OneWeb-Satelliten: Kommt das Internet für alle?
Airbus will mit dem Kooperationsprojekt OneWeb das Internet per Satellitennetzwerk auf der ganzen Welt verbreiten – und bereitet den ersten Raketenstart vor.
In der Wüste eben kurz die Mails checken, im Dschungel die neusten Nachrichten lesen: Es gibt Orte, da würden wohl die wenigsten mit Internetempfang rechnen. Ganz zu schweigen von nervigen Funklöchern – immer wieder auch in Deutschland.
Neue Projekte versprechen nun, die gesamte Welt mit günstigem Internetzugang zu versorgen – mithilfe von Satelliten im Weltraum. Kann das funktionieren?
Hinter dem Satellitenprojekt OneWeb steht auch Airbus
OneWeb Satellites heißt ein Vorhaben. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus und dem US-Telekommunikationsunternehmen OneWeb, hinter dem Internetpionier Greg Wyler steht.
Airbus ist für die Entwicklung der Satelliten zuständig. Am späten Mittwochabend sollen die ersten von ihnen an Bord einer Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ins All geschossen werden. Hunderte weitere sollen in den kommenden Jahren folgen – mit dem Raketenbauer Arianespace sind aktuell 21 Raketenstarts vereinbart. „Die Konstellation ist auf 900 Satellitenausgerichtet“, erklärt Nicolas Chamussy, Leiter der Raumfahrtsparte von Airbus.
Satelliten umkreisen die Erde in einer Höhe von 1200 Kilometern
Das Neue an dem Projekt ist, dass die Satelliten auf eine niedrige Erdumlaufbahn von 1200 Kilometern gebracht werden sollen. Aktuell gibt es Satelliten-basiertes Internet in der Regel von sogenannten geostationären Satelliten, die die Erde in mehr als 35.000 Kilometer Entfernung umrunden. Ebenfalls besonders ist, dass die Satelliten in Massenproduktion gefertigt werden – mehrere täglich werden gebaut. Sie sind kleiner und leichter als gewöhnliche Satelliten, daher können mit einem Raketenstart gleich eine Reihe von ihnen ins All befördert werden.
Auf der Erde kommunizieren Benutzerterminals mit den Satelliten im Weltraum. Im Fall von OneWeb funktioniert das über kleine Satellitenschüsseln, die auf dem Dach montiert sind und mit Solarstrom versorgt werden. Sie können 3G-, LTE- oder 5G- Internet sowie Wlan in die Umgebung bringen, verspricht OneWeb.
Noch gibt es Zweifel an der Qualität der Internetverbindung
Wie gut die Qualität des Internets sein wird, lasse sich vorher nicht exakt sagen, erklärt Roland Bless vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). „Weil die Satelliten eine relativ niedrige Umlaufbahn haben, ist davon auszugehen, dass die Verzögerung im Vergleich zu herkömmlichen geostationären Satellitenverbindungen recht kurz sein dürfte.“
Eine möglichst geringe Verzögerung ist ein wesentlicher Faktor für schnelles Internet. Allerdings sieht der Experte auch einen Nachteil in der Nähe zur Erde. „Die Funkfrequenzen dürften relativ hoch sein. Das heißt, Wetterbedingungen wie Nebel oder Wolken können die Empfangsbedingungen beeinflussen.“
Schafft OneWeb ein Internet für alle? Viele Fragen sind noch offen
Gibt es also in wenigen Jahren überall auf der Welt Internet? „Nun ja, vieles ist auch noch unklar“, gibt Bless vom KIT in Karlsruhe zu bedenken. Prinzipiell sei es schon denkbar, den Großteil der Erde auszuleuchten. Auch Orte ohne schnelles Internet in Deutschlandkönnten vom Weltraum-Netz profitieren. Allerdings brauche es eine Vielzahl von Benutzerterminals auf der Erde, die das Signal der Satelliten umwandeln. „Denn mit dem Smartphone allein kann man das Signal noch nicht empfangen“, so Bless. Das aber könnte teuer und aufwendig werden.
Auch die genaue Zusammenarbeit mit Telekommunikationsunternehmen ist noch nicht im Detail geklärt. Müssen Nutzer mit „OneWeb“, „Starlink“ oder anderen Anbietern einen eigenen Vertrag abschließen? „Das wäre natürlich eher unpraktisch“, so Bless. Oder kooperieren bestehende Unternehmen mit den Weltraum-Dienstleistern und zahlen Roaming-Gebühren? Dann würde der Kunde wohl gar nicht mitbekommen, wenn er das Weltraum-Internet nutzt. Offen ist zudem auch die Frage, ob das Netz wirklich für Menschen in allen Regionen der Welt erschwinglich sein wird.
Von RND/dpa