Antiasiatischer Rassismus: Youtuberin Pocket Hazel erzählt von ihren Erfahrungen
Nachdem ein Amokläufer acht Menschen, darunter sechs asiatischstämmige Personen, in Atlanta ermordete, meldet sich nun Youtuberin Pocket Hazel zu Wort. In ihrem Video zeigt sie, wie sich antiasiatischer Rassismus auf das Leben ihrer Familie auswirkt.
Eigentlich spricht Youtuberin Pocket Hazel am liebsten über Bubble Tea und Finanzen. Nach dem Angriff eines 21-Jährigen auf drei verschiedene Massagestudios in Atlanta möchte die Youtuberin nun dennoch ihre Meinung teilen. „Wenn das keine rassistisch motivierte Tat war, weiß ich auch nicht“, sagt die 26-Jährige.
Acht Menschen starben bei dem Amoklauf – darunter sechs asiatischstämmige Personen. Trotzdem wird über ein Motiv in den Medien noch spekuliert. Laut Aussage des Täters wollte er sich an der Sexindustrie aufgrund seiner eigenen Sexsucht rächen. Für Hazel greift diese Argumentation aber zu kurz. „Man wusste, dass die Studios Asiatinnen gehören“, sagt die Youtuberin – und ist mit diesem Gedanken nicht alleine. In den sozialen Medien haben sich zahlreiche Menschen gegen den antiasiatischen Rassismus, der sich besonders während der Corona-Pandemie verstärkt hat, aufgelehnt.
„Ich hatte noch nie eine Asiatin“ oder „Ich mag asiatische Frauen, weil sie besonders still sind“ gehören zu den rassistischen Sätzen, denen auch Hazel bereits in ihrem Alltag begegnet ist. Sie betont: Antiasiatischer Rassismus ist auch in Deutschland ein Problem. Sie selbst müsse immer wieder alltagsrassistische Erfahrungen machen.
Mit fünf Jahren zog Hazel gemeinsam mit ihrer Familie von Vietnam nach Deutschland. Benachteiligung aufgrund ihrer Herkunft spürte die 26-Jährige erstmals kurz bevor sie eingeschult wurde. Eine Erzieherin ihrer Kita wollte verhindern, dass sie und ihr Zwillingsbruder in die Grundschule kommen. Angeblich seien die Deutschkenntnisse nicht ausreichend. Hazel sieht das allerdings anders. „Zu Hause wurde nur Deutsch gesprochen, wir haben verlernt Vietnamesisch zu sprechen“, sagt Hazel. „Das wurde in Kauf genommen. Hauptsache wir lernten die deutsche Sprache und wurden nicht benachteiligt.“ Letztlich sorgte das Attest eines Kinderpsychologen dafür, dass sie und ihr Bruder doch noch eingeschult werden konnten.
Gleichberechtigung statt Dankbarkeit
Sie sind fleißig und still: Klischees über Asiaten und Asiatinnen klingen für viele zwar positiv, doch sie haben einen rassistischen Kern, der auf Vorurteilen beruht. Dass auch ihre eigene Familie darunter leidet, zeigt Hazel durch ein kurzes Interview mit der Mutter ihres Verlobten. „Wir sind in deren Land gegangen, um zu arbeiten“, sagt Dirks Mutter. „Wir gehören nicht zu diesem Land. Wir haben nicht das Recht zu verlangen, gleichwertig zu sein.“ In den Kommentaren unter dem Video lösen diese Sätze Betroffenheit aus.
„Mir tut echt weh, die Stelle von Dirks Mutter zu hören“, schreibt etwa eine Kommentatorin. „Jeder Mensch ist gleich viel wert. Egal welche Herkunft, Sexualität oder irgendwas. Mensch ist Mensch.“ Das sieht auch Hazel so. Statt dankbar dafür zu sein, dass ihre Eltern vor über 20 Jahren in Deutschland Arbeit bekamen, wolle sie sich lieber gegen den Alltagsrassismus stark machen. „Wir gehören jetzt zur Gesellschaft“, sagt sie. „Wir dürfen unseren Mund aufmachen.“