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Alleinsein: So wichtig ist es, sich auch mal Zeit für sich zu nehmen

Alleinsein: So wichtig ist es, sich auch mal Zeit für sich zu nehmen
Foto: unsplash.com/ Laurenz Kleinheider

Während der Corona-Pandemie sind viele Menschen gezwungen, mehr Zeit alleine zu verbringen als üblich. Normalerweise unternehmen viele Jugendliche und junge Erwachsene fast täglich etwas mit ihren Freundinnen und Freunden. Doch wie wichtig ist es, sich auch mal freiwillig Zeit für sich selbst zu nehmen, um alleine zu sein? MADS-Autor Lucas hat mit Psychologieprofessorin Bettina Hannover von der Freien Universität Berlin darüber gesprochen.


Bettina Hannover ist Professorin für Psychologie an der Freien Universität Berlin
Foto: fu-berlin.de

Durch die Corona-Pandemie waren und sind viele Menschen dazu gezwungen, mehr Zeit alleine zu verbringen. Das habe viele negativ betroffen, so die Psychologieprofessorin Bettina Hannover von der Freien Universität Berlin. Aber „man kann sicher davon ausgehen, dass Kinder und Jugendliche, die nicht mehr in die Schule gehen oder ihre Freunde treffen konnten, einer größeren Belastung ausgesetzt sind, als Erwachsene, die schon ein sehr viel gefestigteres Bild von der eigenen Person haben“, sagt sie. Jugendliche suchen eigentlich jeden Tag nach sozialem Feedback. „Ab einem gewissen Alter haben wir eine ziemlich feste Vorstellung darüber, wer wir selber sind“, sagt Hannover. Die Suche nach Feedback werde mit dem steigenden Lebensalter geringer.

Jugendliche sollten Selbstbetrachtung betreiben

Lesen, Meditieren oder sich künstlerisch zu verwirklichen regen viele zur Selbstreflexion an
Foto: unsplash.com/ Seven Shooter

„Auch, wenn wir nicht ohne andere leben können, hat jeder Mensch das Bedürfnis, auch mal allein zu sein“, sagt die Psychologieprofessorin. In diesen Situationen könnten Menschen die Erwartungen anderer ignorieren. „Wenn man alleine ist, kann man letztendlich nach innen, in sich hineinschauen und sich auf sich selbst konzentrieren“, sagt sie. Die Selbstbetrachtung sei ein wichtiges Mittel, um sich selbst verstehen zu lernen und die eigene Identität zu entwickeln. Ziel von Selbstbetrachtungen kann durchaus auch sein, sich vom Feedback anderer freizumachen: Welche Rückmeldungen sind tatsächlich relevant für uns? Welche halten wir überhaupt für angemessen? „Charakteristisch für das Jugendalter ist, dass Menschen sich fragen, wer sie einmal sein könnten oder sein möchten, welchen Idealen sie nachstreben möchten und inwiefern sie diese Ideale schon erreicht haben“, so die Psychologieprofessorin.

Was tun, wenn man alleine ist?

Beschäftigungen wie Lesen, Meditieren oder sich künstlerisch zu verwirklichen regen viele zur Selbstreflexion an. Die entscheidende Aktivität sei aber das Nachdenken über sich selbst – „also sich aktiv zum Gegenstand eigener Gedanken zu machen“, sagt Hannover. Menschen, die sich viel mit sich selbst beschäftigen, wüssten mehr über sich. „Sie haben ein präziseres Bild über die eigene Person“, erklärt die Psychologieprofessorin. Das heiße aber nicht unbedingt, dass sie sich auch besser fühlen. Gerade die intensive Beschäftigung mit sich selbst könne dazu führen, kritischer gegenüber sich selbst zu sein. „Denn diese Personen bemerken eher Dinge, die sie gerne anders hätten“, sagt Hannover.

„Alleinsein“ ist nicht gleich „einsam sein“

„Alleinsein beschreibt lediglich den Zustand, ohne andere Menschen zu sein“, erklärt die Professorin. „Menschen, die allein sind und sich einsam fühlen, wünschen sich eigentlich etwas anderes: Sie sind alleine, obwohl sie sich nach sozialem Kontakt sehnen.“ In den sogenannten „Big Five“, einer Unterscheidung verschiedener Persönlichkeitsmerkmale, gebe es eine Dimension für die Extra- oder Introvertiertheit einer Person. „Personen, die stärker extravertiert sind, suchen die Geselligkeit und den Kontakt zu anderen“, erklärt Hannover. „Personen, die stärker introvertiert sind – also gerne allein sind und sich viel mit sich selbst beschäftigen – neigen stärker dazu, sich selbst zu beobachten und über sich nachzudenken“. Introvertierte Personen sähen es meist als weniger problematisch an, viel Zeit allein zu verbringen, als extravertierte Menschen. Sie suchen genau dieses Alleinsein und empfinden es meist als angenehm.

Von Lucas Kreß


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