„Jugendland“: Diese Dokureihe zeigt Lebenswege statt Klischees
Wie ist es für Jugendliche eigentlich auf dem Dorf zu wohnen? – 18 Monate lang hat die NDR-Dokureihe „Jugendland“ Sarah, René und Timo begleitet.
„Es macht einerseits Freundschaft und tiefe Verbundenheit aus und andererseits Probleme“, sagt Timo. Mit diesem Satz beschreibt der 19-Jährige sein Leben in Uetze. In der Dokureihe „Jugendland“ redet Timo, der zu den drei Hauptprotagonisten zählt, immer wieder davon, die behütete Heimat und seine etwa 7000 Einwohner hinter sich zu lassen – doch so richtig greifbar scheint der Traum noch nicht zu sein. Während andere mit 18 ihre Koffer packen, führen Timo, René und Sarah ihr Leben auf dem Dorf fort. Wieso sie bleiben, zeigen die jeweils rund siebenminütigen Folgen.
Es sind alltägliche Herausforderungen junger Menschen, die „Jugendland“ abbildet – Langeweile, Drogen, Streitigkeiten zwischen Freunden. Dabei überlässt die 24-teilige Reihe, die seit August jeden Dienstag auf Youtube ausgestrahlt wird, der Jugend selbst die Bühne. Timo, René und Sarah nehmen die Zuschauer mit in ihr Leben. Ein Leben, in dem es an Möglichkeiten, Jobs und elterlicher Unterstützung mangelt. Die Schauplätze: Orte, die zu groß sind, um den romantischen Klischees des idyllischen Dorflebens gerecht zu werden, und doch zu klein sind, um sich Städte zu nennen. An diesen Orten kennen sich die Leute, es wird getuschelt und gelästert. Partys steigen am Kiesteich oder an der Bushaltestelle, wo sich Alkoholflaschen um die überfüllten Mülleimer reihen.
Die Kontraste des Dorflebens
Christoph Heymann (Regie, Produktion, Schnitt) und Jannis Keil (Kamera) verzichten darauf, die Szenen zu kommentieren. Die Zuschauer sollen das Gesehene selbst einordnen. Die Kamera richtet sich auf Stoppelfelder, zeigt aneinandergereihte Einfamilienhäuser und fokussiert dann wieder auf qualmende Zigaretten und Schnapsflaschen. „Jugendland“ spielt mit den Kontrasten des Dorflebens.
Und zeigt gleichzeitig den Willen der Jugendlichen, aus ihrer schier von Geburt an vordiktierten Situation auszubrechen. 18 Monate lang begleitete der NDR seine Protagonisten und gibt ihnen so die Chance, ihre individuellen Lebenswege zu zeigen, statt nur Klischees zu bedienen.