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Seltene Hobbys: Deshalb erfinden und programmieren diese Jungs

Seltene Hobbys: Deshalb erfinden und programmieren diese Jungs
Foto: Franz (14), Johannes (17), Nils (18) und Juri (20) haben ziemlich außergewöhnliche Hobbies.

Shows auf Stelzen, Autos bauen, Roboter entwerfen und alte Fahrrädern aufmöbeln: Franz (14), Johannes (17), Nils (18), Simon (15) und Juri (20) erzählen MADS von ihren unüblichen Hobbies.


Die Bastler: Nils und Johannes möbeln Fahrräder auf

​Nur mit dem Fahrrad zu fahren reicht ihnen nicht: In ihrer Freizeit schrauben Nils und Johannes an in die Jahre gekommenen Drahteseln herum. Ihr Prestigeprojekt ist ein echtes Sammlerstück aus den Fünfzigerjahren. Funktionstüchtig war das Rad der Firma Miele, die heute noch für ihre Haushaltsgeräte bekannt ist, zunächst aber nicht mehr. „Das haben wir auf dem Dachboden gefunden“, erzählt Johannes, „alles war völlig verrostet.“ Doch nach nur wenigen Tagen Reparatur konnten sie eine erste Testfahrt machen. Fasziniert sind sie dabei vor allem von der ausgefeilten Technik: „Man kann sehen, wie es funktioniert. Es ist alles einfach gebaut, aber sehr durchdacht“, sagt Johannes.  

Nils (18) und Johannes (17) mit einem ihrer restaurierten Fahrräder.

Den Optimismus der beiden haben ihre Freunde und die Familie nicht von Anfang an geteilt. „Die haben darauf gewettet, dass wir das Fahrrad nicht wieder zum Fahren kriegen“, sagt er und lacht. Aber noch ein weiteres Ziel treibt die beiden Schrauber an. „Es geht uns auch darum, die alte Qualität zu erhalten. Früher war das das Non-Plus-Ultra der Fahrräder“, erzählt Nils über das fast 70 Jahre alte Rad. Die Hauptsache bleibt dennoch das Basteln. „Fahrräder sind sehr modular, man kann so viel verschrauben. Das macht die Faszination aus“, meint Johannes. Nur weil ein Projekt zu Ende geht, legen sich die Hobby-Mechaniker aber noch lange nicht auf die faule Haut. „Wir wollen noch ein Lastenrad bauen, dafür haben wir gerade einen Einkaufswagen bekommen“, erklärt Johannes. Und wenn das nicht reicht, warten ja immer noch die restlichen 23 Renn-, Touren- und Antiquitätenräder in der Garage, die nur darauf warten, aufpoliert und umgebaut zu werden.

von Finn Bachmann

Der Akrobat: Juris Stelzen-Shows

Erschrocken und belustigt reagiert Juris Publikum, wenn er im Pferdekostüm so tut, als fräße er den Leuten Gras vom Kopf. Alles Teil der Show – mit seiner Gruppe Stelzenläufer performt der 20-Jährige oft in ganz Europa. Mit 1.80 Metern ist er ohnehin nicht klein. Für die Stelzenchoreographien wächst er allerdings auf stolze 2.60 Meter an. 

Juri (20), übt in seiner Freizeit Stelzenlaufen für spektakuläre Shows.

Zum Stelzenlaufen kam Juri durch seinen Vater. Vor rund zehn Jahren organisierte dieser die Spaßparade beim Hamburger Kulturfest „altonale”. Dazu gehörte auch ein Stelzenlauf-Projekt, an dem Juri teilnahm. Dabei hatte er Auftritte im dänischen Aalborg und einem Vorort von London. Inzwischen tritt die Gruppe im Sommer fast jedes Wochenende auf Hof- und Straßenfesten auf: Mal mit durchgeprobter Choreografie, mal als Teil einer Parade, immer aber in verrückten Kostümen. Mehr als Balance und gute Körperspannung brauche man nicht, um auf Stelzen zu laufen, sagt Juri. „Das ist wie Fahrradfahren, man verlernt es nicht”. 

