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Nahostkonflikt: MADS erklärt die Begriffe Genozid und Massenmord

Nahostkonflikt: MADS erklärt die Begriffe Genozid und Massenmord
Foto: Christian Lademann/dpa

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel Anfang Oktober und dem weiter eskalierenden Nahostkonflikt fallen in den sozialen Medien häufig Begriffe wie Genozid und Massenmord. MADS erklärt, was diese Worte bedeuten und in welchem Zusammenhang sie zutreffend sind – und wann nicht.


In Social-Media-Beiträgen und Kommentarsektionen zum Nahostkonflikt fallen oft Begriffe, die nicht dem alltäglichen Sprachgebrauch entstammen. Dieses Wettrüsten der Sprache äußert sich auch in der Verwendung von emotional geladenen Begriffen wie Genozid oder Massenmord. Doch was bedeuten diese Begriffe eigentlich, worin liegt der Unterschied zwischen Genozid und Massenmord – und wann sollten diese Begriffe verwendet verwenden?

Nahostkonflikt: Was bedeuten Genozid und Massenmord?

Ein Genozid ist die gezielte und systematische Vernichtung einer ethnischen, religiösen, nationalen oder sozialen Gruppe, bei der die Täter die Absicht haben, die Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören. Dies kann durch Morde, körperliche oder seelische Schäden, Massenvertreibungen oder andere Mittel geschehen. Das wohl bekannteste Beispiel im Zusammenhang mit dem Wort Genozid ist der Holocaust während des Zweiten Weltkriegs, bei dem die Nationalsozialisten versuchten, die jüdische Bevölkerung zu vernichten.

Ein Massenmord hingegen ist eine allgemeinere Bezeichnung für die absichtliche Tötung einer großen Anzahl von Menschen. Der Begriff Massenmord ist nicht unbedingt mit der Absicht der Vernichtung einer bestimmten Gruppe verbunden. Ein Massenmord kann aus verschiedenen Gründen geschehen, beispielsweise politischen, ideologischen oder persönlichen Motiven. Ein Beispiel für Massenmord könnte ein Amoklauf an einer Schule sein, bei dem eine Person absichtlich viele Menschen tötet, jedoch ohne das spezifische Ziel, eine bestimmte Gruppe auszulöschen.

Unterschied in Absicht und Ziel

Der Hauptunterschied liegt also in der Absicht und dem Ziel der Taten. Ein Genozid zielt darauf ab, eine bestimmte Gruppe zu zerstören, während Massenmorde allgemein auf die Tötung einer großen Anzahl von Menschen abzielen, unabhängig von deren Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Das bedeutet, dass ein Genozid eine spezifischere Form des Massenmords ist.

Wie kann man nun den Angriff der Hamas oder den Gegenangriff durch Israel bezeichnen? Lisa Wiese, Doktorandin am Lehrstuhl für Europa-, Internationales und Öffentliches Recht an der Universität Leipzig hat diese Frage aus völkerrechtlicher Sicht beantwortet.

Für die Beurteilung eines Genozids sei die Zerstörungsabsicht entscheidend, und es müsse nachgewiesen werden, dass dies das einzige Handlungsziel des Täters ist. Dieser Nachweis könne jedoch oft schwierig sein. „Im Fall der Angriffe Israels auf Gaza allein können sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht als Genozid betrachtet werden. Israel hat nach den Angriffen der Hamas ein völkerrechtliches Selbstverteidigungsrecht, und der Einsatz von Gewalt allein gegen einen anderen Staat reicht nicht aus, um den Tatbestand des Genozids zu erfüllen“, erklärt Wiese.

Von Georg Krierer


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Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

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