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„Alma & Oskar“: Über den Fiebertraum einer Wiener Liebschaft

„Alma & Oskar“: Über den Fiebertraum einer Wiener Liebschaft
Foto: epd

Im romantisierten Wien des vergangenen Jahrhunderts spielt der Film „Alma & Oskar“, der aktuell im Kino zu sehen ist. Er bewegt sich zwischen feministischer Message und handwerklichen Makeln, meint MADS-Autorin Lucie.


Man kann gar nicht anders, als sich zu wünschen, dass die Protagonistin endlich aus ihrer Verliebtheit aufwacht. Doch im romantisierten Wien des 20. Jahrhunderts schafft es Alma vorerst nicht, sich aus der fürs Publikum offensichtlich toxischen Beziehung mit dem verführerischen Oskar Kokoschka zu lösen. Dafür muss erst etwas schrecklich Traumatisierendes geschehen.

Mit Einblicken in Salons, Konzertsäle und Ateliers der künstlerischen Avantgarde legen die ersten Szenen des Kinofilms „Alma & Oskar“ (Kinostart 6. Juli) des österreichischen Regisseurs Dieter Berner direkt die Grundstimmung fest. Insgesamt ist die Handlung auf die Doppelbiografie von Alma und ihrem Liebhaber Oskar fokussiert. Der kommt dabei schlechter bei weg. Der Film porträtiert ihn als psychotischen, teils kindlichen und extrem eifersüchtigen und impulsiven Künstler. Es ist eine klischeehafte Darstellung eines Malers, der nur für seine Kunst lebt. Sobald sich nicht alles um ihn dreht, schlägt er über alle Stränge.

„Alma & Oskar“: Die Biografie einer fatalen Beziehung

Im Gegensatz steht Alma als erfolgreiche, unabhängige und durchaus angesehene Frau da. Sie ist auch in der Liebschaft überwiegend die bestimmende Person. Dass sie das Fatale an Oskar zu spät erkennt, scheint dabei ihrer Naivität und Obsession geschuldet zu sein. Sie realisiert erst, dass die Beziehung ihr nicht guttut, als Oskar es mit seinem impulsiven Verhalten auf die Spitze treibt. Die immer wieder grenzüberschreitenden Handlungen Oskars geben dem gesamten Film eine fiebertraumartige Note.

Im Schatten des Ehemanns

Alma verbringt ihr Liebesleben zwischen Verehrern, Verlobungen und schließlich einer Hochzeit mit Oskar. Dennoch taucht der verstorbene Ehemann von Alma, Gustav Mahler, immer wieder auf: Nicht nur weil Alma nach seinem Tod an der Veröffentlichung seiner neunten Symphonie arbeitet, sondern auch weil Alma als Persönlichkeit in der Wiener Gesellschaft immer nur im Schatten ihres Mannes wahrgenommen wird, obwohl sie selbst Komponistin ist. Überdeutlich wird dies in einer eher gestelzten Szene, in der Alma vorgeworfen wird, dass Frauen nicht gut darin, seien Kunst zu schaffen, sondern sie nur reproduzieren könnten. Hier hätte man doch eher bei dem Prinzip „show, don’t tell“ bleiben sollen, das im Film ansonsten gut funktioniert.

„Female Pleasure“ statt „Male Gaze”

Es ist eine Reise der Höhen und Tiefen einer Liebschaft in der Wiener Hochgesellschaft. Dabei kommen auch die leidenschaftlichen Intimszenen nicht zu kurz. Sie prägen den Film stark und setzen auch eine gewisse feministische Note, schließlich zeigen sie vor allem, dass Alma am Sex großen Gefallen hat. Hier weicht der „male gaze“ der „female pleasure“: Überwiegend wird die manuelle oder orale Befriedigung Almas durch ihre Liebhaber gezeigt, was andersrum weniger der Fall ist.

Von Lucie Mohme


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