Die Bafög-Reform kommt: Wird die Studienfinanzierung jetzt leichter?
Ab dem Wintersemester 2024/25 gilt die 29. Änderung des Ausbildungsförderungsgesetzes Bafög. Somit steigen die Fördersummen, aber es gibt auch neue Aspekte in der Ausbildungsförderung. Wie gut sind die Änderungen? Ein Kommentar.
Die guten Nachrichten zuerst: Nicht nur der Bafög-Satz steigt, es gibt auch erstmals seit 2012 wieder mehr Bafög-Empfangende. Die jüngste Bafög-Reform von vor zwei Jahren scheint also schon einmal Wirkung zu zeigen und mehr Menschen den Zugang zu Fördermitteln zu ermöglichen. Doch wie steht es um die 29. Bafög-Reform, die der Bundestag am Donnerstag beschlossen hat?
Die Sache mit der Wohnung
Zum Wintersemester 2024/25 steigen die Sätze nun um 5 Prozent. Der Grundbedarf wird auf 475 Euro angehoben, die Wohnpauschale auf 380 Euro. Zusammengerechnet steigt der Höchstsatz also von 812 auf 855 Euro. 380 Euro für Studierende, die nicht mehr bei ihren Eltern leben – das durchschnittliche WG-Zimmer kostet in Deutschland jedoch 495 Euro. In der teuersten Stadt München sogar bis zu 700 Euro, in Hamburg und Berlin um die 600 Euro. Die Erhöhung der Wohnkostenpauschale ist also lachhaft gering. Natürlich könnte man argumentieren, dass es durchaus Städte mit niedrigeren Mieten gibt und Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, dann eben dort studieren müssen. Allerdings sind einige Studiengänge wie Medizin zentralverteilt: Man kann sich also nicht unbedingt aussuchen, wo man den Uni-Platz erhält. Das gilt auch für sehr spezielle Studiengänge. Nicht alles wird überall angeboten.
Studierenden muss es möglich sein, sich das Wohnen in der Stadt leisten zu können, die sie sich zum Studieren ausgesucht haben. Das können höhere Wohnkostenpauschalen vielleicht auch nicht allein lösen. Im Interesse aller jungen und einkommensschwachen Menschen sollte stärker gegen den Mietenwucher vorgegangen werden, etwa in Form von Mietendeckelung in besonders betroffenen Städten.
Einmal 1000 Euro für alle, bitte!
Eine weitere Neuerung: Menschen, die bestimmte Sozialleistungen empfangen, können zum Studienstart eine Starthilfezahlung von 1000 Euro erhalten, um damit größere Anschaffungen wie einen Laptop oder die Mietkaution bezahlen zu können. Jeder, der mit wenig Geld in der Tasche ausgezogen ist, weiß, dass 1000 Euro gerade in Hinblick auf Kaution und Co. nicht viel Geld sind. Natürlich ist es eine gute Idee, Sozialhilfeempfangenden den Studienstart zu erleichtern, aber was ist mit allen anderen? Jeder Studierende kann eine solche Starthilfe gebrauchen.
Bafög-berechtigt, aber wo ist das Geld?
Noch eine Idee für die nächste Bafög-Reform: Wie wäre es damit, das Geld verbindlich zeitnah auszuzahlen? Jede neue Erhöhung ist gut, doch sie bringt nichts, wenn Studierende trotz rechtzeitiger Beantragung ihr Bafög nur mit monatelanger Verspätung erhalten. Das ist fatal, denn wer Bafög bekommt, hat in aller Regel auch einkommensschwache Eltern. Man kann nicht soeben woanders Geld herbekommen. Diese häufig durch eine überlastete Verwaltung oder das unausgereifte Bafög-Portal verschuldeten Verzögerungen sind existenzbedrohend.
Die Bafög-Reform unterm Strich
Die neue Bafög-Reform ein Schritt nach vorne, vor allem, wenn man bedenkt, dass es erst so aussah, als würde es dieses Jahr keine geben. Oberstes Ziel sollte es aber bei allen Reformen bleiben, im Interesse der Studierenden zu handeln und eine Förderung zu schaffen, die ihre Lebensrealität spiegelt und sie in der Bewältigung ihres Studiums unterstützt.
Von Jennifer Kramer
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