Politische Sachbücher: MADS stellt Highlights vor
Von Wahlen über Staatsfinanzen bis hin zum Patriarchat: MADS empfiehlt sechs politische Sachbücher, die Wissen auf einfache und spannende Weise vermitteln.
„Das Buch, das (fast) alles erklärt“ (2023) von Jennifer Sieglar und Tim Schreder
Der Spiegel-Bestseller „Das Buch, das (fast) alles erklärt: Politik, Wirtschaft und Weltgeschehen endlich verstehen“ von den Moderatoren der ZDF-Nachrichtensendung „logo!“, Jennifer Sieglar und Tim Schreder, bietet auf 352 Seiten einen Überblick über viele wichtige Themen. Dazu zählen Wahlen, Europäische Union, politische Bündnisse wie UN und NATO, Nahostkonflikt und Krimkrise, die wichtigsten weltweiten Preise, Sport, Pandemien, Föderalismus, Verschwörungstheorien, Klimawandel, Atomkraft, Rassismus und Aktien.
In vielen Unterkapiteln werden politische Konflikte, weltweite Gremien und Missstände in der politischen Lösungsfindung behandelt. Die Autoren weichen nicht davor zurück, auf sympathische und sarkastische Art und Weise aktive Kritik an politischen Akteuren und Entscheidungen zu üben und geltende Werte sowie herrschende Systeme zu hinterfragen.
Insgesamt ist es ein gutes Nachschlagebuch bei Fragen und Überlegungen zu einem spezifischen Thema, kann aber auch von vorne bis hinten durchgelesen werden, um das Allgemeinwissen für die nächste Diskussion beim Familientreffen aufzufrischen. Mit 13 Oberthemen bieten die Moderatoren eine gute Grundlage, für die gar kein bis wenig politisches Vorwissen erforderlich ist.
Von Sandra Kopa
„Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert“ (2013) von Marietta Slomka
Schon 2013 bot die heute 55-jährige Journalistin und Fernsehmoderatorin Marietta Slomka mit ihrem Sachbuch „Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert“ einen Blick hinter die Kulissen der Macht. Auf 545 Seiten setzt sich die „Frontfrau des ZDF für Nachrichten und politische Analyse“ mit deutscher, europäischer und weltweiter Politik auseinander. Genauer stellt sie mit „Welche Stimme ist wirklich wichtig?“, „Wie viel Ahnung hat ein Minister?“ und „Wie viel Markt, wie viel Staat?“ kritische Fragen, auf die sie direkte Antworten liefert.
Entstanden sei dabei insgesamt ein „spannend zu lesendes Handbuch für Bürger, die wissen wollen, was das Abenteuer Politik ist und warum jeder daran teilhaben kann“, heißt es in der Inhaltszusammenfassung des Buches.
Von Sandra Kopa
„Das politische System Deutschlands – für Dummies“ (2018) von Sebastian Wolf
Wer sich für politische Themen interessiert, aber einfach keinen Zugang zu gestelzter Fachliteratur findet, kann sich über die „Für Dummies“-Reihe freuen. Ursprünglich als Computerreihe erschienen, findet sich mittlerweile zu fast jedem Thema ein ausführliches Sachbuch.
In „Das politische System Deutschlands – für Dummies“ stellt Sebastian Wolf, der Professor für Sozialwissenschaften an der MSB Medical School in Berlin ist, das politische System der Bundesrepublik Deutschland vor und beantwortet wichtige Fragen rund um die Politik. Wie für die „Für Dummies“-Reihe üblich ist auch dieser Band klar strukturiert, mit anschaulichen Beispielen untermalt und einer Prise Humor versehen.
Auf etwas mehr als 320 Seiten werden 1. die Entstehung der Bundesrepublik und die Inhalte unseres Grundgesetzes, 2. nicht staatliche politische Akteure, 3. die Verfassungsorgane auf Bundesebene, 4. Kommunalpolitik und 5. Gesetzgebung und politische Prozesse einfach erklärt. Das Buch eignet sich damit perfekt für Schülerinnen und Schüler mit dem Leistungskurs Politik, (Nebenfach-)Studierenden der Politikwissenschaft oder politisch Interessierte, die sich vor der nächsten Wahl informieren wollen.
Wer sich darüber hinaus auch für internationale Politik interessiert, kann einen Blick in das Buch „Politik für Dummies“ werfen, das im Mai 2025 erscheinen wird.
