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Netflix gräbt Kino das Wasser ab – „Kidnapping Stella“ mit Stars aus „Fack ju Göhte“

Netflix gräbt Kino das Wasser ab – „Kidnapping Stella“ mit Stars aus „Fack ju Göhte“
Foto: Netflix

Mit dem Thriller „Kidnapping Stella“ (streambar ab Donnerstag, 11. Juli) sichert sich Netflix erstmals einen deutschen Film zur globalen Verwertung. Die Hauptrollen des düsteren Thrillers spielen Jella Haase und Max von der Groeben.


Rein menschlich ist die Drei ja eine komplizierte Zahl, sie weist in Richtung Drama. In einer Wohngemeinschaft und der Liebe geht sie meistens schief, in einem Film ist Chaos aber unbedingt gewollt: Dort kann die Drei auch ein Versprechen sein.

Kidnapping Stella – Ursprünglich ein Film fürs Kino

Zum Beispiel im Netflix-Stück „Kidnapping Stella“, in dem drei Menschen miteinander feilschen, sich verführen und einander in die Schranken weisen. Die Drei steht wie ein Schmerz im Raum, der dieses Werk am Laufen hält.

Ursprünglich sollte der Film ins Kino kommen, dann hat sich Netflix die Rechte an der Regiearbeit von Thomas Sieben gesichert, der hier ein Remake des englischen Low-Budget-Thrillers „Spurlos – Die Entführung der Alice Creed“ aus dem Jahr 2009 vorlegt.

Sieben kann sich vom Original nie richtig lösen, ihm fehlt die eigene Handschrift. Dennoch bleibt der Film ein konzentriertes und geschickt erzähltes Kammerspiel, auch wenn die Bilder das Sterile nie ganz über Bord werfen.

Kidnapping Stella – Zwei alte Knastkumpel benötigen Geld

Vic (Clemens Schick) und Tom (Max von der Groeben) haben Stella (Jella Haase) entführt – sie arbeiten präzise wie ein Uhrwerk, sägen Bretter, um Fenster zu verdunkeln, bohren Schallschutz an die Wand, so beiläufig, als drückten sie den Finger in die Butter. Alles geht prächtig von der Hand, sie werden vorgestellt als Profis.

Im Grunde aber sind sie nur zwei alte Kumpel aus dem Knast, die Geld benötigen. Das Berlin des Films ist wie geschaffen für Entführungen, keiner guckt sich um, keiner greift ein, niemand hört zu, wenn eine junge Frau gekidnappt wird. Das Werk lebt unter einer Käseglocke: Nur drei Menschen treten auf, sonst ist hier alles leer gefegt, die Bordsteine, die Häuser, auch die Bilder des Films.

Berlin wird inszeniert als Geisterstadt, frei von jedem Inventar. Nur dieses Bett, auf dem die beiden Männer Stella fesseln, benötigt man als Möbelstück. Sie wird geknebelt. Wenn Stella klein muss: einen Finger heben. Wenn sie groß muss: zwei. Die Männer tarnen sich mit Masken, wie Eishockeytorwarte. Sie wollen 4 Millionen Euro von Stellas Vater, damit die Tochter freikommt.

Kidnapping Stella – Der Ex-Freund zählt zu den Entführern

Damit es schneller geht, schicken sie dem Mann ein Filmchen, wie sie der Tochter mit dem Bolzenschneider fast den kleinen Finger abtrennen. Minütlich wartet man auf eine Wirkung der Zahl Drei, denn alles läuft so reibungslos. Man staunt und nickt fast anerkennend.

Zwei Männer, eine Frau, das muss doch früher oder später aus dem Ruder laufen . Tatsächlich – nach einer halben Stunde liegt die Perfektion in Scherben. Vic ist kurz mal raus, Stella muss groß, Tom lässt sich von ihr niederschlagen. Sie erkennt: Tom zählt zu den Entführern.

Ihr Ex-Freund! Sie behauptet, sie sei im vierten Monat von ihm schwanger. Vic darf nicht wissen, dass Stella Tom gesehen hat, auch nicht, dass sich die beiden kennen. Jeder hat nun jeden auf dem Kieker.

Kidnapping Stella – Zwei „Fack ju Göhte“-Stars in einem Thriller

Jella Haase und Max von der Groeben sind sich bestens aus den „Fack ju Göhte“-Filmen vertraut, dort spielten sie zwei renitente Schüler, die noch jeden Lehrer kleinbekommen haben. Clemens Schick gibt im Neflix-Stück den abgeklärten Gegenpart, kühl bis ins Blut, ein Stratege auch im Angesicht des Kapitalverbrechens.

Haase und von der Groeben transportieren nicht die Anarchie der „Fack ju Göhte“-Filme in den Thriller, sondern das Wissen ums Scheitern aller Pläne. Seien es die Lehrpläne der Schule oder der Plan vom großen Lösegeld. Es gibt keinen Lacher in diesem Stück, mitunter aber schieres Entsetzen. Der Film ist freigegeben ab 16 Jahren.

Kidnapping Stella – Netflix tritt weiter massiv in Konkurrenz zum Kino

Netflix setzt also weiterhin auf Stoffe, die in klarer Konkurrenz zum Kino stehen. Auch wenn die Festivalleitung am wichtigen Festivalstandort Cannes einen Rückzieher machte und vorerst auf Werke verzichtete, die nicht im Kino laufen, bleibt der Streamingdienst am Ball. „Kidnapping Stella“ ist der erste Film aus Deutschland, den Netflix für die globale und exklusive Verwertung erworben hat. Premiere feierte er gerade auf dem Filmfest in München.

Wer wird gewinnen, das Kino oder Netflix? Diese Frage ist größer als jene, ob Stella sich retten kann. Sie hätte nicht zwei Finger heben sollen, als sie auf Toilette musste, sondern drei. Es ist die Zahl, in deren Schatten dieser Thriller steht.

Von Lars Grote / RND


Über den Autor/die Autorin:

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