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Schüler streiken in Hannover fürs Klima

Schüler streiken in Hannover fürs Klima
Foto:  Moritz Frankenberg

Offiziell gilt die Schulpflicht – doch einzelne Schulen planen einen gemeinsamen Ausflug zur Demo Fridays for Future. Schüler gehen für den Klimaschutz auf die Straße.


Zum dritten Mal streiken am 15. März Schüler und Studenten in Hannover für eine bessere Klimapolitik und folgen damit dem Beispiel der schwedischen Schülerin Greta Thunberg. Die Demonstration beginnt um 12.30 Uhr am Kröpcke und ist Teil der weltweiten Klimabewegung Fridays for Future. Die Schüler, die die Aktion in Hannover organisieren, erwarten mehrere tausend Teilnehmer und stellen die Demo unter das Motto „Wir streiken, bis ihr handelt“.

„Wir sind es leid, still mit anzusehen, wie die erwachsenen Politiker über unsere Zukunft entscheiden. Sie sehen den Klimawandel nicht als die Gefahr an, die er für uns und nachfolgende Generationen ist“, sagt die 15-jährige Mitorganisatorin Kaja Schwab.

Die demonstrierenden Schüler verletzen mit ihrer Aktion die Schulpflicht. In Niedersachsen gilt die Regelung, dass die Teilnahme an einer Demo kein Grund für das Fernbleiben vom Unterricht ist. Eine Beurlaubung vom Unterricht ist laut Landesschulbehörde deshalb nicht gerechtfertigt. Es gibt allerdings eine schwammig formulierte Ausnahmeregelung. Wenn sich das Anliegen der Demonstration nur in der Unterrichtszeit erreichen lässt und dem Bildungsauftrag der Schule entspricht, dürfen Lehrer Schüler dafür freistellen.

Schulleiter deklariert Demo als Schulveranstaltung

Die alternative Glockseeschule will deshalb komplett bei der Aktion mitmachen. „Wir begrüßen es grundsätzlich, dass Jugendliche sich für den Klimaschutz stark machen, weil das inhaltlich wichtig ist. Aber wir finden es auch überhaupt bemerkenswert, dass sie sich engagieren“, sagt Schulleiter Holger Braun. An den ersten beiden Klimademos haben bereits Schülergruppen teilgenommen, die das Thema zuvor im Projektunterricht behandelt hatten. In Absprache mit Eltern und Lehrern hat Braun den Ausflug zur Demo nun als Schulveranstaltung deklariert. 215 Schüler, die meisten Lehrer und etliche Eltern gehen mit. Fünf Kinder bleiben mit Betreuung in der Schule. „Wir sind einig in der Schule, dass die Aktion mit unserer Bildungsaufgabe in Einklang steht“, betont Braun.

Schüler und Studierende nehmen in der Innenstadt von Hannover an einer Demonstration für Klimaschutz teil. Foto: Moritz Frankenberg

Andere Schulleiter tun sich schwerer mit dem Thema. „Ich kann schlecht zu den Schülern sagen, macht das mal, es ist alles okay. Ich bin in einer Zwickmühle“, sagt Timo Heiken, Leiter der Integrierten Gesamtschule Langenhagen. Eine Ermunterung oder gar ein Aufruf zur Demo komme für Schulleiter nicht infrage. Die Fehlstunden tauchen bei Oberstufenschülern zwar nicht auf dem Zeugnis auf, aber im Kursheft. „Die Schüler haben rein rechtlich eine Nullleistung erbracht.“ Als Mensch und Vater begrüßt Heiken das Engagement der Schüler jedoch. „Wir wollen Schüler zu mündigen Menschen heranziehen. Und sie haben hier ein Thema gefunden, dass für ihre Zukunft eine wichtige Rolle spielt.“

Philologenverband kritisiert nachsichtige Haltung

Der Philologenverband Niedersachsen kritisiert unterdessen das Schulschwänzen für das Klima und fordert einen konsequenteren Umgang mit den Schülern. „Wir gewinnen immer mehr den Eindruck, dass die Umsetzung geltender Bestimmungen als unliebsames Thema auf unsere Lehrkräfte abgewälzt wird, da die politischen Verantwortungsträger auf der Sympathiewelle der medialen Öffentlichkeit mitsurfen wollen“, sagt Verbandsvorsitzender Horst Audritz. Klimaschutz sei wichtig und brauche zweifelsfrei mehr Aufmerksamkeit. „Dies darf aber nicht über dauerhaft regelwidriges Verhalten wie dem Schulschwänzen erreicht werden.“

Von Bärbel Hilbig


Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

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1 Kommentar

  1. Monika Harbig-Münch

    Ich weiss gar nicht, warum sich alle darüber aufregen, das Schüler die Schule schwänzen wenn sie streiken.
    Arbeitnehmer streiken ja auch nicht am Wochenende sondern während ihrer Arbeitszeit.

    Antworten

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