MADS erklärt: Das war die RAF
Die Rote-Armee-Fraktion (RAF) versetzte Deutschland 30 Jahre lang in Angst und Schrecken. Jede Woche gab es mindestens einen Bombenanschlag. Aktuell landet die RAF regelmäßig in den Schlagzeilen. MADS erklärt, wer die RAF war und welche Ziele die inländische Terrorgruppe verfolgte.
Die erste Generation der RAF
Die erste Generation der RAF (1970-1974), Rote-Armee-Fraktion, gründet sich aus der 68er-Studentenbewegung und ist für insgesamt vier Tote und 41 Verletzte verantwortlich. Ihr gehören Gudrun Ensslin, Andreas Baader, Ulrike Meinhoff und Horst Mahler an. 1971 veröffentlichen sie das „Konzept Stadtguerilla“. Demnach sieht die RAF sich als Teil eines weltweiten Widerstands gegen den Imperialismus und Kapitalismus. Gleichzeitig strebt die Gruppe eine Revolution in Deutschland an.
Der Ursprung: Revolution ohne Gewalt
Ursprünglich sollen Zivilistinnen und Zivilisten durch Anschläge der RAF nicht verletzt werden, doch schon 1971 stirbt das erste Opfer bei einem Bombenanschlag. Es folgen weitere Attacken dieser Art – auf das Hauptquartier der US-Armee in Frankfurt und das Axel-Springer-Gebäude in Hamburg. Die Orte, so erklärte die RAF laut Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), wählen die Mitglieder anhand zweierlei Kriterien aus: der Beteiligung am „Ausbeutungssystem und Unterdrückungsapparat“ und der Beteiligung am Vietnam-Krieg, den die RAF ablehnte.
Nach einer der größten Fahndungen Deutschlands wird ein Großteil der Mitglieder 1974 festgenommen. In Stammheim soll ihnen der Prozess gemacht werden. Aus dem Gefängnis heraus kämpfen die Terroristen weiter und leiten die zweite Generation der RAF an, während sie selbst sich im Hungerstreik befinden.
Die zweite Generation der RAF
Die zweite Generation der RAF verfolgt die Befreiung der inhaftierten Stammheimer. Sie verliert ihre politische Ausrichtung – eine Beziehung zum ursprünglichen Antiimperialismus und Klassenkampf gibt es nicht mehr. 1975 beginnt die Aktion „big Raushole“ mit der Besetzung der deutschen Botschaft in Stockholm. Die Aktionen weiten sich aus und werden persönlich. 1977 entführen palästinensische Terroristen die Passagiermaschine „Landshut“ und erschießen den Flugkapitän. Ihr Versuch, damit die inhaftierten RAF-Terroristen der ersten Generation freizupressen, scheitert. Die Geiseln können befreit werden, drei der Entführer werden getötet.
Zweite Generation scheitert
Um den Druck auf den Staat zu erhöhen, ermordet die zweite Generation wichtige Funktionsträger. So kommt es zur Entführung von Hanns Martin Schleyer, dessen Bilder sich bis heute in die Köpfe der Menschen gebrannt haben. Auch Siegfried Buback und Jürgen Ponto sterben einen grundlosen Tod, denn der Staat gibt nicht nach. Als die Mitglieder der ersten Generation das realisieren, begehen sie kollektiv Suizid in ihren Zellen. Die Mission der zweiten Generation ist gescheitert.
Die dritte Generation der RAF
Die dritte Generation der RAF agiert auf neue Art und Weise. Die Kräfte sollen sich auf den Kampf in den Metropolen auf (inter-)nationaler Ebene fokussieren. Auch die Struktur verändert sich. Es agiert jede kleine Gruppe für sich und ohne Absprache, auch wenn alle zusammen eine geeinte RAF bilden. Die RAF 3.0 verübt mit französischen Gruppen Anschläge auf Nato-Ziele. Doch sie ermordet auch den Siemens-Vorstand mit seinem Fahrer, den Abteilungsleiter des Auswärtigen Amtes und den Vorstandssprecher der Deutschen Bank. Die Anschläge auf den Vorsitzenden der Treuhandanstalt und der Anschlag auf eine US-Airbase in Frankfurt bleiben noch lange im kollektiven Gedächtnis.
Suche nach Mitgliedern dauern bis heute an
1992 kooperiert die RAF mit dem deutschen Staat, die Eskalation nimmt ab. 1998 löst sich die Gruppe komplett auf. Insgesamt hat die RAF 33 Menschen ermordet und 200 verletzt. Kürzlich wurde RAF-Mitglied Daniela Klette nach jahrzehntelanger Fahndung gefasst. Bis heute dauert die Suche nach Anhängerinnen und Anhängern der Terrorgruppe an.
Von Olivia Bodensiek
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