Der 51-Jährige Ökonom Olaf Brandes wurde noch vor der ersten IdeenExpo Geschäftsführer der eigens für die Veranstaltung gegründeten Gesellschaft und hat seitdem mit seiner Mannschaft alle Veranstaltungen operativ verantwortet. In Personalunion ist Brandes auch Geschäftsführer der Stiftung Niedersachsenmetall, die ähnliche Ziele verfolgt wie die IdeenExpo. Sie fördert die Aus- und Weiterbildung in technischen Berufen.Im Interview spricht Brandes über Anfänge, Entwicklung und Zielsetzung der IdeenExpo – und über den für ihn wichtigsten Moment.
Herr Brandes, Sie sind seit Beginn der IdeenExpo im Jahr 2007 dabei. Erinnern Sie sich an das Motto von damals?
Klar, es lautet „Deine Ideen verändern“. Es ist immer noch das Leitmotiv der IdeenExpo. Das Motto hat sich verändert. Es heißt jetzt zum zweiten Mal „Mach doch einfach“. Beides ergänzt sich.
Was hat sich an der IdeenExpo binnen zwölf Jahren verändert?
Einiges. Wenn wir uns die großen Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft durch Informationstechnologie, digitale Transformation und künstliche Intelligenz anschauen, dann spiegelt sich das auch bei uns wieder. Wir hatten 2015 einen Coding Day, also einen Programmiertag. Zwei Jahre später wurde daraus ein eigener Bereich, die Digitalen Welten. Jetzt haben wir das ausgebaut und ergänzt. Es gibt eine Coding-World, aber auch einen Bereich Gaming.
Bei den ersten Veranstaltungen lag der Fokus stark darauf, Mädchen für die technischen Berufe und Studiengänge zu begeistern. Gilt das in Zeiten verschärften Fachkräftemangels immer noch?
Grundsätzlich wendet sich die IdeenExpo natürlich an alle Schüler und Jugendlichen. Aber der Fokus liegt immer noch auf jungen Frauen. Das gilt sogar noch stärker als früher.
Wie äußert sich das?
Es gibt das Girls Mint-Camp…
Mint?
Die Abkürzung für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Es gibt also das Mint-Camp. Dort präsentieren sich Firmen und Organisationen, die sich ausdrücklich zum Ziel gesetzt haben, Mädchen zu erreichen. Das ist sehr erfolgreich. Auch das Niedersachsentechnikum ist dort vertreten. Es ermöglicht Firmenpraktika und Orientierungsangebote an Hochschulen. 80 Prozent der Teilnehmerinnen ergreifen hinterher tatsächlich einen technischen Beruf.
Vor vier Jahren lagen die Frauenquoten bei den Studiengängen in den Ingenieurberufen teilweise unter zehn Prozent. Wächst der Anteil?
Zwei Beispiele: 2008 gab es 60.000 Studienanfängerinnen im gesamten Mint-Bereich; 2017 waren es immerhin schon 115.000. Im Bereich Elektro- und Informationstechnik ist die Frauenquote im gleichen Zeitraum von 9,7 auf 16,3 Prozent gestiegen; im Bereich Informatik von 18,6 auf 24,8 Prozent.
Das hört sich noch mager an…
… es hat sich aber schon etwas entwickelt, und es darf sich natürlich auch gerne weiterentwickeln. Wir haben immer gesagt, dass es ein langer Weg ist, mehr Frauen in die technischen Berufe zu bringen.
Man hat den Eindruck, dass die IdeenExpo immer mehr auch zu einer echten Jobbörse geworden ist. Stimmt das?
Ja. Wegen des Fachkräftemangels sind Unternehmen stärker darauf fixiert, Nachwuchskräfte direkt zu begeistern. Das können sie bei uns.
Sie schicken also ihre Personalmitarbeiter?
Sie schicken vor allem ihre Auszubildenden und Werkstudenten. Die können mit den Besuchern auf Augenhöhe reden und ihnen aus eigener Erfahrung aufzeigen, welche Chancen es in ihrem Unternehmen gibt. Es gibt keine bessere Möglichkeit, etwas über einen Beruf zu erfahren und sich die Frage beantworten zu lassen: „Schaff’ ich das auch?“. Ich würde dann übrigens antworten: „Mach doch einfach“. Man muss sich ausprobieren.
Die IdeenExpo ist seit ihrer Gründung stetig gewachsen. Gibt es Grenzen?
Die sehe ich noch nicht. Das Interesse der Unternehmen etwa, die bei uns mitmachen wollen, steigt weiter an. Aber wir sind nicht ausschließlich auf Wachstum aus, sondern wir wollen uns qualitativ weiter entwickeln.
Wie geht das?
In diesem Jahr haben wir Ausstellungsfläche von der Expo-Plaza in die Halle 6 verlagert. Über die letzten drei Veranstaltungen haben wir die Zahl der genutzten Hallen von einer auf vier erweitert. Das hat den Vorteil, dass wir mehr Mitmach-Stationen anbieten können und den Besuchern den Zugang zu den Exponaten erleichtern.
Sie haben alles auf den IdeenExpos seit 2007 gesehen. Was war der Moment, an den Sie sich immer erinnern werden?
Heute planen wir die Veranstaltung 2021, während die diesjährige noch läuft – also mit einem Vorlauf von zwei Jahren. Bei der Premiere hatten wir nur acht Monate und keine Erfahrungen mit dem Format. Deshalb: Der IdeenExpo-Moment für mich persönlich war, als 2007 am Eröffnungstag das erste Mal die Türen aufgingen.
Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.