Diese Uni-Städte werden ganz schnell unterschätzt
Berlin und München gelten als die beliebtesten Studentenstädte. Aber was lohnt sich auch abseits vom Trend? MADS stellt unterschätzte Uni-Städte vor.
Oldenburg: Land in der Stadt
Zu groß, zu voll, zu laut – als Dorfkind haben mich die beliebten Metropolen zum Studieren nicht wirklich angesprochen. Mir war wichtig, dass mein Studienort nicht so großstädtisch daherkommt. Das ist einer der Gründe, warum ich in Oldenburg gelandet bin.
Hier gibt es Kneipen und Clubs – und sogar einige Katzen, die über die Straßen laufen. Ich wohne jetzt seit sechs Semestern dort und studiere an der Hochschule Hörtechnik und Audiologie.
Mein Vater hat auch hier studiert und mir die Stadt gezeigt. Von Oldenburg war ich schnell begeistert. Besonders, dass es hier so sauber ist, ist mir direkt aufgefallen. Dass hier keine Bahnen fahren, war für mich erst einmal neu. Mit dem Fahrrad und zu Fuß kann ich aber alles gut erreichen.
Es ist nur schwer, sonntags etwas zu unternehmen: Beim letzten Versuch musste ich mit Freunden erst drei Kneipen abklappern, ehe wir eine fanden, die geöffnet hatte.
Mobilität: 5/5
Lebenskosten: 4/5
Freizeit: 4/5
Nachtleben: 4/5
Campusleben: 4/5
Kassel: Schöne Parks
Zugegeben: Kassel war nicht gerade mein Wunschstudienort. Ich bin dort gelandet, weil ich eine Zusage für den Studiengang Grundschullehramt bekommen habe. Mit der Zeit habe ich die Stadt aber durchaus lieben gelernt. Gerade jetzt im Sommer kann man bei gutem Wetter entspannt mit Freunden in einem der Parks sitzen.
Der Auepark erinnert mich ein wenig an die Herrenhäuser Gärten. Aber auch auf dem Campus ist immer etwas los. Das gefällt mir an der Uni besonders: Die Institute liegen alle nah beieinander, und überall ist immer etwas los – und wenn nur in der Bib zusammen gelernt wird.
Nur die Möglichkeiten zum Feierngehen könnten in Kassel noch etwas ausgefallener sein. Wir haben hier zwar die Fritze, also die Friedrich-Ebert-Straße, wo sich das studentische Nachtleben hauptsächlich abspielt. Mit dem Weidendamm in Hannover können die Clubs hier allerdings nicht wirklich mithalten.
Mobilität: 4/5
Lebenskosten: 4/5
Freizeit: 4/5
Nachtleben: 3/5
Campusleben: 5/5
Marburg: Familiär und nahbar
Natürlich haben sich meine Leute in Berlin darüber lustig gemacht, als ich aus der Hauptstadt nach Marburg gezogen bin. Aber ich wollte einfach eine andere Stadt kennenlernen. Auf Marburg aufmerksam geworden bin ich über Hochschul-Ranking-Webseiten – da liegt die Stadt beim Geografie-Studium weit oben. Zu Recht! Hier habe ich gleich coole Leute getroffen.
Den Unterschied zu Berlin merke ich aber natürlich schon. Als ich in meine Wohnung eingezogen bin, die zwei Kilometer von der Uni weg ist, dachte ich noch: Wow, voll nah! Später habe ich festgestellt: Für Marburger Verhältnisse ist das weit weg. Marburg ist wirklich ein Dorf.
Das Studentenleben ist familiär, man verliert sich nicht so leicht aus den Augen. Trotzdem gibt es eine große alternative Kulturszene mit Läden wie dem KFZ oder dem Trauma. Clubs gibt es nicht wirklich, aber dafür haben Marburger Kneipen denen in Berlin eins voraus: den Apfelwein.
Mobilität: 4/5
Lebenskosten: 3/5
Freizeit: 5/5
Nachtleben: 4/5
Campusleben: 5/5
Hildesheim: WG-Party statt Clubs
Nach dem Abi war mir schnell klar, dass ich etwas mit bildender Kunst studieren möchte. Dass ich dann aber in Hildesheim gelandet bin, liegt an meiner Kunstlehrerin. Sie hat mir von der Uni erzählt – und so bin ich auf meinen Studiengang Philosophie, Künste, Medien gekommen.
