Lektüre am Strand und im Freibad: Sieben Buchtipps für den Sommer
In der Sommer- und Ferienzeit gehört ein gutes Buch zu den Must-Haves. Ob Coming-of-Age-Geschichte in Versen, Romanze mit bekannten Tropes oder politisches Drama: Die MADS-Redaktion hat die passende Empfehlung.
„The Fine Print”: Hassliebe im Freizeitpark
Um das Dreamland-Imperium von ihrem Großvater zu erben, müssen die drei Brüder jeweils eine Aufgabe erfüllen. Protagonist Rowan muss für den Dreamland-Freizeitpark eine neue Attraktion entwerfen. Widerwillig tritt er seine Aufgabe an und trifft dabei auf Zahra, die mit ihrer fröhlichen und offenen Art genau das Gegenteil von ihm ist. Obwohl sich die beiden nicht leiden können und Rowan Zahras Chef ist, können sie ihre Anziehung nicht verbergen.
„The Fine Print“ ist der erste Teil der „Dreamland Billionaires“-Reihe rund um die Kane-Brüder. Gegensätze ziehen sich an – dieser Satz beschreibt Zahra und Rowan perfekt. Indem die beiden einander immer wieder in den Wahnsinn treiben und Zahra unter Rowans abweisender, dunkler Art nicht nachgibt, schafft Lauren Asher eine dynamische Beziehung auf Augenhöhe, in der sich beide Figuren weiterentwickeln und an ihren Höhen und Tiefen wachsen. Mit ihrem leichten, aber detaillierten Schreibstil kreiert die Autorin eine Welt voller Humor und Emotionen, die Lesende mit den Figuren mitfühlen lässt.
Spannung: ★★★
Romantik: ★★★★
Humor: ★★★
Suchtfaktor: ★★★★
Von Lea Stockmann
Eine Diplomatin, die den Glauben an ihren Beruf verliert
Fred ist eine ehrgeizige und rationale Frau – und seit Jahren deutsche Konsulin. Sie lebt ihren Job, denn sie ist nirgends zu Hause. Erst recht nicht in ihrer Heimat Hamburg, wo ihre Mutter noch wohnt, zu der sie aber selten Kontakt hat. Nach einem Vorfall in Montevideo, der ihre Karriere in Gefahr bringt, wird Fred nach Istanbul versetzt. Aufgrund der politisch aufgeheizten Stimmung gerät die Konsulin hier an weitere Herausforderungen, die sie sogar an der Diplomatie zweifeln lassen.
Umgeben vom architektonischen Charme der Stadt und türkischen Spezialitäten kommt Fred an die Grenzen deutsch-türkischer Freundschaft und Rechtsstaatlichkeit. „Die Diplomatin“ von Lucy Fricke gewährt Einblick in eine Welt des unendlichen Reisens. Der Kontrast aus fernen Orten und Kulturen und den politischen Herausforderungen macht es zu einer perfekten Sommerlektüre. Eine Mischung aus Tagträumen ferner Städte und einer ganzen Menge Spannung.
Spannung: ★★★
Romantik: ★
Humor: ★
Suchtfaktor: ★★★
Von Carlotta Krawczyk
Mitreißendes Coming-of-Age-Buch
Als Nova mit ihrem kleinen Bruder und ihrer Mutter umzieht, kann sie ihr Glück kaum fassen. Für sie geht es um so viel mehr als um eine neue Wohnung – es ist das Gefühl, ihrem gewalttätigen Stiefvater endlich zu entkommen. Dieser Neubeginn hält ungeahnte Möglichkeiten für Nova bereit, auch wenn sie im Gegenzug einiges aufgeben muss. Doch dann lernt Nova Akoua kennen, ein Mädchen aus der Nachbarschaft, und all der Schmerz aus der Vergangenheit tritt in den Hintergrund. Wenn Akoua und Nova zusammen sind, zählt nur ihr Glück in der Gegenwart. Wie fragil dieser Zustand ist, zeigt sich aber schon bald.
