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Kayla Shyx erhebt in einem Youtube-Video Vorwürfe gegen Rammstein

Kayla Shyx erhebt in einem Youtube-Video Vorwürfe gegen Rammstein
Foto: picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

Die Metal-Band Rammstein steht derzeit wegen Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen in der Kritik. Auch die Youtuberin Kayla Shyx hat nun ihre eigenen, negativen Erfahrungen geteilt und gibt der Thematik dadurch zusätzliche Reichweite.


Die deutsche Band Rammstein schlägt derweil medial große Wellen. Es liegen Anschuldigungen bezüglich systematischer Übergriffigkeiten und Machtmissbrauch im Konzertkontext vor. Primär steht Sänger Till Lindemann in der Kritik.

Aufmerksamkeit für „Row Zero“ und problematische Aftershowpartys

Kern der aktuellen Diskussion ist die sogenannte „Row Zero“, beziehungsweise das Phänomen namens „Till’s girls“ sowie die Rammstein-Aftershowpartys. Die „Row Zero“ ist ein Bereich links und rechts direkt vor der Bühne vor der ersten Absperrung. Weniger im Vordergrund standen bisher Erzählungen von sexuellen Übergriffen. Eine Konzertbesucherin aus Vilnius, wo der Auftakt zur aktuellen Tour am 22. Mai stattfand, rückte die Problematik nun allerdings in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit, es folgten zahlreiche weitere internationale Erfahrungsberichte. Auch die Youtuberin Kayla Shyx hat nun ein Video zum Thema Rammstein hochgeladen.

Kayla Shyx teilt eigene Erfahrungen

Darin erzählt sie nicht nur von eigenen Erfahrungen, die sich Anfang Juni 2022 auf einem der beiden Rammstein-Konzerte in Berlin ereignet haben, sondern lässt auch Berichte anderer Frauen einfließen. Alles untermauert sie mit Screenshots von Nachrichten, die um die Vorfälle herum verfasst wurden. Sie selbst, so erzählt sie, sei während des Konzerts angesprochen worden, ob sie Interesse an der Aftershowparty habe. Sie stimmte zu und wurde gemeinsam mit einer Freundin von einer Frau, die sich als die „Casting Director“ der Band Alena Makeeva herausstellte, hinter die Bühne gebracht.

Dort fanden, so Kayla, allerdings zwei Partys statt – eine normale, auf der sie prominente Personen sah, und eine, auf der lediglich ausgesuchte Frauen sein durften. Diese mussten vorher ihre Handys abgeben. Dort wurden Alkohol und später wohl auch härtere Drogen angeboten, während die Frauen offenbar auf Till Lindemann warteten. Kayla, ihre Freundin sowie eine andere Frau entkamen der seperaten Party durch Vehemenz sowie dem Vorwand, auf die Toilette zu müssen. Kayla erfuhr ihren Erzählungen nach von der anderen Frau, dass es eine solche Zusammenstellung bereits vor dem Konzert gegeben hatte und sich Till Lindemann in solchen Kontexten immer jemanden für sexuelle Praktiken aussuche.

Rammstein: Machtmissbrauch auf Konzerten

Die Erzählung deckt sich mit den Berichten, die in den vergangenen Tagen angestoßen von Shelby Lynn, der Konzertgängerin aus Vilnius, durch die Medien gingen. Häufig wird aus Angst Stillschweigen über dieses System bewahrt. In ihrem Video geht Kayla darauf ein, ordnet es als Machtgefälle ein und weist auf Gefühle hin, die Fans ihren Idolen gegenüber haben. Diese könnten die sofortige Einordnung von Gefahrensituationen überschatten.

Kayla wollte ihre schlimme Erfahrung schon vergangenes Jahr teilen. Sie postete damals bereits eine Instagram-Story dazu. Allerdings verbot ihr ihr damaliges Management, weiter darauf einzugehen, und forderte sie auf, die Story zu löschen. Inwiefern dies ein Grund für Kaylas Trennung von dem Management war, darauf geht sie im ihrem 30-minütigen Video nicht ein.

Weitere mediale Resonanz

Kayla ist nicht die einzige Youtuberin, die das Thema aufgegriffen hat. Auch der Dunkle Parabelritter, der früher ausschließlich Videos im Bereich Musik veröffentlichte, sich inzwischen aber auf gesellschaftspolitische Themen beschränkt, griff sein altes Steckenpferd wieder auf. Er versuchte das Thema nüchtern aufzuarbeiten und einzuordnen, was derzeit medial geschieht. Eigene Erfahrungen fehlen ihm.

Von allen Seiten werden derzeit auch ältere Vorfälle aufgegriffen und in den Kontext eingeordnet. So beendete der Verlag Kiepenheuer & Witsch vor wenigen Tagen die Zusammenarbeit mit Till Lindemann, da sie Texte des Künstlers nicht mehr vollständig von ihm als Person trennen können. Neben Kiepenheuer & Witsch beendete auch Rossmann die Zusammenarbeit mit dem Musiker. Bisher wurden Till Lindemanns Parfums über die Drogerie-Kette verkauft.

Rammstein: Die Band kommt selbst zu Wort

Auch die Band selbst hat sich inzwischen zu den Vorwürfen geäußert – sogar zweimal. Der erste Kommentar dazu Ende Mai auf Twitter war knapp gehalten: Die Band schloss lediglich aus, dass es Ermittlungen gäbe. Auf ihrer Webseite folgte dann am Wochenende ein längeres Statement. „Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst“, heißt es da einleitend. Ebenso stellt die Band klar, dass sie sich Sicherheit für die Fans auf ihren Konzerten wünschen und Übergriffigkeit verurteilen würde. Auf diese wichtige Einordnung folgend fordern Rammstein ihre Fans außerdem dazu auf, sich nicht an Vorverurteilungen zu beteiligen und erinnern daran, dass sie ebenfalls ein Recht auf ihre Sicht der Dinge haben.

Rammstein sind eine sechsköpfige Gruppe. Gegen fünf der Mitglieder liegen keine Vorwürfe vor, sie werden in den Erfahrungsberichten kaum erwähnt. Lediglich über Frontmann Till Lindemann wird derzeit direkt diskutiert. Die Gruppe provoziert mit ihrer Musik außerdem seit Jahren. Harte Texte und sorgfältig wie aufmerksamkeitsstarke Videos polarisieren seit Gründung der Band 1994. Häufig ging es dabei um Gewaltdarstellung. Fans verteidigen, dass Rammstein lediglich den Finger in bestehende gesellschaftliche Wunden legen würden, und führen bezüglich der Wort- und Bildwahl die Kunstfreiheit an.

Was nun geschieht

Zurück zu Kayla: Seit sie ihr Video hochgeladen hat, ist das Thema in Zusammenhang mit ihrem Namen in den Trends der Sozialen Medien. Größtenteils sind die Nutzerinnen und Nutzer auf der Seite der Youtuberin.

Inzwischen sind die offiziellen Profile von Till Lindemann sowie der Casting-Agentin Alena Makeeva deaktiviert beziehungsweise auf privat umgestellt worden. Unklar ist, inwiefern das Thema inzwischen wirklich rechtlich aufgearbeitet werden soll, ob also jemand neben öffentlichen Vorwürfen Anzeige erstattet hat.


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Über den Autor/die Autorin:

Annika Eichstädt

Annika (24) macht ihren Master in Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft. Das ist zwar brotlose Kunst, aber sie liest oder schreibt nun einmal den ganzen Tag. Bei MADS rezensiert sie am liebsten Musik oder Serien.

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