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Wie die IdeenExpo einer jungen Frau zu einem Job in Schweden verhalf

Wie die  IdeenExpo einer jungen Frau zu einem Job in Schweden verhalf
Foto: privat
 

Wie misst man den Erfolg einer Veranstaltung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, mehr junge Menschen für Technikberufe zu begeistern, vor allem Mädchen? Quantitativ ist das schwierig: Wer weiß schon, wie viele der Hunderttausenden Schülerinnen und Schüler auch ohne IdeenExpo einen Berufs aus den Mint-Fächern Mathe, Ingenieurs- oder Naturwissenschaften ergriffen hätten. Vielleicht taugt dieses Beispiel ganz gut: Carmen Fricke, heute 28 Jahre alt und Ingenieurin bei der VW-Tochter Scania in Schweden. Ihr Faible für Technik hat sie als Schülerin 2007 auf der IdeenExpo in Hannover entdeckt. „Ich hatte zwar schon immer ein Interesse an Mathe und Physik“, sagt sie. Aber ein Ingenieursberuf?

Reifenwechsel als Wettbewerb auf der IdeenExpo

Frickes Vater hatte die Schülerin zwei Jahre vor dem Abitur mitgenommen zu Deutschlands größter Jugendtechnikschau – und Carmen Fricke war zunächst skeptisch. Dann habe sie dort Autoreifen in einem spielerischen Wettbewerb gewechselt („Ab da wusste ich, dass nicht nur ein Vater das kann“) und sich anhand des Heißer-Draht-Spiels mit Stromkreisen beschäftigt. Doch der Funke sprang an einem anderem Stand über. „Da stand ein Student, der bei Volkswagen ein Duales Ingenierursstudium absolviert; und schwärmte von der Vielfalt der Ausbildung und der Projektarbeit und dass man danach auch in anderen Ländern arbeiten kann“, sagt Fricke. Da hat es Klick gemacht.

Das Gespräch muss gut gewesen sein. „Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie haben wir Frauen bei technischen Berufen ja immer mehr Vorbehalte als Männer – dabei sind die Voraussetzungen doch eigentlich gleich“, sagt Carmen Fricke. Der junge Student aber habe ihr erzählt, dass auch er während seiner Schulzeit weder schleifen noch drehen noch löten konnte. „Dieser direkte Austausch hat mir gut getan“, sagt die Ingenieurin heute: „Man kann sich über Berufe auch im Internet informieren, aber das Gespräch hat mir mehr gebracht.“

Nur 15 Prozent der Beschäftigten in Mint-Berufen sind weiblich

Heute hat sie eine abgeschlossene Berufsausbildung als Industriemechanikerin und einen Studienabschluss als Maschinenbau-Ingenieurin mit Fachrichtung Produktionstechnik. Und gehört damit, allen Beteuerungen zur Gleichstellung von Frau und Mann, weiterhin zu einer Minderheit. 7,7 Millionen Menschen arbeiten einer aktuellen Statistik der Bundesagentur für Arbeit zufolge in den sogenannten Mint-Berufen, die deutlich besser bezahlt werden als etwa die als typisch weiblich geltenden Erziehungs- und Pflegeberufe. Der Frauenanteil in den Mint-Berufen aber ist mit 15 Prozent weiterhin stark unterdurchschnittlich, in Niedersachsen beträgt er sogar nur 13,9 Prozent. Immerhin scheint sich langsam etwas zu ändern: Bei den Studierenden liegt der Frauenanteil bei 28 Prozent – allerdings mit Schwerpunkt innerhalb der Mint-Berufen auf Fächern wie Pharmazie, bei Maschinenbauern sind es deutlich weniger.

Carmen Fricke ist also auch in dieser Hinsicht eine Exotin. Während Ausbildung und Studium, die im Dualen Studium weitgehend parallel laufen, hat sie in Werkstätten an Schraubstöcken gedreht und gefräst, hat an der Leibniz-Uni Hydraulik- und Pneumatikkurse besucht und in den Praxisphasen bei VW-Nutzfahrzeuge in Hannover ihre Projektarbeit absolviert. „Die Kombination aus Theorie und Praxis hat mir sehr gefallen“, sagt sie. Für sie war es keine Frage, dass sie sich 2016 in den Dienst der IdeenExpo stellte und als „Botschafterin“ Werbung für die Großveranstaltung machte.

Gleichberechtigung in Technikberufen?

Und was sagt der Bekanntenkreis? Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. „Wenn ich erzähle, dass ich Maschinenbau studiert habe, dann kommen meist erstaunt-verwunderte Reaktionen wie ,Wow´ und ,krass´ – aber das würde bei meinem Cousin niemand sagen“, konstatiert sie. Und, ja, manchmal würde sie sich schon wünschen, dass der Frauenanteil in den Technikbranchen endlich steige. „Wenn man immer nur mit Männern beim Mittagessen sitzt, dann können die Gesprächsthemen doch auch mal sehr einseitig werden.“ Trotzdem sagt Carmen Fricke: „Ich würde es sofort wieder machen.“ Der Job mache großen Spaß, „und ich werde gebraucht“.

2014 hat sie ihr Studium abgeschlossen, VW hat sie sofort übernommen. Seit Januar 2018 arbeitet Carmen Fricke bei der VW-Marke Scania in Schweden in der Lkw-Produktion, als Projektingenieurin in der Lackierei. Bei der Endabnahme soll künftig mit einem Lichttunnel die Inspektion der Lackoberflächen erleichtert werden – die 28-jährige Ingenieurin erarbeitet eine Vorstudie dazu. Bis zum Jahresende ist sie noch hoch oben im Norden eingesetzt, lernt die anderen Umgangsweisen der Skandinavier mit Zusammenarbeit und Modernierungen kennen. Danach geht es zurück zu Volkswagen-Nutzfahrzeuge nach Hannover. Was ist ihr Ziel? „Eine Führungskraft bei VWN werden“, sagt sie spontan. Ob das einer geahnt hätte, damals, als auf der IdeenExpo 2007 in der Schülerin das Interesse am Maschinenbau geweckt wurde?

Von Conrad von Meding

 

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