Kocht Wasser immer bei 100 Grad?
Wir alle haben gelernt, dass Wasser bei 100 Grad Celsius siedet, also vom flüssigen in den gasförmigen Aggregatzustand übergeht. Das stimmt auch – es sei denn, der Luftdruck verändert sich in Relation zum Normaldruck auf Meereshöhe, der rund 1 bar beträgt. Und an dieser Stelle wird es interessant.
„Die Siedetemperatur von Wasser ändert sich auch hierzulande um kaum wahrnehmbare ein oder zwei Grad, wenn der Luftdruck sich bei uns ändert“, sagt Prof. Alfred Flint, Abteilungsleiter der Didaktik der Chemie am Institut für Chemie der Uni Rostock. Drastisch wird der Unterschied in den Bergen. Auf dem mehr als 1100 Meter hohen Brocken im Harz siedet Wasser schon bei 96 Grad. Auf Deutschlands höchstem Gipfel, auf der Zugspitze, kocht das Teewasser bereits bei 90 Grad, auf dem Mount Everest, in nahezu 9 Kilometern Höhe brodelt das Wasser bei 70 Grad. Weil der Luftdruck eben auch nur noch etwa ein Drittel vom Normaldruck beträgt.
„Die Faustformel lautet: Alle 5500 Meter Höhe halbiert sich der Luftdruck“, so der Professor. „Auf der anderen Seite führt steigender Druck zu einer Erhöhung des Siedepunktes des Wassers“, erläutert der Wissenschaftler. „Das macht man sich bei Schnellkochtöpfen zunutze. In ihnen baut sich ein Druck auf, der den Siedepunkt des Wassers auf etwa 120 Grad Celsius erhöht.“ Dadurch garen Lebensmittel wesentlich schneller. Im Gegensatz zum Mount Everest, wo ein Frühstücksei wesentlich sehr viel länger als fünf Minuten bräuchte, damit es schmeckt.
Von Klaus Amberger