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Jugendschützerin: „Darf nicht der Eindruck entstehen, dass Cannabis harmlos sei“

Jugendschützerin: „Darf nicht der Eindruck entstehen, dass Cannabis harmlos sei“
Foto:  Jeff W/Unsplash

Die neue Regierung will die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene erlauben. Imke Schmieta vom Kinder- und Jugendschutz e.V. erklärt, was das für Kinder und Jugendliche bedeuten könnte.


Frau Schmieta, welche Auswirkungen hätte eine Legalisierung von Cannabis auf Kinder und Jugendliche?

Kinder und Jugendliche konsumieren Cannabis, auch bereits Zwölf- bis 17-Jährige. Das ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Wenn sie freigegeben wird, hat das eine Signalwirkung. Gegen eine Verharmlosung müssen daher entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.

Wie kann sichergestellt werden, dass der Konsum von Cannabis für Jugendliche ungefährlich ist?

Konsum ist für Kinder und Jugendliche nie ungefährlich, man kann aber dafür sorgen, dass sie gar nicht erst oder möglichst spät in den Kontakt mit dieser Droge kommen. Es muss gewährleistet werden, dass wirklich kein Cannabis an Minderjährige abgegeben und verkauft wird.

Steuereinnahmen für Prävention nutzen

Wie sollten junge Menschen zu diesem Thema aufgeklärt werden? 

Auf jeden Fall muss man darüber sprechen, in der Schule und auch zu Hause. Es gibt dazu sehr gute Programme, zum Beispiel das Konzept der „Motivierenden Kurzintervention“, kurz MOVE. Das ist ein Programm für pädagogische Fachkräfte, die dann mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch kommen. Sie sorgen dafür, dass Jugendliche ihren Konsum reflektieren. Solche Programme braucht es. Denn wenn es zur Freigabe kommt, muss man alles dafür tun, dass Kinder und Jugendliche geschützt werden. Es braucht Aufklärung, Präventions- und Beratungsangebote. Wir schlagen vor, dass die Steuereinnahmen, die auf eine Cannabis-Legalisierung folgen würden, für die Prävention genutzt werden. Außerdem muss auch eine Entkriminalisierung des Besitzes von Cannabis bei Jugendlichen gelten. Derzeit wird das zum Beispiel im Führerscheinregister vermerkt, das ist kriminalisierend – und nicht im Sinne des erzieherischen Jugendschutzes.

Imke Schmieta, Vorstandsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e.V. Foto: privat

Wie können Eltern das Thema bei ihren Kindern ansprechen?

Es ist wichtig, den Konsum zu hinterfragen. Das sollte aber nicht wertend gemacht werden, sondern eher: Was ist denn daran so interessant? Benötigst du das? Weißt du denn über die Risiken Bescheid? Das sind offene Fragen, über die man ins Gespräch kommt. Das ist am Anfang schwierig, aber es gelingt ja auch beim Alkohol und beim Rauchen. Denn mittlerweile ist der Alkohol- und Tabakkonsum bei Kindern und Jugendlichen weniger geworden.

Gesundheitliche Risiken durch Cannabis

Obwohl Alkohol ab 18 beziehungsweise 16 Jahren erlaubt ist, fangen viele Jugendliche schon früher damit an, Alkohol zu trinken. Besteht diese Sorge auch bei Cannabis?

Ja, definitiv. Deshalb muss auch wirklich alles getan werden, dass die Abgabe kontrolliert wird. Aber es ist natürlich wie bei Alkohol und Zigaretten: Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit, Kinder immer und überall zu schützen. Aufklärung hilft hier. Bei einer Legalisierung für Erwachsene darf bei Kindern und Jugendlichen nicht der Eindruck entstehen, dass Cannabis harmlos sei. Das wäre gefährlich. Schließlich gibt es gesundheitliche Risiken beim Cannabiskonsum, gerade für Kinder und Jugendliche.

Interview: Tim Klein


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