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Frauentag nur für Frauen? Eine nicht binäre Perspektive auf den feministischen Kampftag

Frauentag nur für Frauen? Eine nicht binäre Perspektive auf den feministischen Kampftag
Foto: Unsplash/Brianna Tucker

Am Internationalen Frauentag gehen nicht nur Frauen auf die Straße. Nora erklärt als nicht binäre Person, warum alle Menschen unterdrückten Geschlechts an diesem Tag gemeinsam für Gleichberechtigung kämpfen. 


Der Internationale Frauentag ist den Frauen und der Gleichstellung der Frau gewidmet. Doch auch nicht binäre Personen wie Nora aus Hannover werden angesprochen. Das sieht sie genauso. „Am 8. März gehen alle Menschen von Patriachat unterdrückten Geschlechts auf die Straße. Denn Feminismus schließt nicht nur Frauen mit ein“, erklärt die 26-Jährige. Deshalb schlägt Nora einen anderen Begriff vor: feministischer Kampftag. Damit ist sie nicht allein, die Bezeichnung ist in der feministischen Bewegung weit verbreitet – gerade unter solchen Aktivistinnen und Aktivisten, die Feminismus intersektional verstehen, also als Kampf gegen Sexismus, aber auch Rassismus, Queerfeindlichkeit und andere Formen der Diskriminierung. 

Lies auch: Feminismus-Debatte: Die wichtigsten Begriffe

Nora hat sich dazu entschlossen, mit den Pronomen sie/ihr angesprochen zu werden. Als nicht binäre Person ordnet sie sich nicht ausschließlich der Geschlechtervorstellung von Frau oder Mann zu. Ihre Identitätsvorstellung liegt außerhalb dieser Zweigeschlechtlichkeit. 

Am Frauentag für ein gerechtes Leben kämpfen

Für sie ist dieser Tag bedeutsam. Denn an diesem Tag wird ihr alltäglicher Kampf für alle Menschen sichtbar. „Es ist ein Kampf für ein gerechtes Leben und Menschlichkeit“, sagt Nora. Besonders deutlich sieht sie eine Benachteiligung im Care-Sektor, also in Berufen der Kinderbetreuung und Pflege. Hier arbeiteten viele unter schlechten Bedingungen und ohne angemessene Bezahlung. 

Außerdem fühlt sie sich verbunden mit „Frauen und Personen weiterer Geschlechter, die auch heute noch vertrieben und ermordet werden“, erklärt Nora. Dass es sich dabei nicht um Einzelfälle handelt, zeigen die Zahlen des Trans Murder Monitoring von queeren Menschenrechtsaktivisten von 2022. Sie verzeichneten weltweit „327 ermordete trans, nicht binäre und gender-nonkonforme Menschen“ innerhalb eines Jahres. 

Feministischer Kampftag: Gegen gesellschaftliche Ausgrenzung

Als nicht binäre Person verspürt Nora immer wieder eine gesellschaftliche Ausgrenzung. Deshalb kämpft sie darum, „als nicht binäre Person anerkannt und entsprechend behandelt zu werden“. Dabei geht es unter anderem darum, dass sie zum Beispiel mit ihren Wunschpronomen angesprochen wird. Um gegen Diskriminierungen und Benachteiligungen vorzugehen, müsse sich etwas Grundlegendes ändern. Das Patriarchat als ein „strukturelles Problem“ müsse bekämpft werden, sagt Nora. „Deshalb sollten wir als Personen unterdrückter Geschlechter zusammenkommen und uns über unsere Perspektiven und Realitäten austauschen. Daraus können wir als Gesellschaft eine Kraft entwickeln, die die strukturellen Probleme des Patriarchats lösen kann“, sagt Nora.

Dürfen cis Männer mitdemonstrieren?

Dabei schließt sie nicht aus, auch gemeinsam mit cis Männern zu kämpfen. Cisgeschlechtlich bedeutet, dass das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht auch der gelebten Geschlechtsidentität entspricht – es ist das Gegenstück zur Transgeschlechtlichkeit. 

Trotzdem haben für Nora auch „FLINTA*-only“ Demonstrationen ihre Berechtigung. FLINTA steht für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht binäre, trans und agender Personen. Auf solchen Veranstaltungen sind cis Männer also nicht erwünscht. „Das kann einen geschützten Raum schaffen, um die Kraft, die wir haben, nach außen zu tragen“, erklärt Nora – auch ohne die Unterstützung von cis Männern. Sie gehe am Internationalen Frauentag – beziehungsweise feministischen Kampftag – auf die Straße, in Verbundenheit mit allen Personen unterdrückter Geschlechter, nicht nur in Deutschland, auch im Iran, den Philippinen, weltweit. „Denn es muss einfach weitergehen“, sagt Nora.

Von Sophie Kirchhoff


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