Dating und Co: Nach dem Ghosting folgt das Orbiting
Der ein oder andere hat sich vermutlich gerade erst von dem Frust des letzten Ghostings erholt, da hält das Internet auch schon die nächste Dating-Misere bereit: Das Orbiting.
Beim Ghosting wird man nach einem Date oder intensiven Schreiben plötzlich und ohne Vorwarnung von dem Gegenüber ignoriert. Auf Texte wird nicht mehr eingegangen, Anrufe ignoriert und im extremen Fall wird man letztlich blockiert. Klingt schlimm? Es geht noch schlimmer: Das Orbiting stellt in der Datingwelt die nächste Stufe des Ghostings da.
Anders als beim Ghosting, scheint das Interesse am Leben des Anderen beim Orbiting nicht ganz verschwunden zu sein. Beim Orbiting werden persönliche Nachrichten und Anrufe zwar auch ignoriert, trotzdem werden weiterhin Instagram- oder Snapchat-Stories geschaut, der Like-Button gedrückt und sogar kommentiert. Der Orbiter bleibt durch die Social Media-Präsenz des Anderen immer auf dem neusten Stand – ohne jeglichen persönlichen Kontakt mit der Person zu haben, beziehungsweise zu wollen.
Anna Lovine – die Namensgeberin des Orbitings – beschreibt das Phänomen so „the person doing the orbiting is keeping you “close enough to see each other; far enough to never talk.” – „Die Person, die dich orbitet, lässt dich nah genug, um sich gegenseitig zu sehen, hält aber genügend Abstand, um nicht mit dir reden zu müssen.“
Warum Menschen Orbiten
Laut Dating-Expertin Persia Lawson wollen Menschen sich durch das Orbiten Optionen offenhalten: Man zeige Interesse an der Person, jedoch kein Interesse an einer ernsthaften Beziehung. Somit habe das Gegenüber die Möglichkeit, immer wieder ein Gespräch anzufangen, wenn ihm danach ist. Orbiter senden gemischte Signale, sorgen für Verwirrung und halten andere für mögliche Interaktionen warm.
Die Folgen des Orbiting
Menschen, die georbitet werden, neigen dazu, für ihre Orbiter auf Social-Media zu posieren und ständig nachzuschauen, ob die Person immer noch ihre Stories anschaut, sagt Expertin Lawson. Sie warnt außerdem davor, sich nicht zu sehr mit diesem Menschen zu beschäftigen und wertvolle Zeit zu verschwenden. Sie empfiehlt, den Orbiter einfach zu blocken – „Just don’t be available for it“.
Neben Orbiting und Ghosting gibt es noch zahlreiche weitere Online-Dating-Phänomene, wir haben euch eine kleine Übersicht erstellt:
Das Benching leitet sich von bench, dem englischen Wort für Bank, ab. Und genau auf diese schieben Bencher ihre Opfer, sie sitzen auf der Ersatzbank und werden hingehalten. Das kann bedeuten, dass sich zwei Personen online seit langem schreiben und flirten, aber die eine Person immer wieder Ausflüchte findet, warum es zu keinem Date kommt. Es kann aber auch bedeuten, dass man von jemandem nach einem Treffen mit der Aussicht auf ein weiteres Date hingehalten wird, ohne dass konkret etwas geplant wird.
Breadcrumbing geht noch ein bisschen weiter: Während beim Benching immerhin echtes Interesse unterstellt werden kann, das mit Unentschlossenheit aufgewogen wird, täuschen Breadcrumber lediglich Interesse vor, um ihr Selbstbewusstsein durch Online-Flirts aufzuwerten. Sie werfen ihren Gegenüber immer wieder kleine „Brotkrumen“ in Formen von Nachrichten und Komplimenten vor, damit diese bereitstehen, wenn sie Aufmerksamkeit von ihnen wollen. Wirkliches Interesse ist nicht vorhanden.
Und Adieu: Das ist Cloaking
Das nächste Phänomen bedient sich Harry-Potter-Terminologie: Das Cloaking (von englisch cloak: Mantel) beschreibt wie Dating-Partner kurz vor dem Treffen auf einmal unsichtbar werden – wie Harry Potter unter seinem Mantel. Sie erscheinen nicht nur ohne abzusagen nicht beim Treffen, sondern blocken die andere Person ohne Angabe von Gründen auf allen Social-Media-Kanälen.
Whelming ist das jüngste Phänomen aus der Dating-Welt: Patia Baithwaite machte beim Online-Magazin Self ihrem Ärger über die Arroganz einiger ihrer männlichen Matches Luft: Statt mit ihr zu flirten, reden die Männer lieber über die unglaubliche Menge ihrer Rating-Anfragen. Sie sind offenbar overwhelmed – zu deutsch: überwältigt – und stellen das gerne zur Schau.
Was alle verbindet
Ghosting, Breadcrumbing und Orbiting haben etwas gemeinsam: Die Menschen, die dahinter stecken, spielen nicht mit offenen Karten. Anstatt direkt zu sagen, was Sache ist, führen sie ihre potentiellen Partner an der Nase rum – um sich selbst Optionen offenzuhalten. Diese Denkweise ist nicht nur egoistisch, sondern auch ziemlich irreführend und unfair der anderen Person gegenüber. So witzig Ghosting, Breadcrumbing und Cloaking auch klingen mögen – eigentlich beschreiben sie alle das Gleiche: schlechtes Benehmen.
von Sarah Danquah und Nadine Wolter