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Präsidentschaftswahl in den USA: Wird Robert Kennedy gefährlich für Trump und Biden?

Präsidentschaftswahl in den USA: Wird Robert Kennedy gefährlich für Trump und Biden?
Foto: Richard Vogel/AP

In den USA steht im November die Präsidentschaftswahl an. Und nun kandidiert auch Robert F. Kennedy, der 70-jährige Neffe des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy. Gerade auf Tiktok ist er sehr präsent – welche Chancen hat der berühmte Impfgegner auf einen Wahlsieg?


Robert Kennedy tritt diesen November für die US-Präsidentschaftswahl an, obwohl er weder zu den Republikanern noch den Demokraten gehört. Die Kandidatur des Neffen von John F. Kennedy ist vor allem geprägt von einem: Widersprüchen. Der 70-Jährige sagt über sich selbst, dass er von „den Medien” jahrelang zensiert worden sei, wie National Public Radio (NPR) berichtet – dennoch nutzt er geschickt Mittel wie Social Media für sich aus.

Robert Kennedy: Widersprüchliche Medienpräsenz

Ein kurzer Blick auf seine Website, seinen Tiktok-Kanal und die zahlreichen Auftritte in Podcasts zeigt: Kennedy hat eine starke Medienpräsenz. Gerade die Social-Media-Plattform Tiktok weiß er sehr geschickt für sich zu nutzen. Die Videos sind geschnitten auf die typischen kurzen Zeitspannen, unterlegt mit Musik und hochwertig gedreht. Drohnen filmen Kennedy aus der Luft, wie er durch eine atemberaubende Landschaft läuft. Er wird gefilmt auf Hawaii, springt aus einem Helikopter in den Ozean, um ein „small business“ zu unterstützen. Insgesamt wirkt Kennedy jung, hip und bodenständig. Er hat „fun uncle“-Potenzial und soll so vermutlich junge Menschen abholen.

@teamkennedy2024

America is a nation of nature lovers. It’s true of liberals and conservatives, urban and rural folk, climate activists and climate skeptics. As president, I’ll tap into the American love for nature to protect our environment and to inspire the world with our example. #kennedy24 #rfkjr

♬ original sound – Robert F. Kennedy Jr

Auf seiner Website stellt er sein Wahlprogramm vor. Er erklärt seine Ziele und, wie er sie erreichen will. Dazu zählen der Umweltschutz, das Eingliedern der indigenen Bevölkerung und etwas, was er als „racial healing“ beschreibt. „Racial healing“ steht symbolisch für das Beenden des systemischen Rassismus in den USA. Er wirft nicht nur mit diesen Begriffen um sich, sondern kann konkret formulieren, wie er diese erreichen will. Es sind teils naheliegende Themen für den parteilosen Kandidaten. So nutzt er den „Peace Plan“ seines Onkels JFK, um zu erklären wie er Frieden zwischen Russland und der Ukraine schaffen will. Auch beschreibt er online, wie er und sein Sohn verhaftet worden seien, als sie gegen die Dakota-Ölpipeline protestierten, die durch ein ein indigenes Reservat laufen sollte.

Vergangenheit als Schwurbler

Jedoch ist auch seine Vergangenheit immer wieder Thema im Wahlkampf. Kennedy war während der Corona-Pandemie einer der lautesten Impfgegner – mal abgesehen von Donald Trump. Er warnte davor, dass Impfungen Autismus verursachen würden, und äußerte sich in dem Zuge auch antisemitisch. Kennedy bestreitet diese Aussagen mittlerweile. Nach Angaben von AP-News wird seine Kandidatur jedoch fast ausschließlich von Impfgegner-Organisationen finanziell unterstützt.

Foto: Diana Polekhina/Unsplash

Potenzielle Probleme der Kandidatur

Abgesehen davon steht Kennedy vor größeren Problem: Er muss nämlich erst mal auf dem Wahlzettel stehen. Das sogenannte „Ballot Access“-System ist in jedem Staat unterschiedlich, erfordert aber immer Unterstützung durch die Bevölkerung, beispielsweise in Form von Petitionen. Derzeit kann er nur in Nevada, Utah, Hawaii, North Carolina und New Hampshire offiziell gewählt werden. Da das Wahlsystem der USA über Wahlmänner läuft, ist er zwar nicht gezwungen, in jedem Staat auf dem Wahlzettel zu stehen, es ist allerdings durchaus von Vorteil.

Yussi Pick. Foto: Sara Gross

Robert Kennedy: Eine Gefahr für Biden

Wahlexperte Yussi Pick beschäftigt sich mit der Kandidatur von Kennedy. So werde dieser eher die Wahl beeinflussen, als sie tatsächlich zu gewinnen. Stand jetzt schade er Biden mehr als Trump, das hätten Umfragen gezeigt, erklärt Pick. Kennedy spreche am ehesten die moderate libertäre Bevölkerung an, habe aber außerdem noch das Glück, dass sein Name auch bei weniger politisch interessierten Amerikanern bekannt sei. Allerdings sei Kennedy auch schon seit Jahren der „verrückte Onkel“ der Kennedy-Familie, der gegen das Impfen wettere. Er zählt für Pick zu den esoterisch-ökologisch geprägten Impfgegnern und spreche vor allem auch „Anti-Establishment“-Gruppen an. Dazu trage auch seine Tiktok-Reichweite bei. Dennoch, sagt Pick, eine tatsächliche Präsidentschaft Kennedys bleibe unrealistisch.

Inwiefern Kennedy die tatsächlichen Wahlergebnisse beeinflusst hat, lässt sich erst nach der Wahl feststellen. Umfragen von Projects538 zeigen, dass nur eine geringe Anzahl der befragten Amerikanerinnen und Amerikaner eine positive Meinung zu Kennedy hat. Doch immerhin rund 10 Prozent der Befragten geben in Umfragen von the Hill/Decision Desk HQ an, Kennedy wählen zu wollen. Für die Präsidentschaft reicht das lange nicht – einen Einfluss auf das Duell Trump vs. Biden kann es aber allemal haben.

Von Olivia Bodensiek


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