„#BlackLivesMatter ist kein Angriff gegen weiße Menschen“
Der Mord an dem 46-jährigen Afroamerikaner George Floyd hat weltweite Proteste der „Black Lives Matter“-Bewegung (BLM) ausgelöst – auch in sozialen Netzwerken. Neben Zuspruch und Unterstützung findet aber auch die Gegenbewegung „All Lives Matter“ immer mehr Anhänger: MADS-Autorin Sarah erklärt, warum #Blacklivesmatter nicht gegen weiße Menschen gerichtet ist.
„Black Lives Matter“ kämpft für die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung aller schwarzen Menschen, gegen Polizeiwillkür und Rassismus in den USA, Kanada und Großbritannien. Mittlerweile gibt es auch in einigen deutschen Städten, wie Berlin und Hannover, Ableger der englischen Bewegung. Die Organisationen machen ebenfalls auf gesellschaftliche und politische Missstände aufmerksam, die besonders schwarze Menschen durch systematischen Rassismus, Ausgrenzung und Benachteiligung spüren.
„Black Lives Matter“ versus „All Lives Matter“
Der Slogan „Black Lives Matter“, zu deutsch, „schwarze Leben zählen“, wird und wurde in der Vergangenheit oftmals kritisiert und als egoistisch abgestempelt – „All Lives Matter“ sei der passendere Begriff für die Bewegung. Grund für diese Kritik ist jedoch nicht der vorgeworfene Egoismus, sondern viel eher die Fehlinterpretation des Mottos. „Black Lives Matter“ bedeutet nämlich nicht, dass nur schwarze Leben wichtig sind oder gar wichtiger als weiße Leben.
Die Bewegung möchte viel eher aussagen, dass schwarze Leben auch wichtig sind, dass schwarze Leben auch zählen und dass schwarze Leben auch wertvoll sind – genauso wie weiße Leben. „Black Lives Matter“ versucht, schwarze und weiße Menschen auf eine Ebene zu stellen. Mit dem Slogan „All Lives Matter“ würde der Aspekt des systematischen Rassismus und Diskriminierung zweitrangig werden, da nicht alle Menschen Ausgrenzung und Benachteiligung aufgrund ihrer Hautfarbe erleben.
„#AllLivesMatter bezieht sich auf andere unterdrückte Minderheiten“
Für einige Menschen steht „All Lives Matter“ für alle BPoCs (Black and People of Colour), die mit Rassismus und struktureller Benachteiligung zu kämpfen haben. Leider werden dabei alle migrantischen Gruppen auf einen Haufen geworfen, was durchaus problematisch sein kann. Beispielsweise machen schwarze Menschen und nicht-weiße Menschen nicht die gleichen Rassismuserfahrungen. Somit trägt der Begriff „All Lives Matter“ nicht zu einer Problemlösung bei. Es wird nämlich nicht deutlich, welche unterschiedlichen Erfahrungen Minderheiten machen – wodurch nicht gezielt auf einzelne Missstände eingegangen werden kann.
In Debatten schleichen sich immer Menschen ein, die das Gesagte relativieren oder runterspielen möchten – auch bei dem Thema „Black Lives Matter“. Immer wieder liest man Kommentare wie „Und was ist mit den Menschen, die Hungern müssen? Denen geht es auch schlecht“. Dass es sich bei beiden Themen um zwei paar Schuhe handelt, wird meist außer Acht gelassen. Ziel ist nämlich, mit Fragen wie “ Was ist mit…?“ den Gegenüberliegenden zu manipulieren und von dem eigentlichen Problem abzulenken. Dabei handelt es sich nicht um hilfreiche konstruktive Kritik, sondern um eine Relativierung. Dieses Phänomen nennt man auch „Whataboutism“.
„Black Lives Matter“: Was ist eigentlich „White Privilege“?
Um Gleichberechtigung für alle Menschen zu erkämpfen, müssen Menschen erst einmal anerkennen, dass BPoCs aufgrund ihrer Hautfarbe mehr Schwierigkeiten haben, als ihre weißen Mitmenschen. Damit ist nicht gemeint, dass weiße Menschen keine Probleme haben – es soll eher aufgezeigt werden, dass diese Probleme nicht im Zusammenhang mit der eigenen Hautfarbe stehen und diese das Leben somit nicht härter macht. Im Englischen nennt man dieses gesellschaftliche Problem „White Privilege“ – „Weißes Privileg“.
Trayvon Martin: Auslöser der „Black Lives Matter“-Bewegung
Am 26 Februar 2012 wurde der 17-jährige Afroamerikaner Trayvon Martin von dem 28-Jährigen Wachmann George Zimmerman ermordet. Martin befand sich auf dem Weg zum Haus der Freundin seines Vaters, als Zimmerman die Polizei alarmierte: „Dieser Kerl sieht so aus, als ob er nichts Gutes im Schilde führt. Der ist auf Drogen oder so“, berichtete Zimmerman den Beamten am Telefon und begann den Jugendlichen auf eigene Faust zu verfolgen.
Einige Momente später schilderte der Wachmann, dass es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen ihm und Martin kam und er ihn aus Notwehr erschossen habe. Der Schwarze Highschool-Schüler war zum Tatzeitpunkt unbewaffnet. Die Polizei hatte den 28-Jährigen zwar zunächst in Gewahrsam genommen, jedoch wurde Zimmermann einige Stunden nach seiner Festnahme wieder entlassen – die vorliegenden Beweise hätten vorerst nicht für einen Haftbefehl gereicht.
Knapp zwei Wochen nach dem Mord an Trayvon Martin, erregte der Fall landesweites Aufsehen in den USA: In vielen Bundesstaaten fanden Demonstrationen gegen Rassismus, Diskriminierung und Polizeigewalt statt. George Zimmerman wurde ein Jahr später – am 13 Juli 2013 – freigesprochen und für unschuldig befunden. Zimmermans Freispruch wurde somit der direkte Auslöser der #BlackLivesMatter-Bewegung und Organisation, welche ebenfalls 2013 gegründet wurden.