Per Instagram zum Traumberuf: Lehrlingssuche über die Neuen Medien
Gebäudereiniger, Eisenbahner oder Fleischer – bei Jugendlichen sind diese Berufe eher unattraktiv. Wie gelingt es, den künftigen Lehrlingen die Tätigkeiten dennoch schmackhaft zu machen, das Image der Berufe aufzuwerten?
Die Frage stellen sich die Industrie- und Handelskammer (IHK) ebenso wie die Handwerkskammer zu Leipzig (HWK), immerhin suchen sämtliche Betriebe nach passenden Auszubildenden.
Die IHK bietet Schulabgängern auf einer „Lehrstellenbörse“ Orientierung.
Die HWK setzt gezielt auf neue Medien: Um 14- bis 20-Jährige anzusprechen, bespielt Andrea Wolter von der HWK seit 2012 einen Facebook-Kanal, inzwischen erreicht sie damit allerdings vor allem Menschen, die älter als 20 Jahre sind.
Seit etwa einem Jahr macht die HWK daher auch auf Instagram Werbung für Handwerksberufe, wünscht für die Gesellenprüfung viel Glück und informiert über Messen.
Auch auf einem Youtube-Kanal ist die Kammer vertreten. „Die Relevanz Sozialer Medien ist in den vergangenen fünf Jahren deutlich gestiegen“, sagt Wolter.
Gleichzeitig gehen Berufsberater an Schulen, auch Kindergartenkinder wollen sie fürs Handwerk begeistern.
Für die Schulabgänger bietet die HWK bereits zum zweiten Mal ein sogenanntes Speedpraktikum an. Innerhalb von fünf Tagen sollen etwa sechs Schüler in der letzten Februarwoche fünf Berufe kennenlernen. Sie bekommen dafür sogar ein Taschengeld. Einzige Bedingung: Die Jugendlichen müssen jeden Tag etwas auf einem Sozialen Netzwerk posten und von ihren Erfahrungen berichten.
So will die Kammer auch die Freunde der jungen Leipziger erreichen, an die sie nur sehr schwer herankommt, verrät Wolter. „Das Praktikum war letztes Jahr echt cool“, sagt sie. Ein Mädchen sei überraschenderweise total auf den Beruf des Metallbauers „abgefahren“. Um eben diese Horizonterweiterung ginge es bei dem Angebot.
Wolter empfiehlt Praktika auch, um mäßige Schulnoten zu kompensieren. Schüler könnten so die Betriebe von ihrem handwerklichen Geschick überzeugen.
Ein „Berufschecker“ des Zentralverbands der HWK auf Whatsapp gibt Orientierung im Jobangebot. Mittels eines kurzen Chats in Jugendsprache können Berufsanwärter herausfinden, welche Tätigkeit zu ihnen passt. „Läuft bei dir“ steht da zwischen Fragen nach der individuellen Tüftelbegeisterung und ob der Anwärter bereit ist, auch draußen zu arbeiten. Am Ende werden dem Heranwachsenden fünf Berufe vorgeschlagen, über die er sich weiter informieren kann.
„Die meisten Schüler kennen zehn Berufe und wissen gar nicht, was es sonst noch gibt“, hat Wolter festgestellt. Immerhin gibt es allein unter dem Dach der HWK 130 Ausbildungsberufe.
Die Bewerbungszeit für die Stellen, sowohl in Handwerk als auch in Industrie und Handel, läuft, die heiße Phase beginnt in den Winterferien.
Die meisten Ausbildungen beginnen dann im August oder September.
Von Theresa Held