Kommentar zum Genderverbot in Bayern: Verbietet lieber Naziparolen als das Gendern!
Bayern hat ein Verbot von Gendersprache im dienstlichen Schriftverkehr und für die Verwaltung an Hochschulen und Schulen beschlossen. Ab dem 1. April drohen Lehrkräften Konsequenzen, sollten sie Gendersternchen, Doppelpunkt und Co. benutzen. Warum das keine gute Idee ist, kommentiert MADS-Autorin Olivia.
Ab dem 1. April ist Gendern in Bayern nicht mehr erlaubt. CSU-Staatskanzleichef Florian Herrmann begründet das Verbot damit, dass eine „ideologiefreie“ Sprache geschaffen werden soll. Er sieht das Gendern als „druckausübend und exkludierend“ an. Ironisch ist: Einen Zwang zum Gendern gab und gibt es nicht. Jetzt werden allerdings viele Menschen gezwungen, nicht zu gendern. Das Verbot übt aktiv Druck auf Lehrkräfte und Dozierende aus. Herr Herrmann bewilligt quasi seine eigene größte Angst.
Inwiefern ist das Gendern überhaupt ideologisch? Gendern wird schließlich dafür genutzt, eine inklusive Sprache zu schaffen. Wenn die Ideologie des Genderns also Inklusion ist, sollte das Gendern dann nicht bundesübergreifend verpflichtend werden?
Gendern: Sprache und Ideologie
Dass Sprache ideologisch sein kann, zweifelt keiner an. Das bayerische Kabinett hat sich nur leider in der Richtung vertan. Wo das Kabinett jetzt Verbote Richtung links ausgesprochen hat, müsste es im nächsten Schritt auch Richtung rechts schauen. Gefährdende und ideologisch aufgeladene Sprache nutzt nämlich vor allem die AfD. Sie zielt darauf ab, NS-Vokabular wie „Alles für Deutschland“ wieder salonfähig zu machen. Begriffe wie „Heimatschutz“, „Leitkultur“, „Umvolkung“, aber auch harmlos wirkende Begriffe wie „Nation“, „Volk“ und „Kultur“ erhalten eine Umdeutung, die sich an die Sprache anlehnt, die die NSDAP in den 1920er-Jahren verwendet hat. So sieht das auch Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke, der im Interview mit Deutschlandfunk vor der Sprache der AfD warnt.
Rechte Ausdrucksweisen sind nicht verboten
Aussagen, die ein „Wir gegen die anderen“ oder auch „Wir gegen die Ausländer“ implizieren, machen klar, dass die AfD das Bild eines homogenen Volkes vermitteln will. Das Einschleichen dieser rechten und ideologisierten Sprache in den alltäglichen Sprachgebrauch ist gefährlich: Sie suggeriert antipluralistische, teilweise rassistische und demokratiegefährdende Ideale. Wenn die AfD mit NS-Parolen um sich schmeißt, ist der Aufschrei zwar meistens auch groß, verboten werden die Aussagen aber nicht – anders als das Gendern.
Sprache muss individuell sein dürfen. Sie soll sich verändern, fluktuieren und an die Bedürfnisse der Sprechenden anpassen. Das zu verhindern ist unmöglich, und die inkludierende Sprache zu verbieten ist intolerant.
Von Olivia Bodensiek
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Mimimi
Der deutlichen Mehrheit der Sprecher der deutschen Sprache würde es nicht im Traum einfallen, diese künstlichen Konstrukte zu nutzen. Nicht mal weiblichen Sprecherinnen. Trotzdem versuchen die Verfechter dieses Irrwegs, der Mehrheit vorzuschreiben, wie richtig inkludiert wird. Schlimmstes Beispiel sind der ÖRR und die Schulen. Dagegen sagen darf man zumindest in letzteren nichts mehr, ohne Ausgrenzung und die Stigmatisierung als rechts und intolerant zu erleiden. Was das mit den „Bedürfnissen der Sprechenden“ zu tun hat, mag sich jeder selbst ausmalen. Die „falschen“ Bedürfnisse zählen aber wohl nicht.
Ich finde es insofern gut und richtig, im Bereich der öffentlichen Verwaltung dafür zu sorgen, dass dieser Irrweg verlassen und wieder auf das allgemeingültige Amtsdeutsch zu setzen ist. Wünschte ich mir bundesweit.
„Trotzdem versuchen die Verfechter dieses Irrwegs, der Mehrheit vorzuschreiben, wie richtig inkludiert wird.“ Wie sähe deiner Meinung nach eine richtige Inklusion aus, wenn dir das Konzept des Genderns als Irrweg erscheint. Und: was genau stört dich? Sprache zu unästhetisch? Zu kompliziert?
„Schlimmstes Beispiel sind der ÖRR und die Schulen. Dagegen sagen darf man zumindest in letzteren nichts mehr, ohne Ausgrenzung und die Stigmatisierung als rechts und intolerant zu erleiden.“ Inwiefern darfst du in Schulen nichts mehr sagen? Gehst du selbst noch zur Schule? Welche Erfahrungen hast du hier gemacht? Was hast du erlitten? Du kannst doch etwas dagegen sagen, und tust es in dieser Kommentarspalte auch aktiv. Aus meiner Sicht sollte man dann, entschuldige bitte, auch mit Widerspruch und Gegenfragen klarkommen.
