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„Keine gute Geschichte“ von Lisa Roy: Kann man die eigene Herkunft vergessen?

„Keine gute Geschichte“ von Lisa Roy: Kann man die eigene Herkunft vergessen?
Foto: Unsplash/Tibor Krizsak

In ihrem Debütroman „Keine gute Geschichte“ schildert Lisa Roy gekonnt die schwierige Rückkehr ihrer Protagonistin in ein lang hinter sich gelassenes Leben im Essener Norden. Zwischen den Plattenbauten ist die Armut allgegenwärtig.


Eigentlich hatte Arielle Freytag es geschafft. Ohne Studium, aber mit Abitur raus aus dem Essener Elend, dem verhassten Leben mit der gefühlskalten Großmutter Varuna, hinein in die Düsseldorfer Glamour-Welt einer Instagram-Agentur. Mit knapp 30 steht Arielle scheinbar mit beiden Beinen im Mittelklasseleben. Bis der Zusammenbruch kommt.

Foto: Rowohlt Verlag

Die Depression reißt sie raus aus ihrem gut bezahlten Job und bringt sie rein in „die Klapse“, wie die Ich-Erzählerin die Psychiatrie nennt. Kaum entlassen, wird sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Meryem, eine Sozialarbeiterin aus ihrem alten Essener Viertel, ruft an. Arielle solle bitte nach Hause kommen, ihrer Großmutter gehe es schlecht. Arielle folgt widerwillig Meryems Bitte.

„Keine gute Geschichte“: Drei verschwundene Menschen

Zurück daheim muss sie nicht nur mit ihrer seltsamen, wortkargen Großmutter auskommen, sondern auch mit den Erinnerungen an ihre Mutter. Diese verschwand spurlos, als Arielle sechs Jahre alt war, nun stellt sie Nachforschungen an. Zugleich sind im Viertel zwei junge Mädchen verschwunden. Arielle hilft bei einer Suchaktion und beginnt schließlich eine Affäre mit John, dem alleinlebendem Vater des einen Mädchens. 

Harte Themen, sarkastischer Tonfall

Lisa Roy behandelt in ihrer Geschichte harte Themen: Arielle nimmt in Bezug auf ihre Psyche, sexuelle Gewalt und die gestörten Familienverhältnisse kein Blatt vor den Mund. Ihr schnoddriger, sarkastischer Tonfall erfasst die Realität treffsicher und schmerzhaft. Dennoch bringt ihr schwarzer Humor einen beim Lesen oft zum Lachen.

Keine gute Geschichte?

Der Roman liest sich trotz des etwas abrupten Endes flüssig. Das Rätsel um das Verschwinden ihrer Mutter und der beiden Mädchen wird gelöst, und am Ende scheint es für Arielle sogar mehr Hoffnung als zuvor zu geben. Der Roman zeigt, dass man seine Herkunft nicht vergessen kann, aber man kann Frieden mit ihr finden.

Von Lisa Neumann


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Über den Autor/die Autorin:

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