Chantal-Fleur Sandjon erzählt Novas Geschichte so einnehmend, dass das Buch nur schwer aus der Hand zu legen ist. Besonders ist außerdem die Vers-Form, die das Ganze noch eindringlicher macht. Die Leichtigkeit eines Sommers in Berlin, Freundschaft und die erste Liebe, Rassismus, Widerstand und Mut – all diese Themen finden in „Die Sonne, so strahlend und Schwarz“ ihren Platz und machen es zu einem wichtigen, mitreißenden Jugendbuch.
Spannung: ★★★
Romantik: ★★★★
Humor: ★★
Suchtfaktor: ★★★★★
Von Tom Schwichtenberg
„Spes heißt Hoffnung”: Vier Geschichten voller Spannung und Tempo
Der Roman erzählt von Menschen, die an einem Wendepunkt stehen. Da ist die titelgebende Figur Spes, ein kleines Mädchen, das unter der seltenen, genetisch bedingten Schmetterlingskrankheit leidet, welche ihre Hautzellen zerstört. Spes steht vor einer riskanten Hauttransplantation, die ihr Leben retten soll. Paul ist, angelehnt an den realen Fall von Claas Relotius, ein renommierter Journalist, der seine Reportagen halb erfindet und schließlich auffliegt. Sein Fall geht viral, und er muss sich der Frage stellen, wie und ob es für ihn weitergeht. Mirjam, ebenfalls Journalistin und frühere Mitbewohnerin von Paul, reist in ein arabisches Land, das kurz vor der Revolution steht, um darüber zu berichten. Doch eine Explosion am Hafen, ähnlich wie 2020 in Beirut, verändert ihre Reise. Achura, Mirjams Partnerin, ist eine Landtagsabgeordnete, die auf dem Jugendfest ihrer Partei in einem Interview einen folgenschweren Satz sagt und mit den Konsequenzen leben muss.
In atemberaubendem Tempo schneidet Lasker-Berlin die Perspektiven der vier Figuren gekonnt aneinander. Die Wechsel zwischen den Kapiteln sind fließend, wodurch ein starker Lesefluss entsteht. Die gesellschaftlichen Themen sind hochaktuell: ein Buch, das man mühelos an einem Tag verschlingen kann.
Spannung: ★★★★
Romantik: ★
Humor:
Suchtfaktor: ★★★★★
Von Lisa Neumann
Herzzerreißendes Finale der „Compass“-Reihe
Brittainy C. Cherry hat das Talent, ihre Leserinnen und Leser den Alltag vergessen zu lassen. Tiefe Gefühle, wundervolle Charaktere und komplett unterschiedliche Liebesgeschichten durchziehen die „Compass“-Reihe. Die vier Bände sind unabhängig voneinander lesbar, es empfiehlt sich aber, sich der ganzen Reihe zu widmen. Jedes Buch erzählt von anderen Menschen, die jedoch alle miteinander verbunden sind. So entsteht ein ganz eigenes Universum, von dem man jede Seite lieben lernt.
Kürzlich erschien „Bis zum hellsten Morgen“, der vierte und letzte Teil, der gleichzeitig den Höhepunkt der Geschichten bildet. Hier finden sich alle Charaktere der vorherigen Bücher zusammen und formen ein komplettes Bild. Besonders schön – wie bei allen Büchern der Reihe – ist die wechselnde Perspektive.
