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Psychologin: Das können Jugendliche gegen psychische Belastung während Corona tun

Psychologin: Das können Jugendliche gegen psychische Belastung während Corona tun
Foto: Unsplash/ @franciscomoreno

Kathrin Lethert ist Psychologin in Düsseldorf und hat sich auf den Bereich Stressberatung spezialisiert. Sie erklärt, was Jugendliche tun können, wenn sie das Thema Corona stresst und was zur Bewältigung hilft.


Hallo Frau Lethert, was sollte ich eigentlich tun, wenn ich merke, dass mich das Thema Corona überwältigt und stresst?

Vorweg: Wenn dich das Thema überwältigt und stresst, bist du damit absolut nicht allein. Vielmehr fühlen sich gerade wohl die allermeisten so. Trau dich also ruhig darüber zu sprechen, zum Beispiel mit deinen Eltern. Außerdem kann es helfen sich zu überlegen was dich genau stresst, und wobei du dich generell zufrieden und wohl fühlt. So kannst du schauen, was du ändern könntest, damit es dir in der aktuellen Situation besser geht.
Wenn du beispielsweise regelmäßig gerne Freunde triffst, gerne Sport im Verein machst, und dich dafür der aktuell ganz andere Tagesablauf belastet, könntest du schauen, was auch gemeinsam per „Online-Verbindung“ oder Telefon zuhause machbar wäre: Zum Beispiel eine online Lerngruppe, parallel Filme oder Serien gucken am Telefon, gemeinsam neue Sportarten oder DIY-Projekte mit Tutorials bei YouTube  ausprobieren. Aber auch Lesen und klassische Spiele mit der Familie können eine schöne Ablenkung sein und gut tun. 

An wen sollte ich mich in dieser Isolations-Zeit am besten wenden, wenn ich merke, dass es mir nicht gut geht?

Wenn es dir nicht gut geht, wende dich an Personen, denen du vertraust – deine Eltern, Freunde oder Lehrer. Möchtest du lieber mit einer unbekannten Fachperson ganz vertraulich reden, kannst du dich zum Beispiel auch kostenlos an die Corona Hotline des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen sowie an die geschulten Seelsorger*innen der Telefonseelsorge (dort gibt es auch Online Angebote) wenden.

Was hilft, um mich abzulenken und was sollte ich vermeiden um die Angst nicht noch mehr zu schüren?

Nimm dir jeden Tag eine Sache vor, die dir gefällt und plane sie dir schon fest ein. Sei es ein Telefonat oder Video-Call mit Freunden, etwas Backen oder etwas Handwerkliches/Künstlerisches ausprobieren – oder auch etwas ganz anderes. Tipp: Stelle dir eine Erinnerung, damit du dein Vorhaben nicht vergisst.

Kathrin Lethert ist Psychologin und hat sich auf den Bereich Stressberatung spezialisiert.

Hilfreich ist es auch, nur begrenzt Nachrichten zu konsumieren. Informiere dich über die aktuelle Situation, aber nur in begrenztem Umfang. Schaue zwei Mal am Tag in deine Nachrichten-App oder zu einer bestimmten Zeit am Tag entsprechende Fernseh- oder Online-Beiträge. Wenn du in deinen sozialen Medien viele Beiträge sehen solltest, versuche die News-Feeds entsprechend anzupassen und nur ab und zu in die Social Media Kanäle zu schauen.

Haben Sie vermehrt Patientenanfragen bekommen? Fällt es auf, dass mehr Jugendliche wegen der aktuellen Corona-Situation Hilfe brauchen, oder handelt es sich vielleicht eher um Patienten mit psychischen Vorerkrankungen, bei denen sich die Symptome aufgrund von der Isolation verschlimmert haben?

Der Wegfall der gewohnten Struktur und Routinen ist definitiv eine besondere Herausforderung für Personen mit psychischen Erkrankungen. Da ich selbst aber präventiv – nicht psychotherapeutisch – mit Erwachsenen arbeite und diese im Umgang mit beruflichen und privaten Belastungen unterstütze, kann ich Ihnen diese Frage leider nicht weiter beantworten. Vielleicht hilft Ihnen aber die Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Psychologie weiter.

Welche Rolle spielen soziale Medien dabei, diese Ängste zu verstärken, oder aber Jugendlichen zu helfen, damit umzugehen?

Soziale Medien können beides bewirken, daher ist die richtige Dosis und die Art der Nutzung wichtig. Abonniert man verlässliche Quellen – z.B. des Bundesministeriums für Gesundheit und das Robert Koch Institut – können die dort verfügbaren Informationen dabei helfen, dass sich eigene Befürchtungen und Ängste nicht einfach verselbstständigen. Allerdings finden sich auch viele Gruppen und Beiträge im Internet, die ein sehr einseitiges – somit teilweise falsches und beängstigendes – Bild darstellen, beispielsweise mit Fotos von ausschließlich leeren Supermarktregalen oder Grafiken mit falschen Zahlen/Fakten. Um keine Ängste zu verstärken, sollte man sich daher auf die verlässlichen Informationsquellen begrenzen und vor allem auch weiterhin seinen beliebten „normalen“ Kanälen folgen. So genutzt können soziale Medien – z.B. mit Sport und DIY Tutorials oder Instagram Stories – vom aktuellen Ausnahmezustand ablenken und damit verdeutlichen, dass es auch momentan viele andere Sachen außer den Beschränkungen und Unsicherheiten gibt. Generell ist es wichtig auf einen ausreichenden Ausgleich zu achten, sodass das Thema nicht zu viel und belastend wird. Hierbei ist auch ein regelmäßiger Austausch mit anderen hilfreich – z.B. zu einem schönen gemeinsamen Erlebnis oder auch zu einem lustigen Video in den sozialen Medien. 

Laura Ebeling und Tomma Petersen


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