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Hozier geht in „Unreal Unearth” durch die Hölle – mit Erfolg

Hozier geht in „Unreal Unearth” durch die Hölle – mit Erfolg
Foto: Gregor Fischer/dpa

Am 18. August hat der Ire Hozier sein drittes Studioalbum „Unreal Unearth” veröffentlicht. Inspiriert von Dante Alighieris „Göttlicher Komödie” zeigt der Singer-Songwriter sein Können. Leider neigt es stellenweise zu Pathos.


Ein Album mit 16 Tracks, einer Laufzeit von mehr als einer Stunde, mit Inspiration aus „Inferno” und Gesang auf Irisch. Klingt nach einem ambitionierten Projekt – und das ist es auch. Hoziers drittes Album „Unreal Unearth” erschien am 18. August und ist ein wahres Feuerwerk aus poetischen Texten, Hoziers gesamtem Register, mythologischen und biblischen Figuren.

„Inferno”, der erste Teil von Dante Alighieris „Göttlicher Komödie” ist die Grundlage der Platte. Hier wird Dantes Reise durch die Hölle beschrieben, geführt wird er dabei von dem ikonischen Dichter Vergil. Allegorisch geht es hier um die Reise zu Gott: Hozier hat sich damit kein einfaches Vorbild ausgesucht. Um solche Höhen zu referieren, braucht es eben auch neben ihm ganze acht Produzenten, ein ganzes Orchester und einen Höhenflug, der stellenweise an Pathos grenzt.

Auch Hozier ist nicht gegen Kitsch geschützt

Dass Hozier gute Musik macht, ist inzwischen bekannt. Auch „Unreal Unearth” beweist das: Allein die poetischen Texte mit den Referenzen zu Dante sind reif für stundenlange detaillierte Analysen. Zudem gibt es aber noch andere Bezugspunkte: So bezieht sich „De Selby“, das zweiteilige Intro zur Platte, auf die gleichnamige Figur aus Flann O’Briens Roman „Der dritte Polizist“ – ein Werk, dass metapoetisch arbeitet, so wie auch Hozier mit der ganzen Intertextualität, gerade zu Dichtern wie Dante und Vergil. Das wirkt an Stellen etwas erzwungen, zeitgleich beeindruckt der 33-Jährige mit diesem Wissen.

Die Themenfelder Religion und Kirche sind angesichts der Inspiration nicht verwunderlich. Suche nach Spiritualität und religiöses Trauma gehören hier dazu, das wird unterstrichen von einem wirklich gewaltigem Sound: Streicher, Percussions, Bässe, Gitarren, Klavier und natürlich die Stimme Hoziers. Doch das alles wird an Stellen zu viel, das volle Paket aus Dante, Kirche, Orchester rutscht teilweise in pathetischen Kitsch ab. „Son of Nyx” zum Beispiel, ein cineastisches Stück, mit nur leisen Vocals im Hintergrund, klingt nach Filmsoundtrack, aber nicht nach Studioalbum. In „Francesca” wird es mit der Dramatik zu viel. Zu überzeugen wissen die Stücke, die leiser sind und an Simon & Garfunkel erinnern – wie „I, Carrion”.

„Unreal Unearth” – Hozier in voller Bandbreite

Schlecht ist „Unreal Unearth” keineswegs. Singen, Schreiben, Fühlen: Das kann Hozier wie kein anderer. Hier arbeitet er seine Themen – Liebe, Religion, Verlust – und seine Merkmale – Balladen und Intertextualität – noch weiter aus. Wer über den gelegentlichen Hang zum Pathos hinwegsehen kann, wird auch an diesem Projekt seine Freude haben. Hozier spielt mit verschiedenen Genres: Pop, Klassik, Folk, Rock etc. – und auch politische Themen finden ihren Platz. Ein Album mit zahllosen Facetten.


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Über den Autor/die Autorin:

Marie Bruschek

Marie (20) studiert Weltliteratur. Wenn sie nicht gerade schlechte Wortwitze macht oder sich zum zehnten Mal Mamma Mia anguckt, schreibt sie für MADS über alles, was sie gerade interessiert.

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