MADS erklärt: So spricht man in Studentenverbindungen
Studentenverbindungen haben eine eigene, zuweilen für Unbeteiligte unverständliche Sprache. MADS erklärt die wichtigsten Grundbegriffe.
Studentenverbindungen sind längst nicht mehr den Bräuchen von Fechten und Blutseiden aus dem 19. Jahrhundert verpflichtet. Heute sehen einige sie vor allem als Möglichkeit, sich als zugezogener oder neuer Studierender schnell ein umfassendes Netzwerk aus Kontakten aufzubauen – wobei sich Interessierte jedoch genau mit der jeweiligen Verbindung auseinandersetzen sollten. Denn neben liberalen Verbindungen, in denen teils Männer und Frauen leben, gibt es noch immer auch viele konservative bis teils rechtsextreme Burschenschaften. Und obwohl nicht alle Verbindungen noch an veralteten Traditionen und konservativen Werten festhalten, ist die Burschensprache oft weiterhin Teil des Alltags. MADS erklärt die wichtigsten Vokabeln.
Erst „Fux“, dann „Bursche“ und „Philister“
Beim Eintritt in die Studentenschaft ist ein Anwärter nicht direkt ein vollwertiges Mitglied der Verbindung, sondern durchläuft zunächst eine Probephase. Die Person, die der Verbindung beitreten will, ist ein „Fux“ und muss in der Regel einmal die Woche Unterricht beim „Fuxmajor“ nehmen. Dieser führt in die Geschichte und Tradition des Verbandes ein, macht sie mit der „Fuxenfibel“ vertraut und bereitet sie auf ihre „Burschung“ vor. Generell haben Füxe weniger Rechte, aber auch weniger Pflichten in der Verbindung, um diese unverbindlich kennenzulernen.
Durch die Burschung wird ein Fux im nächsten Schritt zum „Burschen“ und ist damit ein vollwertiges Mitglied der Verbindung. Beendet ein Bursche jedoch sein Studium, wird er zum „Philister“, auch „Alter Herr“ genannt. In diesem Stadium der Mitgliedschaft zahlt das Mitglied weiterhin den Verbindungsbeitrag, ist aber von sonstigen Rechten und Pflichten befreit. Im Gegenzug wird der „Philister“ zu sämtlichen Veranstaltungen der Verbindung eingeladen. Alle gemeinsam – egal ob „Fux“, „Bursche“ oder „Philister“ – werden unter dem Begriff „Aktivitas“ zusammengefasst.
Studentenverbindungen: Das sind „Couleur „, „Papst“ und Co.
Eine Studierendenschaft wohnt nicht selten als große WG in einem eigenen Haus. Häufig gibt es dabei mindestens einen Gemeinschaftsraum oder Partykeller, in dem die Feten „adH“ steigen. „AdH“ ist dabei die gängige Abkürzung für „auf dem Haus“. Vor Betreten des Hauses scheinen einem dabei oftmals schon die „Couleur“, also Farben der Verbindung, auf einer Fahne entgegen. Je nach Verein kann es sein, dass die Farben der Verbindung in einer Schärpe über der Brust bei offiziellen Anlässen getragen werden müssen.
Eine weitere spezielle Gemeinsamkeit von Burschenschaften ist der sogenannte „Papst“. Das ist eigentlich nur ein schöneres Wort für Kotzbecken. Denn: Wo ausgelassen gefeiert wird, wird auch mal über die Stränge geschlagen. Daher ist ein „Papst“ im Partykeller oder Gemeinschaftsraum der Studentenhäuser ein Muss, sozusagen der Sauberkeit wegen.
Partys in Studentenverbindungen: Was ist der „Bierjunge“?
In Verbindungen wird vor allem eins: gefeiert. So gibt es in jeder Verbindung die sogenannten „Kneipen“. Das sind Treffen von Burschen der eigenen oder verschiedener Verbindungen, mal mit und mal ohne „Philister“. Eine Feier kommt dabei nie ohne ein Fass Bier aus. Für einen vollen Keller sorgt in der Verbindung immer der sogenannte „Bierwart“. Fällt zwischendurch das Wort „Bierjunge“, ist Achtung geboten. Hier geht es um ein Trinkspiel, bei dem zwei Burschen ein kleines Bier gegeneinander exen. Dem Gewinner gebührt Ehre, dem Verlierer Scham.
Von Jule Trödel
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