Von Kleopatra Kuhn
„Unlearn Patriarchy“ (2024) mit Beiträgen feministischer Autorinnen und Autoren
Das Buch „Unlearn Patriarchy“ ist ein Sammelwerk feministischer Autorinnen und Autoren, die mit ihren Texten allesamt ein Ziel verfolgen: patriarchale Strukturen verlernen. Und das fängt schon mit dem Line-up an. So erscheint in dem Band beispielsweise kein Text eines Cis-Mannes – diese Sichtweise sei bereits omnipräsent in der Gesellschaft und helfe diesem Buch somit nicht dabei, repräsentativ neue Impulse zu schaffen, so die Begründung.
Die Autorinnen und Autoren beschäftigen sich in ihren Essays mit Oberthemen wie Macht und Sprache, treten selbst als Expertin oder Experte auf und berufen sich zusätzlich auf wissenschaftliche Expertise. So soll das Patriarchat nicht einfach abgeschafft, sondern verlernt werden. So werden in den Essays die Dinge, die unseren Alltag beherrschen, eben jene Macht, Sprache oder auch Politik und Kapitalismus analysiert und auseinandergefaltet, um gezielt die patriarchalen Machtstrukturen zu erkennen und sie neu zu denken.
Bei den meisten Themen werden keine konkreten Lösungsvorschläge genannt, sondern vielmehr gilt es, aus gefestigten Denkmustern auszubrechen und sich nicht mit der aktuellen gesellschaftlichen Lage zufriedenzugeben, sondern neue Möglichkeiten und neue Ideen zuzulassen, um bewusst das Patriarchat zu verlernen.
Von Milla Stremme
„Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich – Die neue Klassenjustiz“ (2024) von Ronen Steinke
„Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich“: So heißt es im Artikel 3 des deutschen Grundgesetzes. Der Jurist, Journalist und Autor Ronen Steincke kontrastiert diesen gesetzlich festgeschriebenen Grundsatz in seinem Buch „Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich – Die neue Klassenjustiz“ jedoch mit den realen Gegebenheiten im juristischen Alltag. Anhand tatsächlicher Fälle klärt er über Ersatzfreiheitsstrafen auf und legt dar, warum arme Menschen bei gleicher Schuld eher in Haft kommen und unter härteren Bedingungen zu leiden haben.
Weiterhin räumt Steincke mit gängigen Irrtümern auf: Nicht jeder Mensch, der vor Gericht steht und sich keinen Anwalt leisten kann, bekommt in Deutschland etwa einen Pflichtverteidiger gestellt, wie es beispielsweise in Italien und den Niederlanden bereits der Fall ist. Neben der Darstellung systematischer Ungerechtigkeiten im Strafsystem bietet Steincke in seinem Buch zudem justizpolitische Lösungsansätze, die den Missständen entgegenwirken könnten.
„Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich“ ist nicht nur ein Plädoyer für mehr Gleichheit in der dritten Gewalt des Staates, sondern spricht ebenso die grundlegenden Probleme des Sozialstaates an. Wer gerne unter die glänzende Oberfläche der Judikativen blicken möchte und herausfinden will, warum Justizia besonders beim Thema Geld auf einem Auge blind ist, sollte Steincke lesen.
Von Imke Berg
„Gutes Geld“ (2024) von Philippa Sigl-Glöckner
In „Gutes Geld“ nimmt die Ökonomin Philippa Sigl-Glöckner die Lesenden mit auf eine Reise durch die verworrene Welt der Staatsfinanzen. Sie räumt mit gängigen Missverständnissen auf – zum Beispiel der Vorstellung, der Staat müsse wie ein privater Haushalt wirtschaften. Stattdessen zeigt sie, warum gerade ein Staat wie Deutschland Schulden machen kann und sogar muss, um in wichtige Dinge wie Bildung, Infrastruktur oder Klimaschutz zu investieren.
Besonders spannend ist das Buch mit Blick auf eskalierte Diskussionen um Schuldenbremsen und Haushaltsregeln der nun gescheiterten Ampel-Regierung. Die für so manche politische Akteure in Stein gemeißelten Regularien der Staatsverschuldung entlarvt sie als Farce. Geld sei kein Selbstzweck, sondern immer Mittel zum Zweck, und die Ökonomie sei vielmehr ein gesellschaftliches Konstrukt als klare Naturwissenschaft, erklärt die Autorin.
Wer erfahren will, warum es im Kapitalismus immer systembedingte Arbeitslosigkeit geben muss, und damit das Narrativ des faulen Arbeitslosen gekonnt ökonomisch entkräften will, sollte Sigl-Glöckner lesen. „Gutes Geld“ ist zudem ein Muss für alle, die die politischen Grabenkämpfe rund um Schulden und Finanzen besser verstehen wollen. Es bietet frische Argumente in einer ideologiegetriebenen Debatte, die dringend mehr Vernunft und Sachverstand braucht.
Von Imke Berg
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