Mittlerweile verdient Juri mit den Auftritten sogar Geld. Am meisten Spaß macht ihm das Laufen auf Sprungstelzen. Die sind zwar nicht 80, sondern „nur” 50 Zentimeter hoch, aber viel beweglicher. Das wichtigste bei den Auftritten sei aber immer: Das Publikum. Je besser die Stimmung, desto mehr Spaß machen die Shows. „Und eigentlich freuen die Leute sich immer, dass wir da sind”, sagt Juri.

von Carlotta Hartmann

Der Erfinder: Franz baut sein eigenes Auto

​Eigentlich ist er erst 14 Jahre alt. Autofahren wollte Franz aber unbedingt, und das nicht erst mit 18.  Die simple Lösung: Selbst Hand anlegen. „Deswegen habe ich mir eigene Fahrzeuge gebaut“, erklärt er. Sein neuestes Werk ist ein motorisierter Rollstuhl. Ursprünglich sei dieser ein Geschenk von Verwandten gewesen. „Damit wollte ich aber nicht fahren, weil das komisch aussieht“, sagt er, „Ich habe neue Antriebsräder, Batterien und einen Motor eingebaut.“ Dabei habe sein Bastler-Hobby klein angefangen. Als er sein erstes eigenes Werkzeug bekommen hatte, bastelte er eine Holzkiste mit Geheimversteck. Danach war bald sein erstes Fahrzeug an der Reihe.

So sieht Franz‘ (14) eigenes Auto aus.

Inzwischen macht ihm das Bauen sogar mehr Spaß als die neuen Fahrzeuge auf dem Hof zu testen. „Wenn es mir nur um das Fahren ginge, hätte ein Fahrzeug ja gereicht“, findet Franz. So kommt es, dass er immer wieder neue Vehikel-Visionen hat. Sein neuestes Projekt lässt zurzeit aber noch auf sich warten. „Das ist schwierig, ich habe leider noch keinen Motor“, erklärt er. In der Schule habe sich sein Hobby inzwischen rumgesprochen. Schräge Blicke gebe es dort aber nicht. Im Gegenteil:  Von seinem Freundeskreis erntet er großen Respekt. „Die finden alle toll, dass ich so viele Ideen habe, die ich dann auch umsetze“, erklärt er. Sobald er mit einem Fahrzeug fertig ist, zeigt er es seinem besten Freund, der ganz in der Nähe lebt. „Der findet das auch ziemlich cool“, erzählt Franz.

von Finn Bachmann

Der Macher: Simon und der Roboter im Maisfeld

Simon ist 15 Jahre alt und baut einen Landwirtschaftsroboter. Damit will er an einem Wettbewerb für autonome Feldroboter teilnehmen. Obwohl er erst 15 ist, ist Simon komplett im Thema. In der vierten Klasse startete er seine ersten Programmierversuche – so richtig zu Sache ging es ein Jahr später. Mithilfe von Erklärvideos auf Youtube brachte er sich die Programmiersprachen Java, Python und C++ mehr oder weniger selbst bei. Irgendwann wurde ihm sogar der Programmierunterricht in der Schule zu langweilig. „Ich liebe das Programmieren zwar, aber es fehlt mir manchmal, dass die Ergebnisse oft so schwer greifbar sind“, erzählt er. Der nächste logische Schritt für den 15-Jährigen: Feldroboter.

„Hier kann ich gleich sehen, ob der Roboter rollt oder steht“, erklärt Simon. Die Maschine, mit der er bei dem Wettbewerb antritt, muss sich ohne Steuerung von Außen alleine auf einem Maisfeld zurechtfinden. „Er muss das Feld abfahren können, ohne die Pflanzen zu beschädigen und soll Unkraut erkennen und dessen Position auf zeichnen können“, sagt Simon. Das bei dem jährlichen Contest sonst nur Studenten und Erwachsene mit machen, stört ihn nicht. Simon ist begeistert von der Technologie. „Mir macht es Spaß, an den komplexen Zusammenhängen zu tüfteln“, sagt Simon. Freiwillig könnte er den Roboter für den Wettbewerb noch klüger machen. „Es gehört schon einiges dazu, so einen Roboter zusammenzubauen. Ihn noch mit extra Skills auszustatten wäre aber eine unlösbare Mission für mich“, sagt Simon.

Von Insa Merkel


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