InnoTruck in Sanitz: Schüler fasziniert von Technik-Innovationen
Mit hauchdünnen, durchsichtigen Solar-Folien, die in Glasscheiben eingearbeitet sind oder auf Fassaden kleben, könnten Fenster und Hauswände zu Solarzellen werden. Mit nanobeschichtetem Glas und elektrischer Spannung ist es möglich, Fenster undurchsichtig werden zu lassen – um beispielsweise vor Blicken geschützt zu sein, um Wärme zu regulieren und um auf Jalousien zu verzichten. Auf solche Innovationen stoßen (nicht nur) Schüler, wenn sie den Innovations-Truck, kurz: InnoTruck, des Bundesbildungsministeriums betreten. Gerade stand das auffällige Gefährt zwei Tage auf dem Schulhof des Gymnasiums in Sanitz (Landkreis Rostock).
„Besonders hat mich das Solarfenster interessiert“, sagt Sarah Lynn Hocher aus der 11. Klasse. Elisa Budde, ebenfalls aus der 11. Klasse, meint: „Der 3D-Hand-Scannner war für mich faszinierend.“ Ihre Mitschülerin Cora Fiedrich berichtet: „Das schaltbare Glas war interessant und neu für mich – wie der Herz-Zell-Trainer.“ Bei diesem Trainer werden Körperzellen zu Herzmuskelzellen „umtrainiert“ – mit Hilfe einer Spezialvorrichtung (Bioreaktor) wird das neue Muskelgewebe gedehnt und mit elektrischen Impulsen stimuliert, bis es fit für die neue Aufgabe ist. Auf diese Weise kann etwa nach einem Herzinfarkt nicht mehr leistungsfähiges Narbengewebe durch frisches Gewebe ersetzt werden.
Vororientierung für spätere Berufe
Der Sanitzer Physiklehrer Dr. Karl-Ludwig Jonas wollte mit der kostenfreien Bestellung des Trucks seinen Unterricht erweitern. „Solche ergänzenden Angebote wecken bei Schülern Interesse, weil sie aus dem gewohnten Unterricht herauskommen und Dinge sehen und kennenlernen, die sie sonst nicht erleben“, sagt der Pädagoge. Gerade im Hinblick darauf, dass Mädchen und Jungen als Informatiker und Ingenieure künftig dringend gebraucht würden, sei die Vororientierung auf den praktischen Nutzen der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) so wichtig. In der Tat ist die Bandbreite der Themen im InnoTruck gewaltig. Neben Organen im 3D-Druck stehen – um nur einige „Appetithappen“ zu nennen – Aspekte des autonomen Fahrens neben Roboterarmen, Carbonbeton oder Cybersicherheit.
Millionen Euro für die Bildung
Für den InnoTruck gibt das Bundesministerium viel Geld aus: 9,3 Millionen Euro für den Zeitraum 2017 bis 2020, so Daniel Wintzheimer von der Initiative InnoTruck. Eine Fortführung der Aktion ist in Planung. In MV wird mit Wettbewerben wie „Jugend forscht“ versucht, junge Leute für Naturwissenschaften und Technik zu interessieren. Henning Lipski, Sprecher des Bildungsministerium in Schwerin, nennt noch mehr Projekte: „Es gibt Mathe-, Informatik- und Chemieolympiaden, außerdem Tage der Technik, MINT-Schulen und Kooperationspartner von Ganztagsschulen wie das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum.“
Inzwischen ist der InnoTruck weitergezogen, steht jetzt an Schulen in Niedersachsen. Der Auflieger des beinahe 17 Meter langen Trucks ist vier Meter hoch, kann aber sein Dach für seine zweite Etage bis auf eine Höhe von 6,2 Meter hochschrauben. Ausschübe machen ihn 7,5 Meter breit. Sanitz war die erste Station des 37 Tonnen schweren Gefährts nach dem Lockdown der Schulen im vergangenen März. Nun, mit Hygiene-Konzept und der Einschränkung, dass nur die untere 60 Quadratmeter große Etage des Aufliegers betreten werden durfte, startet der Wissenschafts-Truck wieder seine deutschlandweite Tournee. Sanitz war die Bewährungsprobe unter Corona-Bedingungen.
Infos und Anmeldungen (nicht nur für Schulen): innotruck.de
Mehr lesen:
Rohstoffknappheit: So würden Grevesmühlens Schüler die Welt verändern
Von Klaus Amberger