Trotz guter Bewertungen: Diese Serien wurden zu früh abgesetzt
Foto: Oscar Nord/Unsplash
Immer wieder werden Serien trotz überwiegend guter Bewertungen von Kritiken und Fans eingestellt. MADS stellt sechs Beispiele vor, die weitere Staffeln verdient hätten.
Der Fall „The Acolyte“ zeigt: Nach wie vor werden Serien abgesetzt, die von Kritikerinnen und Kritikern überwiegend positiv aufgenommen wurden. Bei der von Disney produzierten Serie aus dem „Star Wars“-Universum kam jedoch hinzu, dass Userinnen und User das Projekt mit massenhaft negativen Reviews bewerteten. So kam es, dass der Critics Score auf der Website Rotten Tomatoes bei 78 Prozent lag – und der Audience Score bei gerade einmal 18 Prozent. „The Acolyte“ ist nicht die einzige Serie, die das Schicksal einer verfrühten Absetzung erlitten hat.
„Mindhunter“
„Mindhunter“ gilt als Paradebeispiel für Serien, die laut Fans zu früh abgesetzt wurden. Das spiegelt sich auch in den Bewertungen wider: Auf Rotten Tomatoes erhielt sie einen fast perfekten Critics Score von 97 Prozent, und auch Zuschauerinnen und Zuschauer bewerteten „Mindhunter“ mit 95 Prozent.
Hauptfiguren der True-Crime-Serie sind Holden Ford (Jonathan Groff) und Bill Tench (Holt McCallany), die den realen FBI-Detectives John Douglas und Robert Ressler nachempfunden sind. Sie gelten als Pioniere des sogenannten Profilings, dessen Anfang und Entwicklung in „Mindhunter“ eindrucksvoll und nervenaufreibend dargestellt wird. Mit der Unterstützung von Psychologin Wendy Carr (Anna Torv) interviewen die beiden überführte Serienkiller und erhoffen sich dadurch, deren Beweggründe besser zu verstehen. Das Ziel: durch die Auswertung der Erkenntnisse Verhalten zu kategorisieren, Täter zu überführen und eventuell sogar Verbrechen vorhersehen können.
Regisseur David Fincher gab bekannt, dass ihn die zweite Staffel sehr viel Kraft gekostet und er eine Auszeit gebraucht habe. Das sorgte für die Absetzung der Serie. Zwar deuteten Fincher und andere Beteiligten immer wieder ein mögliches Comeback der Erfolgsserie an – wahrscheinlich ist das jedoch nicht. Alle Folgen, die bisher erschienen sind, können sich Interessierte auf Netflix ansehen.
Von Tim Klein
„Hannibal“
Die Horror-Thriller-Serie Hannibal handelt von dem begabten Profiler Will Graham (Hugh Dancy), der über eine besondere Fähigkeit verfügt: Er kann Morde in seinen Gedanken exakt rekonstruieren, wobei er sich selbst in der Rolle des Mörders sieht. Während seiner Arbeit mit dem FBI entscheidet er, sich Hilfe vom bekannten Psychiater Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) zu holen. Die beiden entwickeln eine sehr enge Verbindung, jedoch hat Hannibal mehr gemeinsam mit den Mördern, die Will verfolgt, als dieser es sich vorstellen kann.
Beliebt wurde die Serie durch den außergewöhnlichen Plot, die beeindruckende Kinematografie, aber vor allem durch die intensive Beziehung der Hauptfiguren. Die Serie wurde nach der dritten Staffel vom US-Sender NBC im Juni 2015 abgesetzt, und zwar nachdem sich die Zahl von durchschnittlich fast drei Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer bereits halbiert hatte. Trotzdem erhielt Hannibal stolze 93 Prozent auf Rotten Tomatoes.
Der dänische Schauspieler Mads Mikkelsen hat Anfang dieses Jahres die Idee einer vierten Staffel begrüßt. Ob die Serie es jetzt doch nach neun Jahren Sendepause noch einmal auf den Bildschirm schafft? Genug Fans warten darauf auf jeden Fall. Joyn, Apple TV und Magenta TV strahlen alle drei bisherigen Staffeln aus.
Von Hanin Alshwikh
„Shadow and Bone“
Booktok-Liebling und Netflix-Original „Shadow and Bone – Legenden der Grisha“ erzählt Geschichten aus Leigh Bardugos „Grishaverse“, einer Fantasywelt voller Magie, Königreiche und Verbrecher. Das Land Ravka ist durch Krieg und eine nahezu unüberwindbare Mauer aus Dunkelheit geteilt. Die junge Protagonistin Alina Starkov, gespielt von Jessie Mei Li, weckt das Interesse des Generals der Grisha, als sie unbeabsichtigt die Magie der Sonnenbeschwörung einsetzt. Grisha haben besondere Fähigkeiten, können zum Beispiel Elemente wie Luft und Wasser beeinflussen. Zeitgleich nimmt die Verbrechergruppe der Krähen rund um Gangster Kaz Brekker (Freddy Carter) den Auftrag an, Alina zu entführen.
Leigh Bardugos Welt wird atemberaubend detailreich und ästhetisch dargestellt. Zusammenschnitte der Charaktere und ihrer Beziehungen kursieren im Fandom, ebenso wie zahllose Fanfictions und Fanarts – eine wahre Goldgrube.