Der Roman ist eine typische Liebesgeschichte. Hailee und Aiden sind seit Kindheitstagen beste Freunde. Als er für seine Schauspielkarriere nach Los Angeles geht, verlieren sich die beiden aus den Augen. Fünf Jahre vergehen, bis sie wieder aufeinander treffen und feststellen müssen, wie sehr sie einander brauchen und wie weh sie sich gegenseitig getan haben. Booktokerin Lina beschreibt den Abschluss der Reihe treffend: „Brittainy C. Cherry geht so besonders mit ihren Worten um, dass sie tief in die Seele treffen. Sie bricht dir das Herz, aber fügt die Stücke gleichzeitig wieder liebevoll zusammen.“
Spannung: ★★★★
Romantik: ★★★★★
Humor: ★★★
Suchtfaktor: ★★★★
Von Chantal Moll
„Blue Skies”: Gnadenloser Klimathriller
Der Roman „Blue Skies“ ist das neueste Werk des Bestsellerautors T.C. Boyle und behandelt die alltäglichen wie außergewöhnlichen Leiden, die der Klimawandel mit sich bringt. Boyle zeichnet in seinem Ökothriller ein allzu realistisches Weltuntergangsszenario: Während in Kalifornien die Sonne brennt und bald die Wälder und Städte in Flammen stehen, versinkt der „Sunshine State“ Florida im Dauerregen. Durch die Unwetter begleiten die Lesenden die Geschwister Cat und Cooper und deren Mutter Ottilie, welche unterschiedlichste Perspektiven auf die sich verändernde Welt bieten.
T.C. Boyle hat die Klimakatastrophe konsequent zu Ende gedacht und hält allen einen Spiegel vor, die mutig genug sind, hinein zu blicken: Vom gut informierten Biologen bis hin zur scheinbar oberflächlichen Influencerin und einer alternden Generation, die sich mit den vielen Veränderungen schwertut. Boyle gibt seinen Figuren eine Stimme, karikiert sie jedoch auch und zeigt gewitzt und doch gnadenlos ihre Unzulänglichkeiten. Hin und wieder hat man jedoch den Eindruck, dass er sich ein wenig in den Details verliert.
Besonders genial ist die Metapher für den Klimawandel, die sich allgegenwärtig durch die Blätter und Zeilen schlängelt: Die Lifestyle-Tigerpython in ihrem Terrarium direkt neben dem Kinderbett. Eigentlich ist allen klar, dass das auf Dauer nicht gutgehen kann, und so warten wir gebannt auf die große Katastrophe. Ein Gefühl, das einem dieser Tage unbequem bekannt vorkommt.
Spannung: ★★★★
Romantik: ★★
Humor: ★★★
Suchtfaktor: ★★★
Von Myron Christidis
„Der große Sommer“: Die schlimmsten Ferien aller Zeiten?
Vor den Sommerferien denkt Frieder, ihm stünde der schlimmste Sommer aller Zeiten bevor. Schließlich muss er nach den Ferien in die Nachprüfung. Deshalb darf er mit seiner Familie nicht in den Urlaub fahren und soll sich stattdessen bei seinem strengen und distanzierten Großvater auf die Nachprüfung vorbereiten. Dennoch lernt Frieder in diesem Sommer, zusammen mit Johann und Alma, was Freundschaft bedeutet. Auf dem Sprungturm im Schwimmbad lernt er das wunderschöne Mädchen Beate kennen und verliebt sich in sie. Schon früh erkennt Frieder, dass dieser Sommer wohl ein ganz besonderer ist – im Guten, wie im Schlechten.
Da die Figuren unterschiedliche Eigenschaften haben, wird es nie langweilig. Die detailverliebten, träumerischen und fast schon philosophischen Gedanken von Frieder verleihen beim Lesen ein Gefühl von Leichtigkeit. Auch die Geschichten der anderen Figuren werden ausgeschmückt erzählt, was die sommerliche Geschichte abrundet und gut ergänzt. Darüber hinaus erfahren die Leserinnen und Leser im Laufe des Buches immer mehr über den Großvater, der sehr hart zu sein scheint, weil er seine Gefühle mit niemandem teilt.
Ähnlich wie in anderen Romanen von Ewald Arenz wirkt die Schreibweise leicht und poetisch. In den letzten Kapiteln wird es noch einmal richtig spannend, und es gibt einige Überraschungen. Doch so detailreich der Autor die Atmosphäre in den Situationen beschreibt, so banal enden spannende Probleme von Frieder und seinen Freunden. Wer also Tiefgründigkeit statt eines nostalgischen Sommers erwartet, sollte sich lieber für ein anderes Buch entscheiden.
Spannung: ★★
Romantik: ★★★★
Humor: ★★
Suchtfaktor: ★★★★
Von Anna Lisanne Berning
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