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„Jugend debattiert“ 2021: Diese Jugendlichen aus MV treten im Bundesfinale an

„Jugend debattiert“ 2021: Diese Jugendlichen aus MV treten im Bundesfinale an
Foto: privat

Gerade gab es das Landesfinale von „Jugend debattiert“. Coronabedingt musste dies online stattfinden. Noch im Juni folgen die Bundesqualifikation und das Bundesfinale. Welche Jugendlichen MV in diesem Jahr vertreten, lesen Sie hier.

Soll die private Nutzung von Drohnen verboten sein? Soll eine Corona-Schutzimpfung für alle verpflichtend sein, sobald eine allgemeine Impfung möglich ist? Soll der Erwerb und die Haltung exotischer Wildtiere als Haustiere verboten werden? Sollen die Kosten für Damenhygieneprodukte vom Staat übernommen werden?

Alles Fragen, die beim Landesfinale von „Jugend debattiert“ gestellt wurden. 16 Schüler traten Ende Mai in zwei Altersklassen (Sekundarstufe I und II) an, um die Tickets für die Bundesqualifikation zu bekommen – nicht wie normalerweise im Plenarsaal des Landesparlamentes im Schweriner Schloss, stattdessen trafen sich die Jugendlichen durch Corona genötigt virtuell. Vier junge Männer haben es am Ende geschafft, sich für die Bundesqualifikation am 9. Juni (erneut per Videokonferenz) zu empfehlen: Christopher Farys und Thomas Nowotka aus Schwerin, Tristan Wegner aus Neubrandenburg und Julian Fibig aus Rostock.

Pro oder contra?

Der 17-jährige Julian aus der 11. Klasse schätzt, wie er sagt, am Debattieren einerseits die Vielfältigkeit der Themen, andererseits die unterschiedlichen Perspektiven der Debattanten, wie die Redner hier genannt werden.

Nun ist es wichtig, zu wissen, dass die jungen Leute die zu debattierenden Themen vorgegeben bekommen, etwa die Frage: „Soll die Reichskriegsflagge verboten werden?“ Des Weiteren wird bestimmt, ob sie die Pro- oder Contra-Position einnehmen. „Man muss sich auf die Fakten konzentrieren, um handfeste Argumente zu liefern und um nicht ins Emotionale zu rutschen“, erläutert Julien. Schließlich möchte man mit seinem Standpunkt überzeugen. Das gelinge nur, wenn man Substanz liefere.

Bei den zeitlich fest limitierten Debatten geht um Rhetorik, Argumente, sicheres Auftreten, ums Zuhören und um die sachliche Auseinandersetzung mit Positionen anderer. Das ist komplex, das ist anspruchsvoll.

Seit 20 Jahren läuft das Projekt

Heiko Schön, der Landesbeauftragte MV für „Jugend debattiert“ sagt, dass die Jugendlichen keinen Kaltstart hinlegen, sondern in der Schule und in Seminaren vorbereitet werden. Seit gut zwei Jahrzehnten betreut der 51-jährige Pädagoge – und in der laufenden Saison zum letzten Mal – das Projekt, das von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung seit 20 Jahren bundesweit koordiniert wird. „Es gibt erst Schulwettbewerbe, dann geht es auf regionaler Ebene weiter bis hin zum Landesfinale“, sagt er. Und betont, dass auch viele nichtgymnasiale Schulen engagiert sind. „Für die Persönlichkeitsbildung ist dieses Projekt hervorragend geeignet“, sagt Heiko Schön.

Nicht ins Labern kommen

Das bestätigen gleich vier Schüler und eine Lehrerin vom Gerhart-Hauptmann-Gymnasium in Wismar. Zwar sind Lennard Buck (17), Hera Bernitt (17), Peer Holbe (14) und Max Prahm (15) „nur“ bis zum Landesfinale gekommen, aber man lerne durch „Jugend debattiert“ unter anderem für sich selbst, auf den Punkt und nicht ins Labern zu kommen, sagt Lennard. „Es ist auch cool, wenn man vor Gruppen schnell mal eine Rede halten kann“, sagt Klassensprecherin und Schülervorstand Hera zum Effekt, den das Debattentraining auf alle Teilnehmer hat. „Man wird selbstbewusster und verliert die Angst, seine Position deutlich zu vertreten“, meint Max. Das mache sich auch bei Diskussionen mit Lehrern bemerkbar.

Eine schwer beeindruckte Ministerin

Lehrerin Dr. Christine Michaelsen führt zusammen mit anderen Kollegen seit etwa 15 Jahren Schüler zu „Jugend debattiert“ heran. Sie sagt, es komme gar nicht darauf an, der Beste zu sein, aber jeder, der mitmache, gewinne an Ausstrahlung und „jeder kommt zu Wort, was im Unterricht leider oft viel zu kurz kommt“. Die Bildungsministerin des Landes, Bettina Martin (SPD) ist Schirmherrin des Ausscheides in MV und voll des Lobes: „Ich war schwer beeindruckt davon, wie überzeugend und redegewandt die Finalistinnen und Finalisten debattiert haben.“ Das könne man in allen Lebenslagen gut gebrauchen – nicht nur in der Politik.

Für die vier Landessieger, wie Thomas Nowotka aus Schwerin, die bei der Bundesqualifikation dabei sind, stehen derzeit die Vorbereitungen an: In Webinaren schulen sich die vier Jungs, die sich ins Finale in Berlin durchkämpfen möchten. Der 15-jährige Thomas sagt: „Das beste Rezept, um zu überzeugen, ist eine gute Vorbereitung.“ Er lege sich beim Präparieren des Themas bereits Sätze zurecht. „Ich versuche jeden Aspekt genau unter die Lupe und jede Position ernst zu nehmen.“

Bloß nicht „abheben“

Die Themen für die Bundesqualifikation seien schon bekannt, sagt Christopher Farys (15) aus Schwerin. Eines lautet zum Beispiel: Soll bei Abschlussprüfungen Künstliche Intelligenz zur Leistungsbeurteilung eingesetzt werden? „Wichtig ist beim Debattieren, dass man nicht zu theoretisch wird, sondern menschlich bleibt und möglichst etwas aus seinem Umfeld mit einbezieht“, umschreibt er seine Vorgehensweise. Man dürfe auch nicht „abgehoben“ wirken.

Jugend debattiert

Mehr als 80 Schulen haben in MV bei „Jugend debattiert“ mitgemacht. Gut 300 Lehrer waren eingebunden und nutzten das Format im Unterricht.

Initiator von ist die Gemeinnützige Hertie-Stiftung, die das Projekt vor 20 Jahren auf die Beine stellte. Schirmherr ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Bundesweit sind rund 200 000 Schüler ab der 8. Klasse dabei.

Info: www.jugend-debattiert.de

Klaus Amberger

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