MADS erklärt: Esperanto – die Sprache der Gerechtigkeit?
International, lebendig, leicht: Die Sprache Esperanto, die vor mehr als hundert Jahren ins Leben gerufen wurde, soll eine gleichberechtigte Kommunikation zwischen Völkern ermöglichen und wird auch heute von Hunderttausenden gesprochen. Was steckt dahinter?
Das Zusammenbringen von Menschen war der erste Grund für die Erfindung der Sprache Esperanto. Diese wurde 1887 erstmals in Artikeln des polnischen Arztes Ludwik Lejzer Zamenhof veröffentlicht. Er wohnte damals in der Stadt Bickystok. Dort lebten Menschen aus den verschiedensten Ländern zusammen und grenzten sich durch ihre eigenen Sprachen von anderen ab. Mit seiner eigens entworfenen Sprache, wollte er die Menschen verbinden und verhindern, dass sich ein Land oder eine Kultur über die andere stellt.
Esperanto in Deutschland
In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurden vereinsähnliche Gruppen gebildet, in denen Esperanto gelehrt, gelernt und gesprochen wurde. In Deutschland entstand 1906 der deutsche Esperanto Bund, zu dem auch eine eigene Jugendorganisation gehört. Die Sprechenden dieser Sprache werden bis heute „Esperantinnen“ und „Esperanten“ genannt, die auch eigene Zeitschriften veröffentlichen oder Gastbeiträge in großen Zeitungen veröffentlichen, um die Sprache mehr zu etablieren.
Eine leichte Fremdsprache?
In vielen Artikeln wird mit der angeblichen Leichtigkeit der Sprache geworben, doch auf der Website des deutschen Esperanto Bundes steht: „Um es vorweg zu sagen: keine Fremdsprache ist leicht, auch nicht Esperanto.“
Für die Simplizität von Esperanto spricht die minimale Grammatik: Laut deutschem Esperanto Bund enden alle Substantive auf o, Verben in der einfachen Form auf i und Adjektive auf a. Unregelmäßige Verben gibt es nicht. Außerdem kommt Esperanto ohne komplizierte Aussprache-Regeln aus: Alles wird so ausgesprochen, wie es geschrieben wird. Die Betonung liegt immer auf der zweiten Silbe.
Wie die Universität Bremen informiert, wird der Plansprache allerdings Eurozentrismus vorgeworfen. Der Sprachblog „Mapes Colorides“ erläutert die Begründung dieser Kritik: Esperanto habe zwar den Anspruch, eine universelle und „neutrale“ Weltsprache zu sein. Phonologie, Grammatik und Vokabular seien allerdings fast ausschließlich nach germanischen, romanischen und slawischen Sprachen modelliert. Dementsprechend könnte man argumentieren, dass Esperanto für Menschen, die keine andere germanische, romanische oder slawische Sprache sprechen, nicht leichter zu erlernen ist, als sonstige germanische, romanische oder slawische Sprachen.
Wenn man sich mit der Sprache beschäftigen möchte, geht das auch ohne einen Verein. Im Internet, zum Beispiel auf der Website des deutschen Esperanto Bundes, gibt es zahlreiche Onlineübungen und auch auf Duolingo gibt es einen Esperantokurs.
Jugendliche für Esperanto
Seit 1951 gibt es in Deutschland auch eine sogenannte „Esperanto–Jugend“, die Treffen für junge Menschen veranstaltet, um die Sprache kennenzulernen. Im kommenden Herbst findet in Nürnberg zum Beispiel der „KEKSO“ („Kreema Esperanto-Kurso“, Esperanto für „kreativer Esperantokurs“) statt. Ob Neubeginnende oder Fortgeschrittene, dieses Treffen soll den Anreiz geben, die Sprache mit Leben zu füllen, damit sie nicht in Vergessenheit gerät und ihre Aufgabe erfüllen kann: Menschen zusammenbringen.
Von Sophie Sartison
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