Lisa und Lena über „Get Up“: „Wir müssen lernen, wer wir ohne einander sind“
Lisa und Lena Mantler sind als Creatorinnen bei Social Media bekannt. Nun spielen sie in einem Film mit. „Get Up“ dreht sich allerdings nicht nur um sie – MADS-Autorin Annika hat mit den vier Hauptdarstellerinnen über Erfahrungen und Herausforderungen am Set gesprochen.
Wer in den vergangenen acht Jahren Tiktok (früher musical.ly) oder Instagram genutzt hat, wird an zwei Mädchen nicht vorbeigekommen sein: Lisa und Lena. Die Zwillinge aus Stuttgart gehören zu den erfolgreichsten Influencerinnen dieser Plattformen, vor allem im deutschsprachigen Raum. Inzwischen sind die beiden 21 Jahre alt, erwachsen – und bereit, Neues auszuprobieren. Deswegen machen sie mit beim Kinofilm „Get Up“.
Ein Film für alle
Der Elefant im Raum: das Thema Influencer-Filme. Es kommt häufig vor, dass Social-Media-Bekanntheiten vor die Filmkamera wechseln. Der Knackpunkt liegt darin, ob diese Filme als solche gedacht oder um ihren berühmten Cast herum gebaut wurden. Lisa und Lena sind sich der Problematik bewusst und wissen sie einzuordnen. „Wir wollten keinen Film, in dem es nur um uns geht“, stellt Lisa klar. „In ‚Get Up‘ gibt es einen Vierer-Hauptcast, und jeder erzählt seine Story. Ich hoffe daher, dass die Leute nicht nur Social Media sehen, sondern einen Kinofilm.“
„Natürlich bringen wir eine gewisse Reichweite mit“, sagt Lena mit Blick auf die knapp 20 Millionen Follower auf Instagram. „Am Ende ist es aber spannend, was die Leute unabhängig von unserer Followerschaft dazu sagen. Es ist schließlich ein Film für jeden.“
„Get Up“ erzählt die Geschichte der Freundinnen Juli (Lisa Mantler), Alex (Lena Mantler), Ewa (Sinje Irslinger) und Nia (Jobel Mokonzi). Zusammen wollen sie als Skate-Gruppe bei einem Wettbewerb gewinnen, wobei jedes der Mädchen eine andere Motivation und andere Schwierigkeiten mitbringt. Es ist ein Film für Teenager, eine leichte Coming-of-Age-Geschichte mit einer Farbgebung, die Sommerfeeling in die Kinos holt. Die Vertrautheit passt zu Lisas und Lenas bisherigen Videos – und auch im Interview zeigt sich die Freundschaft zwischen den vier Hauptdarstellerinnen. So reden beispielsweise alle durcheinander, als das Thema Skaten aufkommt.
In „Get Up“ geht es um Skateboards
Während die Zwillinge bereits vor dem Dreh skaten konnten, mussten Sinje und Jobel erst lernen, auf einem Brett zu stehen. „Das muss man auch erst mal wollen!“, sagt Lisa begeistert. „Die beiden haben ‚Get Up‘ gelebt, aufstehen und neu versuchen.“ Jobel hat mittlerweile eine Formel entdeckt: „Skaten ist 50 Prozent trauen und 50 Prozent machen“ – Lisa geht sogar auf 80 Prozent trauen. Auf jeden Fall nehme der Respekt mit dem Alter zu, meint Jobel. Geholfen haben ihr Kinder auf der Skate-Anlage: „Ich dachte mir, wenn der Vierjährige einen Drop-in macht, kann ich das auch. Warum sollte ich denn aufgeben, sobald ich einmal falle?“ Sie witzeln darüber, wie eher Erwachsene als Kinder weinen würden, wenn mal etwas schiefgehe. Am Ende steht fest: Ohne Lockerheit funktioniert es nicht. „Skills kann man lernen“, sagt Lisa, „aber andere Sachen muss man sich auch erst mal begreifbar machen.“
War das Skaten einmal gelernt, mussten die vier es aber noch in „Get Up“ integrieren. Sinje sieht darin die größte Schwierigkeit des Films. „Man lernt erst skaten und fokussiert sich dann nur darauf. Das Darstellersein vor der Kamera kennt man als Job auch. Aber auf einmal beides gleichzeitig zu machen und es cool wirken zu lassen, das war krass“, sagt sie. „Manchmal spielt das Skateboard ja auch seine eigene Rolle, macht sein eigenes Ding“, sagt Jobel und lacht.
Figuren mit Identifikationspotenzial
Die vier sind sich einig, dass es beim Dreh generell helfe, sich in den jeweiligen Rollen zu sehen. Lisa betont aber auch, dass die Figuren nicht sie selbst seien – den beiden Filmneulingen habe es geholfen, sich vor Augen zu halten, dass sie gerade nicht als sie selbst agierten. Trotzdem: „Die echte Welt und das Drehen kollidieren ganz schnell“, sagt Jobel. „Dadurch, dass wir zusammen in einer anderen Stadt waren, haben wir auch nach den Drehs viel Zeit miteinander verbracht, sind auch geskatet.“ Da kam es dann schon mal vor, dass sie die anderen bei ihren Rollennamen ansprach. Und das, obwohl sie sich jeweils gar nicht unbedingt mit ihren eigenen Figuren identifizierten.
Jobel selbst sieht sich als Mischung aus allen vier Protagonistinnen, ihre Rolle Nia sei lediglich eine „süße Version“ von ihr. Sinje bezeichnet ihre Ewa als direkter, Motto: „I don’t give a shit!“ – eine Angewohnheit, die auch Sinje in kleiner Form Komfort brachte: „Privat trage ich nicht viel bauchfrei, aber in der Rolle schon. Da habe ich auch nie den Bauch eingezogen, weil das im Kostüm egal war.“ Insgesamt seien aber Gemeinsamkeiten und Unterschiede wichtig. „Alle unsere Figuren sind relatable“, sagt sie. „Ganz viele Leute werden einen Bezug dazu herstellen können. Es sind halt einfach normale Girls, wenn auch unterschiedlich.“
Immer weitermachen!
Lisa hingegen findet eine große Parallele: „Lena und ich sind wie Juli und Alex an einem Punkt, an dem wir lernen müssen, wer wir ohne einander sind. Wer bin ich ohne Lena, wer ist Lena ohne mich?“ Im Film gibt es eine Szene, die das thematisiert. Diese sei für Lisa therapieartig gewesen und damit eine ihrer liebsten Szenen zu drehen. Eine weitere Parallele – die sie als solche allerdings nicht benennt – scheint ihr Interesse an der Regie zu sein. Ihre Figur Juli ist der kreative Kopf der „Get Up“-Mädels, strebt eine Zukunft im Filmemachen an. Lisa kann sich ebenfalls vorstellen, mal hinter der Filmkamera vorbeizuschauen. Allerdings heben alle vier diese Möglichkeit hervor. Und auch in einem anderen Zukunftsausblick sind sie sich einig. Auf die Frage, wo sie sich in einigen Jahren sehen, kommt die Antwort: „Beim zweiten Teil von ‚Get Up‘ mit den Girls hier!“
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