Seite auswählen

Werbung

Erst „Quatschmusik“, dann Trend: Sänger Luis Ake ist dem Zeitgeist voraus

Erst „Quatschmusik“, dann Trend: Sänger Luis Ake ist dem Zeitgeist voraus
Foto: Hanna Fasching

Luis Ake macht Musik, die den aktuellen Trends entspricht: Sein poppiger Trance passt perfekt zum Comeback der 2000er. Beabsichtigt sei das nicht, sagt er. Mit MADS hat Luis Ake über seine musikalische Entwicklung gesprochen und verraten, was er von Vergleichen mit Alexander Marcus hält.


Luis Ake hat keine Lust auf Labels. Wenn man ihn bittet, seinen Musikstil zu beschreiben, holt er daher ein wenig aus. Manche bezeichneten seine Musik als Schlager, andere als Neue Neue Deutsche Welle, wieder andere als Hyperpop oder Trance, das sei im Laufe seiner Karriere immer neu definiert worden. Er sagt: „Im weitesten Sinne mache ich Popmusik.“ Auf ein Genre wolle er sich jedoch nicht festlegen.

Tatsächlich ist Akes Musik nicht leicht zu greifen, denn bei ihm verschmelzen die Stilrichtungen. Poppig war seine Musik schon immer, doch während auf seinem ersten Album „Bitte lass mich frei“ von 2019 noch deutliche Synth-Pop- und Italo-Disco-Einflüsse zu hören sind, erinnern die Singles „Monogamie“ und „Weil du Blumen (doch) magst“ aus diesem Jahr mit ihrem schnellen Beat an 90er- und 2000er-Jahre-Eurodance. Vor Kurzem hat er den „Kuschel“-Song, der 2008 zum trashigen Jamba-Klingelton-Hit wurde, neu gemixt. „Die Musik, die ich jetzt mache, hat nichts mehr mit dem zutun, was ich vor zwei, drei Jahren gemacht habe“, sagt er.

Schlechte Kritiken für sein erstes Album

Ebenso wenig wie er sich auf Genres festlegen will, möchte sich Luis Ake mit seiner Musik an Trends orientieren. Er betont: Nicht jeder, der Musik macht, die gerade angesagt ist, ist zugleich Teil dieses Trends. Er habe schon immer seinen eigenen Musikstil gehabt. Sein erstes Album sei verrissen worden, Musikkritiker hätten ebenjenen Stil als „Quatschmusik“ bezeichnet. Er sei mit Alexander Marcus, der Kunstfigur des Musikers Felix Rennefeld, verglichen worden. „Was völlig okay ist, aber halt gar nicht zutrifft“, sagt Ake.

Erst in den vergangenen Jahren habe sich das Image dieses Musikstils geändert. Es kam das Revival der Neuen Deutschen Welle, die sogenannte Neue Neue Deutsche Welle, und das, was Luis Ake machte, bekam „einen Namen und einen Coolnessfaktor“. Auf einmal habe es Nachahmer gegeben.

„Traurigkeit ist ein viel schwereres Gefühl als Glück“

Nach den teilweise negativen Reaktionen auf sein erstes Album habe er in erster Linie ernst genommen werden wollen. „Liebe“, sein zweiter Longplayer aus dem Jahr 2021, sei deshalb „extrem verkopft“. Danach habe er ganz einfach wieder etwas Leichteres machen wollen, sagt Luis Ake. Also nahm er Trance-Songs auf. „Ich will nicht einfach immer nur dieselbe Musik machen“, sagt er. Ob beabsichtigt oder nicht, damit trifft er einen aktuellen Nerv: schnelle Brillen, Tribal-Tattoo-Muster, eine Spielart des aktuellen 2000er-Revivals. „Horse Trance“ nennt er seinen aktuellen Stil. Warum? „Weil es keine gute Genre-Bezeichnung für Luis Ake gibt.“

Dass er aktuell schnelle, im weitesten Sinne fröhliche Musik macht, hat aber nicht nur etwas mit persönlichem Gusto zutun. Er habe wissen wollen, wie das geht: leichte Musik machen. In seinen ersten Alben habe er vor allem schwere Themen verarbeitet. „Traurigkeit ist ein viel schwereres Gefühl als Glück“, sagt er. „Glück verfliegt so schnell und ist deshalb viel schwieriger in ein Lied reinzudingseln.“ Das Musikmachen versteht er weniger als Künstlertum und mehr als Handwerk, dessen Finessen er sich aneignen will. Denn auch, wenn es mal keine emotionalen Themen zum Verarbeiten gebe, müsse er ja Songs schreiben können.

Luis Ake ist Privatperson und Kunstfigur in einem

Auf Social Media spielt er mit der trashigen Internet-Optik der 2000er Jahre, die bis vor Kurzem als hässlich und unmodern galt und mittlerweile, ironisch genutzt, wieder als sehr lässig gilt. Schnörkelschrift, zu große Sonnenbrillen, Selfies in Digitalkamera-Optik. Wie viel von Luis Ake ist eine echte Person, wie viel ist Bühnenfigur? „Luis Ake ist zu hundert Prozent ein Teil von mir, denn ich bin ja derjenige, der Luis Ake macht“, sagt er. Doch natürlich nutze er das „Guckloch“ der sozialen Medien, „um eine gewisse Perspektive auf sich herzustellen.“

Er habe sich über die Zeit Dinge angeeignet, die vor allem zu seiner Bühnenfigur passen. Es passiere aber auch, dass er diese Verhaltensweisen dann für seine Privatperson übernehme. Im Moment arbeite er so viel an seiner neuen EP, „da kann ich das gar nicht mehr so richtig voneinander unterscheiden“.

Die neue EP „Melodien der Freiheit“ soll am 17. November erscheinen. Auch sie läuft unter „Horse Trance“. Auf seinem Instagram-Profil nennt er sich „Horse Trance Ambassador“, Luis-Ake-Merchandise-Artikel sind meist mit Pferden bedruckt. Nochmal nachgefragt: Warum das Pferdemotiv? Luis Ake sagt: „Ein Pferd ist ein gutes Sujet für ein T-Shirt.“ Anlässlich des Releases von „Melodien der Freiheit“ gibt es in seinem Online-Shop, dem „Horse Trance Shop“, aktuell Halstücher aus Seide mit Pferdedruck zu bestellen, sie sind limitiert auf 50 Stück. Luis Ake macht, was ihm gefällt. Anderen gefallen wolle er jedenfalls nicht, sagt er.

Von Franziska Wessel


Lies auch:


Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

Poste einen Kommentar:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert