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Ist Angela Merkel eine humorlose Kanzlerin? Das sagen die Schüler aus Sanitz

Ist Angela Merkel eine humorlose Kanzlerin? Das sagen die Schüler aus Sanitz
Foto: Klaus Amberger

Das Gymnasium in Sanitz bekam virtuellen Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie sprach mit einigen Schülern unter anderem über Europa und verriet, welche Podcasts sie gerne hört.

Kurz danach waren alle noch aufgeregt. Zum Herunterkommen gab’s erst einmal Getränke und belegte Brötchen am Gymnasium in Sanitz bei Rostock. Durchatmen für Schüler und Lehrer.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war am 15. Juni zu Gast in der Schule. Eine Stunde lang. Virtuell zwar, aber doch echt. Till Gedack aus der 11. Klasse moderierte die zweite halbe, nicht gestreamte Stunde, die nur mit sechs Schülern stattfand. „Es war ein interessantes Gespräch“, sagt Till, „das meine Ansichten zu Europa bestätigte.“ Mit Ansichten meint der Schüler europäische Werte, Menschenrechte, Demokratie oder Meinungsfreiheit.

Das Treffen mit der Regierungschefin stand im Rahmen des EU-Projekttages an Schulen in Deutschland, den die Kanzlerin 2007 ins Leben rief. „Wir wurden ausgesucht“, sagt Schulleiterin Dr. Angela Schulz. Wohl weil die Sanitzer sich besonders und konkret mit Europa auseinandersetzen. Zum Beispiel mit europäischen Projekten wie „eTwinning“ – hier kooperieren die Schüler mit mit ihresgleichen etwa aus Belgien, Finnland, Wales, Spanien, Italien oder aus der Türkei und der Ukraine über eine eigene Plattform und entwickeln etwa Podcasts.

Till berichtet, dass die Kanzlerin in dem Gespräch ihre Flüchtlingspolitik verteidigt hat. „Sie sagte zwar nicht, dass sie es wieder so wie 2015 machen würde, aber sie sagte ebenso wenig, dass sie nicht wieder genauso entscheiden würde.“ Das sei der einzige Nachteil bei so relativ kurzen Treffen, dass man nicht tiefer und konkreter bei Fragestellungen gehen könne. „Sie wirkt oft kühl, aber im Gespräch ist sie herzlich und zeigt auch mal ihren trockenen Humor“, erzählt Till.

Rosa Fischer (17) aus der 12. Klasse war beeindruckt. „Angela Merkel weiß, was sie sagt und ist immer sehr schlüssig“, berichtet sie. „So ein persönliches Gespräch ist schon etwas anderes als wenn man die Kanzlerin nur im Fernsehen sieht.“ Rosa hätte gern noch mehr gefragt, auch Dinge, die sich nicht um Europa drehen, beispielsweise ob die Kanzlerin es je bereut habe Regierungschefin zu werden. Dieses Stehen im Rampenlicht, diese Verantwortung, der übervolle Terminkalender. Wäre Angela Merkel lieber Wissenschaftlerin geblieben?

Ein wenig Persönliches gab es dennoch. So verriet die Kanzlerin, dass sie gern Podcasts hört, die sich mit Geschichte befassen, weil ihre Geschichtsbildung nicht so toll gewesen sei und sie da nachholen möchte. Spannend findet sie die Youtube-Beiträge der 33-jährigen Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim.

Ole Brauner aus der 10. Klasse sagt, auch er hätte gern noch länger mit der Politikerin diskutiert. „Ich bin angenehm überrascht, wie souverän, ruhig und positiv Angela Merkel war.“ Er hatte sie gefragt, was sie sich für Europa wünsche. Merkel zählte drei Punkte auf: „Ich wünsche mir, dass die Menschen näher zusammenkommen. Dass Europa eine starke Stimme in der Welt hat, etwa beim Klimaschutz. Und ich wünsche mir Wohlstand für die Menschen in Europa.“ Die wiederum erkundigte sich hartnäckig nach den EU-Projekten an der Schule: Wie funktioniert das? Was kann besser gemacht werden? Wie kommunizieren die Schüler mit denen in anderen Ländern?

Seit 16 Jahren regiert Angela Merkel dieses Land. Die Schüler haben bislang keine andere Kanzlerin erlebt. „Es ist schwer vorstellbar, das Angela Merkel im Herbst geht“, sagt Till, der Schauspieler werden möchte. Sind Politiker gute Schauspieler? Till lächelt. „Manchmal.“

Von Klaus Amberger

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