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Entspannt in den Urlaub: Was hilft gegen Reisekrankheit?

Entspannt in den Urlaub: Was hilft gegen Reisekrankheit?
Foto: Unsplash/Darwin Vegher

Sommerzeit heißt für viele auch Urlaubszeit – doch nicht jedem bekommt die Reise zum Urlaubsziel gut. Für MADS-Autorin Fenja wird der Weg regelrecht zur Hölle, denn sie leidet an Reisekrankheit. Was bedeutet das – und was kann man dagegen tun?


Meine erste Reisekrankheit kam ziemlich überraschend, da war ich elf. Mitten auf der Autobahn konnte ich nur noch „Mir ist total schlecht“ herausstammeln, bevor ich mein Frühstück großzügig im Nacken meiner Mutter verteilte. Um nicht noch einmal einen so grandiosen Start in den Urlaub zu erleben, bin ich eigentlich immer vorbereitet: Medizin genommen, eine Tüte Bonbons neben mir und für den Notfall immer eine leere Plastiktüte griffbereit. 

So oder so ähnlich geht es vielen Menschen. In einer Studie der Berliner Charité gaben mehr als 40 Prozent der 500 Befragten an, während einer Autofahrt schon Symptome von Reisekrankheit gehabt zu haben. 

Was ist Reisekrankheit? 

Reisekrankheit, auch Kinose genannt, ist keine Krankheit im eigentlichen Sinne. Es handelt sich um Beschwerden, die während Bewegung auftreten und kurz danach wieder verschwinden. Besonders bekannt und verbreitet ist die Seekrankheit, eine auf dem Schiff auftretende Form der Kinose. Doch auch in allen anderen Verkehrsmitteln kann es zur Reisekrankheit kommen, besonders bei unruhigen Fortbewegungsmitteln. Am schlimmsten ist es für mich in Linienbussen: Das ständige Anhalten und Weiterfahren gemischt mit der schaukeligen Fahrt ist gar nichts für mich. 

Wer ist von Reisekrankheiten betroffen? 

Grundsätzlich kann jeder reisekrank werden. Die Studie eines siebenköpfigen Forscherteams rund um John F. Golding und Gaëlle Quarck hat allerdings gezeigt, dass es Bevölkerungsgruppen gibt, die schneller reisekrank werden. So sind Frauen anfälliger als Männer und Kinder sind häufiger betroffen als Erwachsene. Unabhängig von Alter und Geschlecht ist aber auch die medizinische Vorgeschichte relevant. Menschen mit chronischen Schwindelbeschwerden sind deutlich anfälliger, bei gesunden Menschen scheint es außerdem einen Zusammenhang zwischen Kinosen und Eigenschaftsangst zu geben, wie die Studie zeigt. Eine im Jahr 2006 durchgeführte Studie konnte außerdem nachweisen, dass Zwillinge sehr ähnlich reagieren, was eine genetische Komponente nahelegt. 

Wie äußert sich Reisekrankheit? 

Die Symptome sind sehr individuell und unterschiedlich stark. Zu den häufigsten gehören Müdigkeit, ein generelles Unwohlsein sowie Schwindel und Übelkeit bis hin zum Erbrechen. Es kann auch zu kalten Schweißausbrüchen, Blässe und starken Kopfschmerzen kommen. Ich selbst bin sogar einmal im Bus umgekippt, solche Vorfälle sind aber zum Glück eher eine Seltenheit.

Foto: Ford/Ford-Werke GmbH/obs

Wie kommt es zur Reisekrankheit? 

Ursache für Reiseübelkeit sind sensorische Konflikte. Während das Gleichgewichtsorgan im Innenohr eine starke Bewegung meldet, registrieren die Augen diese nicht. Dafür reicht bei mir schon das Sitzen auf der Rückbank im Auto, besonders stark wird es aber zum Beispiel beim Lesen während der Fahrt.

Auch bei Fahrsimulatoren kann es zu Kinosen kommen, aber umgekehrt. Hier melden die Augen eine Bewegung ans Gehirn, die das Gleichgewichtsorgan nicht registriert. 

Was hilft gegen Reisekrankheit? 

Doktor Johannes Wimmer empfiehlt in einem Video der Techniker Krankenkasse anfälligen Personen, selbst zu fahren. Sollte das nicht gehen hilft es, einen Punkt am Horizont vor sich zu fixieren. Auch Ablenkung in Form von Gesprächen, Spielen oder Musik kann helfen. Bei Reisen mit der Bahn oder dem Flugzeug ist es sinnvoll, zwischendurch aufzustehen und sich kurz zu bewegen, bei Autofahrten kann dies während kleinerer Pausen geschehen. 

Am erholsamsten und effektivsten gegen Reiseübelkeit ist jedoch Schlaf. Wer allerdings, wie ich, im Auto nur sehr schwer schlafen kann, sollte das Schauen aufs Handy oder gar das Lesen eines Buches um jeden Preis vermeiden. Das verwirrt das Gehirn nur noch mehr und verschlimmert die Symptome. Vor und während der Reise sollten nur leicht verdauliche und kleine Mahlzeiten verzehrt werden. Weglassen sollte man in dieser Zeit besonders fettige und kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Burger, Pommes und Pizza. Außerdem hilft viel trinken, am besten Wasser oder ungesüßte Tees. Ich habe auch immer Bonbons dabei, das beschäftigt mich und sorgt nebenbei für einen guten Geschmack im Mund.

Eine Studie der Universität Michigan zeigt, dass Ingwer sehr wirksam Übelkeit und Erbrechen auf Reisen vorbeugt. Die Einnahme kann schon mehrere Tage oder erst unmittelbar vor Reiseantritt beginnen. Empfohlen wird der Verzehr von täglich etwa zwei Gramm frischen Ingwer in kleinen Scheibchen oder als Aufguss. Dieser kann auch in einer Thermoskanne mit auf die Reise genommen werden. Auch die Einnahme von Ingwer-Kapseln aus der Apotheke ist sehr wirksam.

Foto: Unsplash/Kelly Sikkema

Hilfreiche Gadgets

Außerdem gibt es einige Gadgets, die Abhilfe schaffen können. Ein Beispiel dafür sind Akupressur-Armbänder. Diese werden so angelegt, dass sie den Nei-Kuan-Punkt ungefähr drei fingerbreit unter dem Handgelenk stimulieren und so Übelkeit verhindern. Ich nutze diese Armbänder selbst und habe damit sowohl im Auto, in der Bahn und sogar im Flugzeug sehr gute Erfahrungen gemacht. 

Einen anderen Ansatz verfolgt eine Brille gegen Reisekrankheit. Sie hat nicht nur vorne zwei Ringe, sondern auch an beiden Schläfenseiten, die alle mit einer blauen Flüssigkeit gefüllt sind. Nach dem Prinzip einer Wasserwaage wird ein künstlicher Horizont erschaffen. So nimmt das Auge auch beim Betrachten eines unbewegten Gegenstandes, wie eine Buchseite, Bewegung wahr und das Gehirn ist nicht mehr verwirrt. Getragen werden muss die Brille nur von Auftreten der ersten Symptome bis Verschwinden dieser, laut Hersteller sind das etwa 10 Minuten. Die Wirkung beider Gadgets ist wissenschaftlich allerdings nicht nachgewiesen. 

Natürlich gibt es auch Medikamente gegen Reiseübelkeit, zum Beispiel in Form von Tabletten oder Pflastern. Diese haben unter Umständen aber Nebenwirkungen wie Sehstörungen, Benommenheit oder sogar Schwindel. 

Von Fenja Lehmann


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