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Neele lebt in einem Van: „Ich habe mich in diesen Lifestyle verliebt“

Neele lebt in einem Van: „Ich habe mich in diesen Lifestyle verliebt“
Foto: Privat

Wie ist das Leben in einem Van? Die 20-jährige Neele lebt und arbeitet seit über eineinhalb Jahren in einem Auto – und kann sich nichts anderes vorstellen.


MADS: Hallo Neele, wie bist du auf die Idee gekommen, in einem Van zu leben?
Neele: Ich hatte schon lange vor meinem Abi den Traum, Europa zu bereisen – am besten in einem Auto. Das habe ich auch ein Jahr lang nach meinem Abitur gemacht. Eigentlich wollte ich das Auto nach der Reise wieder verkaufen, aber ich konnte mich davon nicht trennen. Außerdem habe ich mich einfach in diesen Lifestyle verliebt. Daher habe ich überlegt, dass ich es einfach während meines Studiums in Norddeutschland weiter probiere. Das funktioniert sehr gut seit über einem halben Jahr. Ich kann mir jetzt gar nichts anderes mehr vorstellen.

MADS: Hast du den Van selbst umgebaut oder schon so gekauft?
Neele: Ich habe mir damals schon das umgebaute Auto gekauft, weil ich nicht so viel Zeit verschwenden wollte. Allerdings habe ich noch einige Sachen geändert, damit der Van perfekt für mich passt. Ich hatte zum Beispiel einen Hund mit auf der Europareise. Dafür brauchte ich eine Hundebox. Die habe ich unter das Bett gebaut, da war vorher der Kühlschrank. Für das Reisen war das super, aber zum Studium brauche ich noch andere Sachen – wie einen Schreibtisch.


MADS: Du sagst, dass du dich in den Lifestyle verliebt hast. Was meinst du damit genau?
Neele: Einfach die Freiheit. Ich kann da stehen, wo ich möchte, bin nicht gebunden an einen Ort. Ich kann es mir nicht vorstellen, vier Wände zu haben, die sich nicht bewegen lassen. So übernachte ich in und mit der Natur und bin super flexibel und unabhängig. Dadurch lebe ich auch viel bewusster. Ich beziehe zum Beispiel meinen Storm durch Solarenergie und achte auf den Wasserverbrauch.

„Mir fehlt definitiv eine Dusche“

MADS: Du kannst dir nicht mehr vorstellen, anders zu wohnen. Gibt es trotzdem etwas, was dir im Vergleich zu einer Wohnung fehlt?
Neele: Definitiv eine Dusche. Vor allem jetzt im Winter. Ich habe eine Outdoordusche, aber das funktioniert gerade nicht. Ich habe dafür einen Tank mit Kaltwasser. Im Winter würde das Wasser allerdings einfrieren, deshalb lasse ich es leer. Und dann muss man sich immer umschauen, ob man bei Freunden duscht, im Fitnessstudio oder beim Unisport. Es gibt immer eine Alternativdusche, aber manchmal ist das ein bisschen nervig. Was ich zum Beispiel gar nicht vermisse, ist eine Toilette. Ich habe eine in meinem Van, nutze sie aber nicht. Weil man sonst immer schauen muss, wo die nächste Ver- und Entsorgungsstation ist. Ich habe gemerkt, dass es auch so gut funktioniert, weil ich in der Nähe der Uni bin und dort gehe.

MADS: Wonach suchst du dir deine Schlafplätze aus? Worauf achtest du dabei besonders?
Neele: Das Wichtigste bei der Auswahl ist natürlich die Sicherheit. Da richtet man sich nach der goldenen Vanlife-Regel: Verlass dich auf dein Bauchgefühl. In Deutschland ist das mit der Sicherheit generell ganz gut. Da hatte ich bisher noch keine Probleme. Sonst versuche ich möglichst nah an der Uni zu stehen – dann ist es mir auch egal, ob das idyllisch ist. Jetzt muss es einfach praktisch sein.


MADS: Und wo parkst und schläfst du dann? Einfach direkt vor der Uni oder bei deinen guten Freunden vor der Haustür?
Neele: Ich kann leider nicht direkt vor der Uni parken, weil sie sehr zentral in der Innenstadt liegt. Da gibt es überhaupt keine Parkplätze. Deswegen stehe ich dann mal in dem einen Stadtteil und mal in dem anderen. Das Schlafen in einem Auto ist auch eine Grauzone in Deutschland – daher muss ich auch häufiger den Parkplatz wechseln. Ich kann nicht immer an dem gleichen Ort bleiben. Das ist manchmal ein bisschen kompliziert, aber es stört mich noch nicht. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich bei Freunden direkt vor Tür geparkt habe. Einfach weil es super praktisch ist. Aber übernachtet hat bis jetzt bei mir noch keiner, nur auf der Reise hatte ich Besuch.

„Ich bin auf sehr viel Negatives gestoßen in meinem Umfeld“


MADS: Was sagen deine Familie und deine Freunde dazu, dass du in einem Van lebst?
Neele: Von meiner Reise durch Europa waren viele nicht so begeistert. Ich bin auf sehr viel Negatives gestoßen in meinem Umfeld. Sie hatten einfach Angst, weil ich allein unterwegs war. Dass ich jetzt immer noch im Van wohne, ist, glaube ich, nicht mehr so ein großer Schock. Viele meiner Freunde könnten es sich zwar selbst nicht vorstellen, aber sie unterstützen mich. Meine Familie hätte es wahrscheinlich lieber, wenn ich in einer Wohnung leben würde. Aber die kennen das schon. Und wissen, dass ich das irgendwie hinbekomme.


MADS: Das klingt ja alles sehr positiv. Was sind die größten Probleme, die du durch das Leben im Auto hast?
Neele: Mein Van ist nicht winterfest und das macht alles gerade ein bisschen kompliziert. Dadurch, dass ich kein Wasser im Tank habe, kann ich nicht mehr abwaschen. Das bedeutet, ich kann auch nicht mehr kochen. Also bin ich gerade darauf angewiesen, immer in der Mensa oder bei Freunden zu essen. Zusätzlich fehlt mir eine richtig gute Isolierung und eine vernünftige Heizung. Momentan schlafe ich mit ein bis zwei Schlafsäcken und fünf Decken. Bei sieben Grad aufwärts ist alles cool, darunter wird es echt super kalt. Ich würde gerne während des Studiums im Van weiter wohnen, aber so wie es jetzt ist, funktioniert es auf jeden Fall nicht noch mal einen Winter. Ich möchte auf jeden Fall nicht in eine Wohnung, daher überlege ich, mir einen winterfesten Van oder Wohnwagen zu kaufen.

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Interview: Laura Ebeling


Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

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