Die Serie kam gut an: Auf Rotten Tomatoes erhielt die erste Staffel einen Score von 89 Prozent, die zweite erreichte allerdings nur noch 78 Prozent. Netflix kündigte im November 2023 an, dass es keine dritte Staffel geben wird. Eine Enttäuschung für die Fans, denn genügend Material hätte Bardugos Reihe hergegeben: Sieben Bücher und einige Kurzgeschichten gibt es. Und auch ein Spin-off mit den Charakteren aus „Das Lied der Krähen“ hatte der Serienmacher Eric Heisserer bereits angekündigt. Doch die zweite Staffel habe nicht an den Erfolg der ersten anschließen können, heißt es, wodurch die hohen Produktionskosten nicht gerechtfertigt werden konnten.
Von Karlotta Hamburg
„My Lady Jane“
Warum wurden 1000 Spielzeugpferde an Amazon Prime Video geschickt? Und was hat der Autor von „Game of Thrones“ damit zu tun? Es geht um die Absetzung der Serie „My Lady Jane“.
1553 war Lady Jane Grey ganze neun Tage lang Königin von England – dann wurde sie enthauptet. Mit viel Humor schreibt die Serie „My Lady Jane“ also die Geschichte um: Die selbstbewusste und clevere Protagonistin Jane (Emily Bader) kämpft um ihr Überleben, gegen eine Zwangsheirat und Menschen, die sich in Tiere verwandeln können. Die Serie nimmt die typische Handlung mittelalterlicher Erzählungen auf die Schippe und kommt damit richtig gut an: Sie erhielt 95 Prozent auf der Webseite Rotten Tomatoes.
Als Prime Video also im August – und damit sieben Wochen nach Veröffentlichung – ankündigte, dass die Serie nach nur einer Staffel abgesetzt wird, waren Fans schockiert. Sogar George R. R. Martin, Erschaffer der „Game of Thrones“-Reihe, teilte eine Petition zur Fortführung der Serie, die bereits fast 100.000 Unterschriften gesammelt hat. Außerdem heißt es, der Geschäftsführer von Amazon Prime Video London habe von der Fan-Initiative „Save My Lady Jane“ 1000 Spielzeug-Pferde zugeschickt bekommen – als Anspielung auf die Gestaltwandler in der Serie. Ob das reicht, um den Streaminganbieter umzustimmen, ist jedoch unwahrscheinlich.
Von Karlotta Hamburg
„Archive 81“
In der Mystery-Horror-Serie „Archive 81“ geht es um den jungen Archivaren Dan (Mamoudou Athie), der damit beauftragt wird, Videokassetten zu reparieren. Diese wurden beim Brand eines alten Gebäudes, der viele Leben kostete, stark beschädigt. So stark, dass sie nicht transportiert werden können, und in einer abgelegenen Forschungsstation restauriert werden müssen. Schnell spürt Dan durch Einsicht des Materials eine Verbindung zu Melody (Dina Shihabi), die die Videoaufnahmen gemacht hat, und merkt, dass sie einem dämonischen Kult auf den Fersen war. Was ist mit ihr passiert?
Zum Unverständnis der Fans wurde die gut aufgenommene Serie (87 Prozent bei Rotten Tomatoes) nach einer Staffel und einem üblen Cliffhanger abgesetzt. In den Kommentaren zum Trailer heißt es unter anderem: „I will NEVER forgive Netflix for canceling this series. It was perfection. From the perfect acting, to the suspense and original story. NEVER EVER!“
Besonders bitter: Laut verschiedener Quellen stand „Archive 81“ kurz vor einer zweiten Staffel. Das Team erhielt kurz vor der Aufnahme der Pre-Production die Nachricht, dass Netflix die Serie nicht verlängern wolle. Es habe sogar bereits Scripts für die weitere Handlung gegeben – die Fans nun wohl niemals zu Gesicht bekommen werden. Denn laut des Streaminganbieters habe die Serie nicht genügend neue Zuschauende angelockt.
Von Tim Klein
„Dead Boy Detectives“
Erst in diesem Frühling erschien die erste Staffel der Comedy-Thriller-Serie „Dead Boy Detectives“ auf Netflix. Darin geht es um die beiden Teenager-Geister Edwin (George Rexstrew) und Charles (Jayden Revri), die in unterschiedlichen Jahrzehnten verstorben sind. Mittlerweile sind sie aber seit Jahren bösen Geistern auf der Spur und lösen so Dutzende paranormale Fälle, anstatt ins Jenseits zu gehen. Dabei bekommen sie Unterstützung von der Hellseherin Crystal (Kassius Nelson) und ihrer Freundin Niko (Yuyu Kitamura).
Die Serie ist nicht nur mysteriös, sondern auch kreativ und lustig, da auch Comicelemente in die Serie eingebaut werden. Immerhin ist „Dead Boy Detectives“ ein Spin-off des „Sandman“-Universums, das auf den Comics von Neil Gaiman basiert.
Bei Rotten Tomatoes erhielt die Serie einen Critics Score von 92 Prozent und kam gut an. Doch bereits jetzt ist klar: Eine zweite Staffel wird es nicht geben, wie „Variety“ berichtet. Vermutlich gefiel Netflix die Performance der Serie nicht, denn „Dead Boy Detectives“ hielt sich gerade mal drei Wochen in den Top 10 der besten englischsprachigen Serien.
Schon von Anfang an lief die Produktion für die Serie zudem nicht glatt: 2021 gehörten die Rechte der geplanten Pilotfolge noch dem Anbieter Max, bevor 2022 klar wurde, dass eine ganze Staffel produziert werden sollte. 2023 verkaufte Max dann die Rechte an Netflix.
Von Josefine Battermann
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