„…dass dieser Irrweg verlassen und wieder auf das allgemeingültige Amtsdeutsch zu setzen ist.“ Sprache ändert sich. Ist das „allgemeingültige Amtsdeutsch“ heute das gleiche wie vor 100 Jahren? Was meint also das Wörtchen „wieder“ in deinem Satz? Was ist der Bezugspunkt? Und: Wer entscheidet, was Allgemeingültig ist? Du, ich, der Platzwart – oder einfach die Person, die schreibt? So, wie sie es für richtig hält? Vielleicht ja ohne Verbot, wie es nun in Bayern durchgesetzt wird.
„Rechte Ausdrucksweisen sind nicht verboten“
Zum Glück ist das als Kommentar gekennzeichnet, jede Grundbildung aus Schulzeiten scheint aus einem anderen Land zu kommen.
Es gibt aktiv laufende Anzeigen gegen Personen aus dem politischen Leben (auch entsprechende Urteile) die dieser Meinung widersprechen.
Schade wenn Meinung den Fakten widerspricht und Nachrichtenportale das auch unkommentiert verbreiten. Ich glaube Fake News ist dazu das aktuelle Schlagwort
Verbietet lieber Naziparolen als das Gendern
Sehr geehrte Frau Bodensiek,
ich halte Ihren geäußerten Zusammenhang zwischen Gendersprache und Naziparolen für interessant; ja, so wie Sie ihn herstellen, auch für äußerst gewagt! Ich sehe es von einer anderen Seite!
Das generische Maskulinum ist die einzig inklusive Sprachform, weil sie ALLE einschließt: Männer, Frauen, Nonbinäre, Linkshänder, Rechtsfüßer, Behinderte, Alleinerzieher, Chinesen, Hobbyfotografen, Eisbader,…(Mädchen sind zumeist die fleißigeren Schüler.)
Es besteht kein Anlass, diese Form abzulösen, zumal mit untauglichen Mitteln!
Wo ist der männliche Arzt bei ÄrztInnen, wo der männliche Kunde bei Kund:innen, wo der männliche Kollege bei Kolleg*innen? (Das verletzt meine Gefühle!) Sagen Sie´s mir?
Und von dieser, nicht nur unnötigen, sondern UNSINNIGen Form behaupten Sie, sie sei inklusiv? Mitnichten! Diese Ihrer Gesinnung (ohne Kenntnis linguistischer Zusammenhänge) folgende Sprachveränderung zieht grammatische Ungereimtheiten und Verständnisschwierigkeiten nach sich und stört den Lese- und Hörfluss beim Empfänger. Von Verbesserung keine Spur!
Das gilt inhaltlich auch für Beidnennungen. Oder bleiben beim Feueralarm beim Ruf „Alle Schüler auf den Hof!“ die Mädchen sitzen?
Ihre Verwendung von substantivierten Partizipien ist ebenso fehlerhaft: Im Moment meines Schreibens an Sie bin ich ein teilweise Dozierender, ein Dozent (Status) bin ich deswegen noch lange nicht! (Mordende stehen vor ihren Richtenden, Streichende musizieren mit Blasenden! Dies sagt Ihnen ein alter Knackender!)
Liebe Frau Bodensiek,
bei der von Ihnen zitierten Wortwahl die AfD betreffend unterscheiden Sie leider nicht zwischen den Rechtextremen (Rechtsextreminnen? Rechtsextrem:*Innen?) in deren Reihen und den potenziellen Wählern dieser Partei! Ich kenne einige, die wegen des respektlosen Umgangs mit unserer ?Mutter?sprache zu diesem Schritt neigen!
Was stört Sie denn an Begriffen wie Nation, Volk und Kultur? Sie stellen fest, dass die Nazis diese Wörter benutzt haben. Ja gewiss haben sie das, und zwar für ihre menschenverachtende Propaganda. Machen Sie die Wörter für dies verantwortlich? Es gibt aber Millionen Menschen deutscher und fremder Zunge, die mit diesen Begriffen Verbundenheit zu ihren Wurzeln ausdrücken, zu ihrer Heimat!
Und genau dies verübeln die Sprachgenderer, also auch Sie, den Bewahrern eines über Jahrhunderte gewachsenen, für alle verständlichen Deutschs, einem schützenswertem KULTURgut. Sprache ist eben auch Heimat!
Ich bitte Sie sehr, den eingangs erwähnten Zusammenhang einmal in anderer Richtung zu prüfen:
Wer, wie Sie, Sprache einer Gesinnung opfert, darf sich nicht über die Flucht vor diesen Übergriffigkeiten wundern! Jedes Gendern im öffentlichen Raum treibt Wähler der AfD zu! Überlegen Sie und halten Sie inne!
(Meine Empfehlung: „Studien zum genderneutralen Maskulinum“ von Eckart Meinecke)
Dies sagt Ihnen ein alter Knackender!
Mit freundlichen Grüßen