
So entsteht ein Modetrend – und deshalb kommen Trends immer wieder

Wer sagt eigentlich, was gerade in ist? Und wie setzen sich Trends durch? Eine Modeforscherin hat Antworten – und erklärt, warum in der Mode so vieles irgendwann ein Comeback feiert.
Die Karottenhose der 80er-, die dünnen Augenbrauen der 90er- oder die Ballerina-Slipper der 2000er-Jahre: Jeder Trend kommt irgendwann zurück. Egal, wie out ein Style mal war, irgendwann wird er wiederentdeckt und wie selbstverständlich erneut unter dem Label „trendy“ geführt.
Doch warum ist das so? Und wie entsteht überhaupt ein Modetrend? Das weiß Kristin Hahn, Professorin für Modetheorie und Fashion Studies an der Macromedia University of Applied Sciences in Berlin. Voraussetzung dafür, dass ein Look zum Trend wird, sei die Akzeptanz in einer breiten Bevölkerungsschicht, sagt Hahn. Wenn also viele Menschen einen Style nachahmen, wird er zum Trend. Er verschwindet, wenn die Akzeptanz für den jeweiligen Look in der breiten Bevölkerungsschicht wieder abnimmt. So weit, so logisch.
Trends entstehen auf der Bühne, bei Social Media oder im Klassenzimmer
„Ein Trend wäre kein Trend, wenn dieser immer andauern würde“, sagt Hahn. Da Menschen immer Sehnsucht nach etwas Neuem, noch Schönerem, noch Besserem hätten, seien Trends von Kurzlebigkeit geprägt.
Bevor aber die breite Masse einen Style nachahmen kann, muss ihn jemand vormachen. Diese Menschen nennt Hahn Meinungsführerinnen und Meinungsführer. Das können zum Beispiel Promis sein. Ein Paradebeispiel dafür ist Kim Kardashian: Kaum hatte sie die vor einigen Jahren die Radlerhose zu ihrem persönlichen Must-Have auserkoren, gab es beinahe keine Frau mehr, die sich für trendbewusst hielt und keine Radlerhose trug.
Ein Trend kann aber auch im Kleinen entstehen, zum Beispiel in einer Schulklasse. In der Erfolgsserie „Gossip Girl“ trägt Klassen-It-Girl Blair Waldorf weiße Strumpfhosen und Haarreifen – und die anderen Mädchen machen es ihr nach. Im Kosmos des Klassenraums sind sie die breite Bevölkerungsschicht.

Während Trends früher ganz klar aus der Oberschicht diktiert wurden, ist das heute nicht mehr so einfach. Etwa ab den 1960er-Jahren seien Modetrends auch von unten beeinflusst worden, erklärt Hahn. Designerinnen und Designer wurden von den sogenannten Subkulturen inspiriert, also von Gruppen wie Punks.
In der Mode zeigt sich, wonach wir uns sehnen
Für die Entwicklung von Trends spielten heute auch die digitalen Technologien eine große Rolle, sagt Hahn. Was gerade angesagt ist, lässt sich googlen oder durch einen Blick auf den Instagram-Feed herausfinden. Gleichzeitig kann jede und jeder selbst die Looks verbreiten, die sie oder er cool findet, und so bei entsprechender Reichweite selbst zum Trendsetter werden.
Doch wieso sind so viele Trends auch immer eine Reise in die Vergangenheit? „Mode spiegelt immer auch die Sehnsucht nach einem bestimmen vergangenen Zeitgeist wider“, sagt Hahn. So seien nach dem Zweiten Weltkrieg Looks in Mode gekommen, die an Barock und Rokoko erinnerten, also an Zeiten, die von Pracht und Leichtigkeit geprägt waren. Die Menschen wollten die entbehrungsreichen Kriegsjahre vergessen. Wie schnell Trends zurückkommen und wie lange sie andauern, lässt sich jedoch nicht vorhersagen. Das Wiederaufleben von Trends, so Hahn, folge keinem bestimmten Schema.
Von Franziska Wessel
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