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„Der Trauer Raum geben“: Malie hat ein Buch über den Tod ihrer Mutter geschrieben

„Der Trauer Raum geben“: Malie hat ein Buch über den Tod ihrer Mutter geschrieben
Foto: privat

Als Malie Griebe 16 Jahre alt war, starb ihre Mutter an Krebs. Ihre Trauer verarbeitete sie in dem Roman „Dass im Herzen die Sonne wieder scheint – Milas Zeit der Trauer“. Inzwischen ist die Schülerin 18 und ihr Buch im Handel zu kaufen. Ein Gespräch über Trauer, Zweifel und darüber, wie man als Jugendliche sein erstes Buch veröffentlicht.


Dein Buch hast du neben dem Schulunterricht geschrieben. Möchtest du später auch beruflich Schriftstellerin werden?

Ich schreibe weiterhin gerne, allerdings möchte ich später am liebsten Psychotherapeutin werden. Dadurch, dass ich nämlich durch den Tod meiner Mutter viel mit seelischem Leid konfrontiert war und mich damit auseinandergesetzt habe, habe ich für mich erkannt, dass ich Menschen helfen möchte, denen es schlecht geht.

Ist das auch die Absicht deines Buches? Anderen in einer ähnlichen Situation zu helfen?

Definitiv. Ich möchte trauernden Menschen das Gefühl geben, nicht allein zu sein. Sie sollen sich mit ihrer Trauer verstanden fühlen. Außerdem bin ich überzeugt davon, je mehr Raum wir der Trauer geben, desto eher wird sie auch von anderen verstanden und akzeptiert.

Hast du in deiner eigenen Trauerphase viel gelesen, das dir geholfen hat?

In meiner intensivsten Trauerphase habe ich bewusst Literatur gelesen, in der jemand eine geliebte Person verliert und dies verarbeitet. Das hat mir tatsächlich sehr geholfen. In der Klarheit beziehungsweise schonungslosen Ehrlichkeit, wie sie in meinem Roman vorzufinden ist, gab es jedoch nur wenig. Doch eben genau das unbeschönigt Realistische brauchte ich, um mich verstanden zu fühlen. Hätte ich damals ein Buch wie das gehabt, was ich jetzt geschrieben habe, hätte es mir, glaube ich, geholfen.

Hat dir denn das Schreiben des Buches beim Trauern geholfen?

Ja. Während des Schreibprozesses habe ich es allerdings nicht so wahrgenommen. Erst im Nachhinein habe ich festgestellt, dass es eine große Hilfe war. Es gab auch Zeiten, da habe ich mein Manuskript als reinsten Trigger bezeichnet. Weil es natürlich wehtut, die teilweise in Realität erlebten, traurigen Textstellen immer wieder zu lesen, zu überarbeiten und zu korrigieren. Manchmal dachte ich auch, dass mich das Schreiben eher traurig stimmt als dass es mir hilft. Nichtsdestotrotz bin ich froh und dankbar, mir etwas so Wertvolles in Erinnerung an meine Mama geschaffen zu haben. Außerdem verstehe und akzeptiere ich meine Trauer und komme mittlerweile gut mit ihr zurecht, weil ich mich eben so intensiv damit auseinandergesetzt habe. Heute geht es mir also deutlich besser.

Wie sah das Schreiben genau aus?

Die Grundlage bildeten meine Tagebucheinträge, die ich ohne den Gedanken, dass jemals ein Buch daraus entstehen könnte, aufgeschrieben habe. Das war aber natürlich noch nicht alles: Ich habe viel neu geschrieben, Fiktives ergänzt, überarbeitet und auch immer wieder rausgestrichen. Das hat mich teilweise von morgens bis abends beschäftigt. Stressig war das für mich aber nicht. Eher ein leidenschaftliches Hobby.

Das bedeutet, die Tagebucheinträge deiner Protagonistin, die in das Buch eingebaut sind, sind nicht fiktional, sondern aus deinem eigenen Tagebuch?

Ja, teilweise. Natürlich habe ich noch Ausdrücke ergänzt, um die Wirkung zu verstärken. Ich glaube, in meinem Roman steht es manchmal emotionaler als es in der Realität war. Oder zumindest wirkt es so auf mich. Vielleicht sage ich das aber auch nur, weil ich in meiner Trauer jetzt schon weiter bin. Vielleicht habe ich es damals doch wirklich so gefühlt.

Das klingt so als könnte man zwischen deinen Erlebnissen und denen deiner fiktiven Protagonistin nicht so genau unterscheiden, oder? Wie eng liegen beide Geschichten beieinander?

Die Gefühlslagen sind ziemlich ähnlich. Das Drumherum habe ich manchmal geändert. Der Roman braucht ja einen roten Faden und einen Sinn. Manche Begebenheiten habe ich daher beispielsweise an Zeitpunkten platziert, an denen sie tatsächlich nicht stattgefunden haben, aber besser in die Handlung gepasst haben.

Wie fühlt es sich an, dass jeder jetzt dein Buch im Laden kaufen kann?

Aufregend. Ich freue mich jedes Mal, wenn mir jemand erzählt, er habe meinen Roman gelesen.

Warum hast du dein Buch dann unter einem Pseudonym veröffentlicht?

Dazu habe ich mich entschieden, bevor ich das Buch veröffentlicht habe. Mein jetziges Selbstbewusstsein kam erst mit dem positiven Feedback. Am Anfang war ich sehr kritisch mit mir und habe gezweifelt.

Was war die größte Hürde auf dem Weg zur Veröffentlichung? Gab es Momente, wo du daran gedacht hast, das Vorhaben aufzugeben?

Ja, das war mein innerer Kritiker. Ich habe manchmal einen Drang zum Perfektionismus, der sich beim Schreiben dadurch ausdrückt, dass ich oft unzufrieden mit meinen Sätzen war und sie als nicht gut genug empfand. Meine Freunde haben mich aber immer wieder ermutigt. Außerdem kostet es sehr viel Zeit, ein Buch zu veröffentlichen. Diese Zeit habe ich mir aber einfach genommen.


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Über den Autor/die Autorin:

Finn Bachmann

Finn (21) studiert Politik und Informatik. In seiner Freizeit ist er nicht nur bei der Feuerwehr, für MADS und die Hannoversche Allgemeine Zeitung schreibt er über Lokales, Internationales und was ihn sonst so bewegt.

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