit nehmen, ähnlich wie es so viele Verschwörungstheoretiker tun? Bereits nach den ersten Minuten des Videos wird allerdings klar: Nein, das möchte der Youtuber nicht.

Doch wie Rezo selbst in Minute 28 betont: Überschriften lenken unterbewusst das Verständnis des Lesers. Während er an dieser Stelle die Presse für reißerische und missverständliche Titel kritisiert, macht er doch letztlich das gleiche mit seinem Titel. Denn die „Zerstörung der Presse“ ist eine Aussage, die ebenso wie reißerische Online-Überschriften ein Gefahrenpotential birgt.

Zerstörungs-Titel: Pauschales und missverständliches Bild

Wie viel die Pressefreiheit und somit auch die Presse selbst für eine Demokratie bedeutet, dürfte spätestens mit einem traurigen Blick nach China oder Russland bekannt sein. Klar, der von Rezo gewählte Titel ist Teil seines Kritik-Konzepts – in diesem Fall vermittelt er aber ein pauschales und missverständliches Bild, das so in Rezos Video komplett gegenteilig vermittelt wird. Denn der Youtuber macht deutlich, dass auch er einigen Print-Medien sein Vertrauen schenkt. Immerhin schreibt er selbst eine Kolumne für die Zeit.

„Verkackt es nicht“ steht in Großbuchstaben im Thumbnail, also dem Vorschaubild des Pressekritik-Videos. Vielleicht verhilft Rezos angestoßene Debatte dem ein oder anderen Medium zum Überdenken der gesetzten Prinzipien. Denn das scheint Rezos Ziel zu sein: Ein Weckruf und eben keine Zerströung.


Über den Autor/die Autorin:

Nina Hoffmann

Nina (24) studiert Soziologie und kennt somit alle Sprüche über eine Karriere als Taxifahrerin. Statt an ihren Fahrkünsten zu feilen, liest sie lieber Texte über Gender-Fragen und Emanzipation - oder noch besser: Die dazugehörigen Kommentare der Facebook-Nutzer/innen.

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