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Felix Brummer: “Früher habe ich mehr aufs Maul bekommen”

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Foto: Fabian Sommer/dpa

Für Kraftklub-Frontmann Felix Brummer sind rechte Strukturen in Sachsen nichts Neues. Schon in seiner Schulzeit habe er Probleme mit Schlägern gehabt. Über seine Angst als Jugendlicher, sein Bild von Männlichkeit und seine Heimat Chemnitz rappt er jetzt auf seinem ersten Soloalbum “KIOX”.


Seine Fans kennen ihn unter dem Namen Felix Brummer. Als Frontmann der Band Kraftklub singt er sarkastische, gesellschaftskritische und selbstironische Songs. Doch es gibt auch einen anderen Felix – Felix Kummer. Das ist der bürgerliche Name des 30-Jährigen. Felix Kummer hat Geschichten erlebt, über die er auf seinem ersten Soloalbum“KIOX“ rappt.

„Bei Kraftklub singen wir viele Songs aus der Perspektive von Figuren. Die Songs auf meinem Soloalbum sind aber sehr nah dran an mir. Teilweise sind sie autobiografisch und behandeln, was ich in meinem Leben erlebt habe“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Aufgewachsen ist Kummer in Chemnitz, wo er früh mit Menschen aus der rechten Szene Probleme bekam. Es werde immer so getan, als seien Neonazis ein neues Phänomen in Chemnitz. Das stimme nicht, es habe bislang „nur niemanden gejuckt“. Über Begegnungen mit Schlägern und Zeiten, in denen er „einfach kassiert“ habe, rappt er in seinem Song „9010“ – angelehnt an die alte Postleitzahl seiner Heimatstadt. „Als 14-Jähriger habe ich auf jeden Fall mehr aufs Maul bekommen als heute“, sagt Kummer. „Immer dann, wenn ich es nicht geschafft habe wegzurennen.“ Nachts, auf dem Nachhauseweg, habe er sogar Schleichwege benutzt.

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Chemnitz als Inbegriff rechter Gewalt

Im Spätsommer 2018 wurde Chemnitz zum Inbegriff rechter Gewalt. Nach einem tödlichen Messerangriff marschierten tagelang Rechte durch die Stadt. Es folgten Auseinandersetzungen mit Migranten, Gegendemonstranten und Journalisten. Es sei gut, dass die Menschen jetzt „das braune Chemnitz“ kennen, sagt Kummer. So könne die Politik nicht einfach wegschauen, sondern müsse das Problem angehen.

Mit seinen Bandkollegen setzt Kummer regelmäßig Zeichen gegen Rechts. Als Antwort auf die Ausschreitungen in Chemnitz 2018 organisierte Kraftklub mit anderen Künstlern wie Trettmann oder Die Toten Hosen ein kostenloses Konzert unter dem Motto #WirSindMehr. „Jeder, der der AfD seine Stimme gibt, unterstützt Rassisten, Faschisten und Neonazis“, sagte Kummer zuletzt auf dem Lollapalooza-Festival im September in Berlin.

Vor der Landtagswahl in Sachsen hatte der Sänger sogar mit dem Gedanken gespielt, aus Chemnitz wegzuziehen, falls sich die AfD an der Regierung beteilige. „Ich bleib‘ in Chemnitz“, sagt er jetzt. „Es ist nicht die Lösung abzuhauen.“ Gerade jetzt zähle es, Leute vor Ort zu unterstützen und nicht allein zu lassen.

Felix Brummer kämpft gegen das veraltete Männlichkeitsbild

Doch Felix Kummer kämpft nicht nur gegen die rechte Szene in Sachsen, sondern auch gegen ein bestimmtes Bild von Männlichkeit. Ein Bild, das etwa deutsche Rapper wie Kollegah vermitteln. „Echte Männer sind Gewinner. Echte Männer weinen nicht“, singt Kummer in seinem Song „Nicht die Musik“ und parodiert damit die Szene. Er selbst habe ein anderes Männlichkeitsideal, sagt der 30-Jährige. Die Idee von einem Mann, der keine Gefühle zulassen könne und nach möglichst viel Reichtum und Stärke strebe, finde er „nicht besonders cool“.

Melancholie, Gesellschafts- aber auch Selbstkritik klingen oft durch in den Songs. Es sind Texte die „zur Bibel einer ganzen Generation“ werden könnten – so beschrieb Kraftklub ihre Musik einst selbst im Song „Band mit dem K“. Das Soloalbum sei jedoch erstmal ein einmaliges Projekt. „Ich habe ja auch wieder Bock, mit den Jungs Musik zu machen“, sagt Felix Kummer. Es müssten erst wieder Jahre vergehen, um genug Geschichten für ein Soloalbum zu haben. Bis es soweit ist, erleben die Fans den Chemnitzer als Frontmann von Kraftklub – als Felix Brummer.

RND/dpa/msc


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