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Apsilon hat Heimatgefühle und Wut im Bauch: So klingt sein Debütalbum „Haut wie Pelz“

Apsilon hat Heimatgefühle und Wut im Bauch: So klingt sein Debütalbum „Haut wie Pelz“
Foto: Aysan Lamby

Mit „Haut wie Pelz“ veröffentlicht Rapper Apsilon sein langersehntes Debütalbum. Eine Mischung aus politisch motivierten Tracks und emotionale Balladen schafft ein wichtiges Album voller musikalischer Vielfalt, Tiefe und Realität, meint MADS-Autorin Lara.


Zwischen Choreinlagen, harten Beats, postmigrantischem Rap und tiefgehenden Texten tummelt sich Berliner Rapper Apsilon – eine ziemlich untypische Art des Hip-Hops für jemanden, der aus der Hauptstadt kommt. Apsilon ist Teil einer neuen Rap-Ära. Als Sohn einer türkischen Gastarbeiterfamilie entschied sich Apsilon, mit kulturellen und geschlechtlichen Stereotypen zu brechen, um sich so als männlicher Artist emotional zu öffnen. Apsilon macht authentischen, teils verletzlichen Rap, der dem typischen Gangster-Sein der Szene kaum ähnelt. Der Track „Baba“, welcher bereits im November 2023 erschien, ebnete hierbei musikalisch sowie textlich den Weg für sein langersehntes Debütalbum „Haut wie Pelz“, das nun endlich erschienen ist.

Im Interview mit Apple Music verrät der Musiker, dass er und sein Produzent sowie jüngerer Bruder, Arman, sich Zeit ließen, um einen Album-Sound zu kreieren, den es zuvor so noch nicht gegeben habe. Seinen gesellschaftskritischen Texten ist der Berliner seit Karrierestart 2021 dennoch treu geblieben. Auf Trap-Beats oder in gefühlvollen Balladen rappt und singt er über Herkunftsfragen, Männlichkeit, die Gastarbeitergeschichte seiner Familie, das Leben in Berlin-Moabit und darüber, warum die politische Lage in Deutschland ihn durchweg wütend macht. Auf „Haut wie Pelz“ teilt der junge Musiker seine Gedanken, aber auch knallharte Kritik – alles verpackt in vielfältigen Kompositionen, die auf einem Rap-Album in dem Umfang normalerweise weniger zu erwarten sind.

Haut wie Pelz“: Rap aus dem Herzen

Mit dem ersten Song „Koffer“ trifft Apsilon direkt ins Herz: eine Ballade, untermalt von Klavier und Bläsern, die rührend die Lebensrealität tausender Migrantenfamilien angesichts des Rechtsrucks in Europa erzählt. „In ein Koffer passt kein Leben“, singt Apsilon sicher und legt dabei den Finger ganz tief in die Wunde. Mit den Songs „Baba“ und „Friedensnobelpreis“ dreht er den Finger regelrecht weiter und drückt bewusst auf das, was weh tut. „Baba“ handelt von toxischer Männlichkeit und dem Umgang mit Geschlechteridealen: „Ich wünscht, er hätte mir gezeigt, dass man als Baba weint in echt“ richtet er direkt an seinen Vater, bevor eine Choreinlage seiner engsten Freunde einsteigt. Auf „Friedensnobelpreis“ rappt Apsilon, dass sich seine Brüder nur Frieden am Block, seine Schwestern nur Frieden im Kopf wünschen würden – ein ehrliches Statement zur Politik und seiner Heimat.

Auch die Feature-Gäste auf „Haut wie Pelz“ teilen ähnliche Ansichten wie Apsilon. Vor Album-Release ging der Song „Grau“ mit Paula Hartmann besonders durch die Decke. Paula Hartmann, eine mittlerweile bekannte Feature-Stimme im Rap und Hip-Hop, singt gemeinsam mit Apsilon vom grauen Berlin, das voller Diskriminierung, aber auch etwas Hoffnung auf Zusammenhalt, steckt. Mit Rap-Kollegen wie Boondawg lässt Apsilon sich in „Reiche Freunde“ selbstbewusst mit Trap-Sound über den Kapitalismus aus. Auf „Augen in der Nacht“ holt er sich die wohlige Stimme von Sänger Rayan aus der Band Blumengarten hinzu – ein passendes Match, um seine Gedanken über junge Liebe im Großstadtchaos zu teilen.

„Haut wie Pelz“ trifft einen Nerv, soundtechnisch wie textlich. Jeder der 14 Tracks klingt einzigartig. Apsilons Hang zu mutigen, persönlichen Lyrics und sein Gespür für ehrliches Storytelling gehen dabei nicht verloren. Im Herbst begibt sich der Berliner Rapper auf Tour, um sein Debütalbum erstmals auf der Bühne vorzuspielen.

Von Lara Dawurske


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Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

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