Neues Emoji: Wieso wir die Discokugel einem deutschen Radiomoderator verdanken
Wer entscheidet eigentlich, welche bunten Icons auf den digitalen Tastaturen landen? Radiomoderator Gero Simone weiß es, denn er hat selbst ein Emoji ins Leben gerufen. Wie ihm das gelungen ist, hat er MADS-Autorin Rabea erzählt.
Von lachenden und weinenden Gesichtern über böse Katzen, süße Affen, verliebte Pärchen und bunte Kleider bis hin zu Traktoren, Wasserpistolen und Sehenswürdigkeiten aus aller Welt – mittlerweile sind Hunderte Emojis fester Bestandteil der Tastaturen auf Smartphones und Tablets. Doch wer hat sich die kleinen bunten Icons eigentlich ausgedacht? Und wer entscheidet, welche es gibt? Gero Simone aus Köln ist diesen Fragen persönlich auf den Grund gegangen – mit besonderem Erfolg.
Die Idee für ein neues Emoji
Im Jahr 2018 fragte Gero, der als Moderator beim WDR-Radiosender 1LIVE in Köln arbeitet, seine Hörerinnen und Hörer, welche neuen Emojis sie sich wünschen. Prompt kamen viele Vorschläge. „Mit dabei war auch die Discokugel“, sagt der 32-Jährige. „Damit konnte ich mich gut identifizieren, denn die bisherigen Emojis, die für Party stehen, finde ich nicht wirklich modern und jung.“ Doch gibt es eine Möglichkeit, ein neues Emoji durchzusetzen?
Mit den Vorschlägen im Gepäck suchte sich Gero Hilfe bei Emojination, einer Organisation, die sich für die Entwicklung von neuen Emojis einsetzt. Dort erfuhr der Kölner, dass man bei der gemeinnützigen Organisation Unicode-Konsortium Anträge für neue Emojis stellen kann. Unicode sitzt in Kalifornien (USA) und entwickelt den sogenannten Unicode-Standard. Die Organisation legt also fest, welche digitalen Schriftzeichen es weltweit gibt. Zu diesen Zeichen gehören auch Emojis.
„Ich habe mich bei Emojination beraten lassen, mit welcher Idee wir die größten Erfolgschancen haben“, erzählt Gero. Heraus kam die Discokugel. Ein Grund dafür: Sie gilt laut der Enzyklopädie Emojipedia schon seit Jahren als das meistgewünschte Emoji.
Discokugel steht auch für Glitzer, Glamour und Fashion
Und was muss so ein Antrag beinhalten? „Es gibt viele Kriterien zu erfüllen. Ich musste zum Beispiel nachweisen, wie oft bei Google nach Discokugel gesucht wird“, sagt Gero. Außerdem dürfe das Emoji nicht zu speziell sein und sollte mehrere Bedeutungen haben, damit es jeder vielfach verwenden kann. Gero fragte erneut seine Radiocommunity nach den besten Argumenten. „Ich habe dann in den Antrag geschrieben, dass das Discokugel-Emoji nicht nur für Party und Feiern, sondern auch für Glitzer, Glamour und Fashion steht.“ Bilder von Promis im Glitzergewand oder Discokugeln als Bühnendekoration bei Konzerten sollten dies unterstreichen.
Wer einen Antrag stellt, sollte zudem auch einen Vorschlag parat haben, wie das neue Icon aussehen soll. Gero erzählt, er habe zusammen mit Emojination eine silber-graue Optik entworfen. Emojipedia habe aber auch einen Vorschlag eingereicht. „An den Designs orientieren sich nun die unterschiedlichen Hersteller wie Apple und Co. und entwerfen dann ihr eigenes“, erklärt Gero.
Genehmigung nach drei Jahren
Der Antrag für die Discokugel umfasste schließlich ganze 13 Seiten. Nach der Einsendung hieß es warten. Knapp drei Jahre vergingen, bis Unicode im September 2021 schließlich verkündete, die Discokugel werde künftig in das Repertoire von Emojis aufgenommen. Allerdings trägt sie offiziell nicht den Namen Discokugel, sondern „Mirror Ball“, also Spiegelball. Unicode hat zudem noch weitere Emojis genehmigt. Mit dabei sind zum Beispiel ein schmelzendes Gesicht, schwangere Personen, Luftblasen und eine Seerose.
Laut Gero, der das Auswahlverfahren stets verfolgte, werden die neuen Emojis auf Android-Geräten bereits im Oktober verfügbar sein. Apple-Nutzer müssten sich dagegen wohl noch bis zum nächsten Frühjahr gedulden.
Discokugel als Zeichen für Menschen mit Behinderung
Über die Genehmigung des „Spiegelballs“ freut sich nicht nur Gero Simone. Dass sich wirklich viele Nutzer dieses Icon gewünscht haben, zeigen zahlreiche Reaktionen im Internet. „Auf Twitter hat zum Beispiel jemand vorgeschlagen, dass man die Kugel als Symbol für Menschen mit Behinderung nutzt“, erzählt Gero. Die Begründung laute, dass es dafür bisher noch kein allumfassendes Zeichen gäbe. Die Userin meine, die Discokugel sei perfekt für die „disabled community“ – kurz „disco“.
Von Rabea Osol
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