
Greta-Hass und Morddrohungen: „Fridays for Hubraum“-Gruppe ist offline

Die Facebook-Gruppe „Fridays for Hubraum“ ist innerhalb kürzester Zeit auf fast 400.000 Mitglieder angewachsen. Schnell sammelten sich in der Community auch Hassposts und rechtsextreme Inhalte. Der Gründer hat jetzt die Reißleine gezogen.
Die Bewegung sollte größer werden als „Fridays for Future“ – doch der Plan hat nach nur wenigen Tagen eine überraschende Wendung genommen. Die Betreiber von „Fridays for Hubraum“ haben die Gruppe auf Facebook vorübergehend abgeschaltet. Grund sind die zahlreichen Hass-Postings in der Community, über die das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Montag berichtet hatte.
In einem Statement wendet sich der Betreiber Chris Grau an seine Mitglieder: „Leider müssen wir euch mitteilen, dass wir die Gruppe vorerst archivieren. (…) Es herrschen ganz klare Regeln in dieser Gruppe und leider werden diese von sehr vielen nicht berücksichtigt“, schreibt er. „Unter anderem werden Morddohungen ausgesprochen, fragwürdige Texte gepostet, einfach Werbung für Merchandise-Artikel geschaltet und zu guter Letzt sogar Spendengelder gesammelt, mit denen wir nichts zu tun haben.“
In dem Statement distanziert sich Grau auch von rechtem Gedankengut: „Deshalb räumen wir auf! So geht das nicht“, schreibt er. Die Gruppe bleibe erst mal offline, nach einer Bereinigung soll sie wieder öffnen. „Alle Anfragen und Postings werden kontrolliert. Weiterhin möchten wir von euch, dass ihr bitte zur Unterstützung Regelverstöße meldet.“
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Morddrohungen gegen Greta
Die Gruppe „Fridays for Hubraum“ war seit dem Wochenende viral gegangen. Die Betreiber waren mit dem Ziel gestartet, mehr Mitglieder zu sammeln als die deutsche Facebook-Seite von „Fridays for Future“ (rund 75.000 Abonnenten) und sich dem angeblichen „Klima-Hype“ entgegenzustellen. Das Ziel war schnell erreicht: Bis Mittwochabend schaffte es die Gruppe auf fast 400.000 Mitglieder, bis sie letztendlich offline genommen wurde.
Die Recherchegruppe „Die Insider“ hatte am Mittwoch die schlimmsten Posts aus der Gruppe zusammengetragen. Nutzer hatten hier unter anderem Morddrohungen gegen Greta Thunberg veröffentlicht und die 16-Jährige massiv beleidigt. Zudem wurden dort diverse Rechtsextreme Inhalte veröffentlicht.
Auch die Facebook-Seite „Hooligans gegen Satzbau“ machte einige der Hass-Postings öffentlich.
„Rechte Hetze geht gar nicht“
Auf den Hass gegen die Klimaaktivistin Greta Thunberg geht der Betreiber in seinem Statement ein. „Kanalisiert eure Wut doch bitte nicht auf ein 16 Jahre altes Mädchen, was soll sowas? Und rechte Hetzte geht gar nicht!!“
In einem Video auf seiner Facebook-Seite wird Grau noch deutlicher: Mit „rechter Hetze“ wolle keiner der Administratoren was zu tun haben. „Wenn irgendeiner von euch meint, er müsste hetzen, gegen wen auch immer, ob es Flüchtlinge sind oder sonst irgendwas, dann solltet ihr euch mal fragen, ob ihr noch ganz dicht seid.“
Der „Klima-Hype“ und der Hype um Greta Thunberg seien für ihn zwar Auslöser gewesen, die Gruppe ins Leben zu rufen. Aber: „Das ist ein kleines Kind, die ist 16 Jahre alt“, so Grau. „Lasst bitte dieses Mädchen einfach in Ruhe.“ Man habe als Gruppe andere Ziele, und: „Fridays for Future ist ja auch nicht ganz falsch.“
In seinem Video geht der Betreiber auch auf die künftigen Ziele der Gruppe ein und stellt seine Sicht der Dinge zur Klimadiskussion dar:
Unter dem Video pflichten viele Nutzer dem Betreiber bei: „Sehr gute Worte, top!“, schreibt einer. „Top Video, jetzt nur noch ausmisten und weiter wachsen. Sehr gute Idee das Ganze. Ich steh auf jeden Fall hinter dir/euch“, kommentiert ein anderer.
Weitere Gruppen gegründet
Für Mitglieder der abgeschalteten Facebook-Gruppe gibt es allerdings schon Alternativen. Auf Facebook hat sich nun die Gruppe „Fridays for Hubraum Deutschland“ gegründet, die bis Donnerstagvormittag bereits 4000 neue Mitglieder sammeln konnte. Zudem gibt es eine Facebook-Fanpage mit 24.000 Abonnenten.
Die Betreiber der Fanpage geben an, dass die Seite „nicht in direkter Verbindung mit der Gruppe“ stehe. Bei der neuen Gruppe „Fridays for Hubraum Germany“ ist der Betreiber ebenso unklar.
Eine RND-Anfrage beim Administrator der ursprünglichen „Fridays for Hubraum“-Gruppe blieb zunächst unbeantwortet.
Von Matthias Schwarzer/RND