„LGBTQ“, „Porno“ und mehr: Tiktok blockiert Kommentare mit Schlagwörtern
Ein Mechanismus auf der Social-Media-Plattform Tiktok verhindert, dass in Deutschland Kommentare unter Videos angezeigt werden, wenn sie bestimmte Schlagworte enthalten. Dazu zählen schwul, queer, LGBTQ oder auch Nationalsozialismus. Das chinesische Unternehmen räumte Fehler ein.
Die chinesische Videoplattform Tiktok schränkt die Meinungsfreiheit ihrer Nutzerinnen und Nutzer ein. Wie Recherchen von NDR, WDR und Tagesschau zeigen, hat das Unternehmen in Deutschland einen Wortfilter installiert. Dieser verhindert, dass Kommentare unter Videos anderen Nutzerinnen und Nutzern angezeigt werden, wenn sie bestimmte Schlagworte enthalten. Tiktok betreibt so Shadow-Banning – also unterdrückt Inhalte, ohne dies kenntlich zu machen. Bereits in der Vergangenheit gab es solche Vorwürfe gegen den Konzern.
Unter anderem werden Kommentare von Unsern mit den Schlagwörtern Porno, Sexarbeit oder Prostitution nicht angezeigt, auch Äußerungen mit den Schlagworten gay, queer, LGBTQ oder homophob sind davon betroffen. Kommentare, die Wörter wie Auschwitz und Nationalsozialismus enthalten, wurden ebenfalls von Tiktok nicht veröffentlicht.
Reporterteam testete Wortkombinationen
Das Reporterteam war deswegen auf den Wortfilter des Unternehmens gestoßen, da innerhalb des Tiktok-Team der Tagesschau die Vermutung entstand, dass Schlagwörter blockiert werden. Daraufhin haben Journalistinnen und Journalisten mit verschiedenen Accounts versucht, Inhalte zu kommentieren – und so 100 Wörter oder Wortkombinationen getestet. 19 von ihnen wurden bei mindestens drei Versuchen von verschiedenen Accounts nicht veröffentlicht.
Im Februar 2022 blockierte Wörter:
- Auschwitz
- gay
- Heterosexuelle
- homo
- homophob
- homosexuell
- LGBTQ
- LGBTQI
- Nationalsozialismus
- Peng Shuai
- Porno
- Pornografie
- Prostitution
- queer
- schwul
- Sex
- Sexarbeit
- Sklaven
- Terroristen
Tiktok räumt Fehler ein
Laut NDR, WDR und Tagesschau räumt Tiktok Fehler ein: „Wir haben Mechanismen eingerichtet, um potenziell schädliche Kommentare automatisiert herauszufiltern“, schreibt die für Deutschland zuständige Kommunikationschefin. „Wir sind uns darüber im Klaren, dass dieses Vorgehen in diesem Fall nicht zielgerichtet war, und wir arbeiten mit Hochdruck daran, unser Vorgehen zu überarbeiten.“
Warum vor allem viele Begriffe aus der LGBTQI-Community geblockt werden, ist bislang unklar. Die Social-Media-Plattform förderte in der Vergangenheit Accounts aus der queeren Community nach eigenen Angaben sogar finanziell.