Die kleine Stadt hat so einen gemütlichen Charme. Das spüre ich gerade bei mir am Kulturcampus, an der Domäne Marienburg. Ich studiere da direkt in der alten Burg und verbringe die Pausen auf der Wiese hinter der Uni.
Das Ländliche hat allerdings auch Nachteile. Wir haben ziemlich miese Busanbindungen, und Bahnen gibt es auch nicht. Irgendwo hinzukommen ist also immer mit etwas Aufwand und Wartezeit verbunden. Das Nachtleben ist hier ebenfalls nicht wirklich ausgeprägt. Deshalb findet das Partyleben vor allem in den Studi-Wohnungen statt. Aber ich mag WG-Partys eh lieber als Club-Hopping.
Mobilität: 1/5
Lebenskosten: 3/5
Freizeit: 4/5
Nachtleben: 2/5
Campusleben: 5/5
Osnabrück: Zum Glück in Osnabrück
„Hamburg kann ja jeder!“ steht auf einer Osnabrück-Postkarte in unserem WG-Flur. Als ich nach Osna zog, war ich noch nicht so überzeugt von meinem neuen Wohnort. Große Erwartungen hatte ich nicht – ich wollte lediglich meinen Politikwisschenschafts-Master machen – aber ich entdeckte schnell Vorteile.
Unser Campus liegt mitten in der Innenstadt und wenn es in der Mensa nichts Leckeres gibt, findet sich in der Fußgängerzone immer eine Alternative. Die meisten Leute sind hier mit dem Fahrrad unterwegs, denn viel länger als 15 Minuten braucht niemand irgendwohin.
Wir haben ein Schloss mit einem riesigen Garten auf dem Campus. Dort kann man Volleyball spielen oder quatschen. Aus der Zweckbeziehung wurde so schnell echte Zuneigung.
Mobilität: 4/5
Lebenskosten: 5/5
Freizeit: 3/5
Nachtleben: 3/5
Campusleben: 5/5
Paderborn: Festivals statt Clubbing
Paderborn ist sehr viel kleiner als Hannover. Das Freizeitangebot hält sich besonders im Winter in Grenzen – das kam mir anfangs ziemlich langweilig und verschlafen vor.
Mit der Zeit habe ich mich aber an das ruhige Leben gewöhnt – besonders nachdem ich die Paderwiese und das Paderquellgebiet entdeckte. Dort treffe ich mich mit Freunden oder entspanne mich nach der Vorlesung. Man lernt sich schnell kennen und erfährt sofort, wenn irgendwo gefeiert wird.
Wer Lust auf Clubbing unter der Woche hat, muss in Paderborn allerdings zurückstecken – die vier Clubs öffnen erst am Donnerstag. Dafür gibt es oft Festivals, Konzerte oder Filmabende.
Mobilität: 3/5
Lebenskosten: 5/5
Freizeit: 5/5
Nachtleben: 3/5
Campusleben: 5/5
Braunschweig: Szene Clubs und Oker-Ring
Für mich stand sofort fest, dass ich in der Nähe von Hannover bleiben wollte – da bot sich Braunschweig eben an. Außerdem liegt die Uni in einem bundesweiten Rating des ZEIT Studienführers auf Platz 4 für Architektur, meinen Studiengang. Braunschweig als Uni-Stadt ist cool, vor allem weil es echt gut vernetzt ist.
Im ersten Semester habe ich mein Fahrrad gar nicht gebraucht, weil ich überall mit Bus oder Bahn hingekommen bin. Besonders gefällt mir auch der Oker-Ring. Das ist ein Fluss mit grün bewachsenen Ufern, der sich einmal um die ganze Stadt zieht. Ein schöner Ort zum lernen oder auch entspannen.
Natürlich ist die Auswahl an Ausgehmöglichkeiten schon ein bisschen begrenzter als in Hannover. Aber wenn man nicht unbedingt hundert verschiedene Sushi-Restaurants vor der Tür braucht reicht es vollkommen. Ich habe zum Beispiel ein ziemlich schickes Schwimmbad in direkter Nachbarschaft. Außerdem gibt es auch ein paar Szenen-Clubs, die echt Kult und fest in studentischer Hand sind. Dazu kommen dann Veranstaltungen auf dem Campus, ein paar Bars und Kinos. Irgendetwas zu tun findet man eigentlich immer.
Mobilität: 4/5
Lebenskosten: 3/5
Freizeit: 3-4/5
Nachtleben: 4/5
Campusleben: 4/5